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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Rücken jagte. Zwei der Leibwächter traten zu Sinan. Einer von ihnen zog einen Dolch.
    »A…aber Meister«, stammelte Jalil. Er hob die Hände, als könne er damit Sinans Wachen abwehren. »Sie ist Eure Tochter. Sie war in Gefahr. Ich dachte …«
    »Ja«, zischte Sinan mit gefährlich ruhiger Stimme. »Und das war dein Fehler.« Er warf seinen Männern einen Blick zu, und sie traten an Jalil heran.
    »Vater«, rief Zahirah. »Vater, nein!«
    Doch es war zu spät, ihr Flehen vergebens. Mit einer Geschicklichkeit, die sie selbst seit Jahren übte und zu vervollkommnen suchte, sprangen die Assassinen auf Jalil zu und schlitzten ihm die Kehle auf. Er sank zu Boden; sein Blut strömte in den Sand und färbte ihn im Dämmerlicht der Fackel pechschwarz.
    »Werft ihn in den Abgrund«, befahl Sinan. »Der Fluss soll diesen Abschaum ins Meer spülen.«
    Die Wachen ergriffen Jalils schlaffen Körper und trugen ihn fort. Im Dunkeln sah es so aus, als gingen sie zu einer Mauer aus Stein, aber dann entdeckte Zahirah, dass sich vor der Felswand eine Kluft befand, in die ein Felsvorsprung hineinragte. Die Männer gingen bis zum Rand dieser Klippe und ließen Jalil fallen. Nach kurzer Zeit hörte man das Platschen eines Aufpralls, das jedoch gleich darauf von dem Tosen des Meeresstromes verschluckt wurde, der in den Tiefen des Abgrunds floss.
    Ihr Entsetzen mühsam bezwingend, richtete Zahirah den Blick auf den Unmenschen, der ihr Vater war. Furcht und Grauen erfüllten sie gleichermaßen. Als er seinen zornigen Blick auf sie richtete, schrak sie vor ihm zurück, worauf ein boshaftes Funkeln des Verstehens in seinen kohlschwarzen Augen aufflackerte. »Sag mir, dass du mir gute Kunde bringst, Zahirah. Ist der Engländer tot?«
    Sie war zu keiner Antwort mächtig, die Zunge schien ihr am Gaumen zu kleben.
    Sinan lachte kurz und gehässig auf. »Ich hätte wissen müssen, dass du den Mut dazu nicht aufbringst«, zischte er wütend. »Du bist schwach. Du bist eine Frau. Du ekelst mich an.«
    Früher wäre Zahirah über diese Beleidigung in Rage geraten, hätte aufbegehrt und versucht, sich zu rechtfertigen, hätte erklärt, dass sie ihre Mission hatte ausführen wollen, und darauf beharrt, dass sie weder schwach war noch seine Verachtung verdiente. Doch nun bekümmerte es sie vielmehr, dass sein Blut in ihren Adern floss, dass sie ihm in irgendeiner Weise ähneln könnte. Es bekümmerte sie, dass sie sich so lange nach der Anerkennung dieses grausamen Mannes gesehnt hatte und bereit dazu gewesen war, alles zu tun, um sie sich zu verdienen.
    Es bekümmerte sie, dass sie aus Furcht vor ihm sogar den Mann verraten hatte, den sie liebte – es riskiert hatte, ihn für immer zu verlieren –, statt den Mut aufzubringen und sich Sinans Zorn zu stellen. Das war ihre wahre Schwäche. Dafür verdiente sie Verachtung.
    »Vater«, sagte sie und das Wort hinterließ einen bitteren Geschmack auf ihrer Zunge. »Ich habe nie etwas von Euch verlangt, doch heute möchte ich einen Gefallen von Euch erbitten. Ich bin gekommen, um Euch zu ersuchen, mich aus dem Clan zu entlassen und mir Euer Versprechen zu geben, dass Ihr Sebastian nichts antun werdet.«
    In Sinans hagerem Gesicht spiegelte sich keinerlei Regung. Starr blickte er sie an, den Mund in dem grauen Bart zu einer schmalen Linie verzogen. »Beides hättest du erlangen können, wenn du getan hättest, wozu du beauftragt worden bist. Du hast versagt, Zahirah. Du wusstest, was auf dem Spiel steht, und du kanntest den Preis, den dein Versagen dich kostet. Und den Preis, den dein englischer Liebhaber zahlen wird.«
    »Mir ist gleich, was Ihr mir antut«, sagte sie und fiel vor ihm auf die Knie. »Vater, ich flehe Euch an. Verschont Sebastian.«
    »Ich mache keine leeren Drohungen, Zahirah. Das solltest du inzwischen wissen.«
    »Ihr werdet ihn also töten«, sagte sie erstickt, außer sich vor Verzweiflung. »Kann ich denn nichts tun, um Euch umzustimmen? Gibt es nichts, was Eure Meinung ändern könnte?«
    Sie sah keinerlei Gnade in seinem unbarmherzigen Blick, keine Spur menschlicher Gefühle in den kalten schwarzen Augen, die auf sie herabstarrten. »Mit deiner Bettelei entehrst du dich selbst. Schlimmer noch, du entehrst mich damit«, sagte er dumpf und wendete sich ab.
    »Nein, Vater«, erwiderte Zahirah, bemüht, sich die Furcht nicht anmerken zu lassen. »Ihr seid derjenige, dem es an Ehre mangelt.«
    Ein entsetztes Raunen ging durch die Männer, die zweifellos empört waren, dass ihr

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