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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Bertrand geteilt hatte, war noch lange nicht alles, das war ihr klar, aber sie fühlte sich auch nicht mehr wie eine Jungfrau. Sie war seine Frau. Sie würde die Mutter seiner Kinder sein, all seiner Kinder.
    Bertrand war zur vorderen Veranda spaziert, wo Madame Emmeline eine zwei Tage alte New Orleans Picayune las.
    »Haben Sie das gesehen, Bertrand?«, fragte sie und schlug aufgeregt mit der Zeitung auf den Tisch.
    Er lehnte sich an einen Pfeiler. »Nein, noch nicht. Was wühlt Sie denn so auf?«
    »Das kann doch nicht gut gehen! Ein Hektar Land abseits vom Fluss kostet inzwischen drei Mal so viel wie noch vor zwei Jahren. Diese Narren nehmen Kredite auf, um Land aufzukaufen, so viel sie nur können, und die Banken fördern den Wahnsinn noch. Das kann nicht gut gehen, irgendwann bekommen wir die Quittung dafür.«
    »Boomzeiten, Madame Emmeline.« Er suchte in seiner Tasche nach einer Zigarre und zog sie heraus. »Darf ich? Sehen Sie, das ist die neue Zeit. Solange Europa immer mehr Baumwolle und Zucker kauft, wird der Markt sich ausweiten.« Dankbar inhalierte er den Rauch und blies ihn zur Decke.
    Josie betrat die Veranda, das Haar ordentlich hochgesteckt, das Gesicht frisch gewaschen. Bertrand nahm Haltung an. »Josephine«, sagte er höflich.
    Emmeline ließ ihren klugen Blick von einem zum anderen wandern. Doch, allmählich glaubte sie es, es würde im Herbst eine Hochzeit geben. Sie war geradezu skandalös nachlässig gewesen, hatte nicht darauf bestanden, dass dieses junge Paar ständig eine Begleitung bei sich hatte. Aber sie hatte es eilig. Bertrand würde nicht mehr lange Junggeselle bleiben, so oder so.
    Bertrand hielt seine Hand hoch, um den Sonnenstand zu überprüfen. »Ich muss los, die Arbeit wartet.«
    Josie konnte es kaum ertragen, ihn gehen zu lassen. Sie wünschte sich nichts mehr, als in seinen Armen zu liegen, aber natürlich benahm sie sich, wie es von einer sittsamen jungen Dame erwartet wurde.
    Sein warmer Blick senkte sich in ihr Herz, und sie verabschiedete sich von ihm.
    Auf dem Weg zum Stall entdeckte Bertrand Cleo, die im Garten Blumen fürs Haus schnitt. In den letzten Wochen hatte er sie kaum einmal zu sehen bekommen; es war offensichtlich, dass sie ihm aus dem Weg ging. Er zwang sie mit seinen Augen, aufzusehen, und Cleo erwiderte seinen Blick, als wäre ihr sein Starren unter die Haut gegangen. Dann schlug sie die Augen nieder und wandte sich ab.
    Cleo füllte ihren Korb mit Blumen, bevor sie hineinging. Im Salon arrangierte sie eine Vase mit Rosen und Freesien; die Kamelien sparte sie für den Esstisch auf. Die Ableger aus Dr. Benets Garten gediehen gut in der frischen Erde, und Cleo hatte es selbst übernommen, den Garten wieder in Ordnung zu bringen, jetzt, wo alle anderen Leute auf den Feldern gebraucht wurden. Von der Arbeit mit Spaten und Hacke hatte sie eine Blase an der Hand, aber sie mochte diese Tätigkeit, die ihren Kopf nicht zu sehr beanspruchte. Mit Leib und Seele sehnte sie sich nach Remy, und mit jedem Brief, den Phanor mitbrachte, wurde ihre Geduld noch ein bisschen mehr strapaziert.
    Sie trug die geheimen Briefchen in ihrem Ausschnitt, bis sie ganz zerknittert waren vom häufigen Öffnen und Schließen. Remys erster Versuch hatte nur aus drei Wörtern bestanden, die er schräg über das Papier gekritzelt hatte: »Ich arbeite hart.« Aber mit Phanors Unterstützung und mehr Übung waren die Zeilen gerade geworden und die Briefe detaillierter. »Ich spare jede Woche etwas. Habe schon vier Silberdollar zusammen. Ich küsse das Papier, wo ich das X gemacht habe. Warte auf mich. Ich arbeite hart für uns.«
    Vier Dollar! Wie sollte er jemals genug verdienen, um sie freizukaufen?
    Josie betrat das Zimmer und blieb stehen, um den Strauß zu bewundern. »Die sind aber schön«, sagte sie und ging dann weiter.
    Cleo spürte Josies innere Abwesenheit fast noch mehr, seit sie aus New Orleans zurückgekehrt war. Josie war abgelenkt, saß stundenlang auf der Veranda oder in ihrem Zimmer und starrte auf den Fluss oder auf den Baumstumpf, wo der Blitz die alte Eiche verbrannt hatte.
    Selbst wenn Phanor nach Hause kam, um seine Familie zu besuchen, blieb sie unnahbar. Cleo hatte erwartet, dass sich Josie freuen würde, Phanor zu sehen, und es schien, als habe auch Phanor das erwartet. Er machte kein Geheimnis aus seiner Zuneigung zu ihr, auch wenn sie die Tochter eines Plantagenbesitzers war. In jener Nacht auf dem Deich hatte sie doch so nah wie möglich bei ihm gesessen,

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