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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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sie würden nicht hungern müssen, dafür würde er schon sorgen.
    Aber seine Frau und seine Kinder hatten Angst, und das war allein Josephines Schuld.
    Und es war natürlich die Schuld dieses eingebildeten farbigen Mädchens. Cleo. Cleo mit ihrer hochmütigen Art. Cleo, die immer so tat, als wäre sie was Besseres. Dabei war sie doch nicht mehr als eine kleine, dreckige Sklavin! Und sie hatte es doch gewollt, so wie all die anderen auch. Sie hatte es doch nötig gehabt!
    Er zog den Sattelgurt seines Pferdes zu fest an, sodass die Stute mit den Hufen scharrte und stöhnte. LeBrec hatte den ganzen Tag noch nichts getrunken, nicht einmal, um den Schmerz in seiner Wunde zu betäuben, und sein Kopf fühlte sich an, als wollte er zerspringen. Er riss sich zusammen, löste den Sattelgurt und begann noch einmal von vorn. Irgendwo eine oder zwei Stunden flussaufwärts würden sie ein Lager aufschlagen und ein Feuer machen. Und wenn die Kinder erst einmal zur Ruhe gekommen waren, würde er endlich etwas trinken.
    LeBrec ließ seine Familie auf den Wagen steigen. »Du zuerst, mein Sohn«, sagte er und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. »Du hilfst deiner Mutter mit den Maultieren. Steig da rauf.«
    Dann streckte er eine Hand nach seiner Frau aus. »Bettina.«
    Sie wischte sich über die Augen und nahm Sylvie an der Hand. »Ich komme«, sagte sie.
    LeBrec hob seine Tochter hoch und setzte sie neben ihren Bruder. Dann half er seiner Frau, auf den Wagen zu klettern, und gab ihr die Zügel in die Hand. »Das Maultier ist so alt, das macht dir keine Schwierigkeiten, Bett. Lass es einfach hinter meinem Pferd hergehen.«
    Die ganze Zeit standen Ellbogen-John, der alte Sam und seine Söhne Etienne und Laurent mit verschränkten Armen in der Nähe. Sie hatten ihm keine Hilfe angeboten, und LeBrec war umso mehr gekränkt, weil sie seiner Schande zugesehen hatten.
    Er stieg auf sein Pferd, schnalzte dem Maultier zu und ritt an. Unter den Blicken der Sklaven kochte er vor Scham und Wut.
    »Dafür wird sie bezahlen«, murmelte er.
    Drei Nächte darauf, bei Neumond, ritt er zurück nach Toulouse. Er band sein Pferd an einem kahlen Hickorybaum fest und sprach beruhigend auf das Tier ein. Dann ging er zu Fuß durch das größte Feld auf der nördlichen Seite von Toulouse, Sugar Hollow. Die Grillen zirpten, das Zuckerrohr wiegte sich im Wind, mehr als mannshoch und reif zur Ernte, aber er hatte ein anderes Ziel im Sinn.
    Am Rand der Unterkünfte blieb er stehen und lauschte in die Nacht. Kein Kind, das schrie, kein leises Lachen von einer Veranda. Sie schliefen alle.
    Die fast fertig gebaute Raffinerie ragte dunkel vor dem Nachthimmel auf. Neben ihm lag ein Stapel Bretter, zugesägt und vorbereitet, damit der alte Sam und seine Leute morgen das Dach decken könnten.
    LeBrec schob einen Haufen Sägemehl zusammen, riss Moos von einem der Eichenstämme ab und schichtete alles an der Wand der Raffinerie auf. Dann zog er seinen Feuerstein aus der Tasche und schlug Funken in das Moos. Er blies vorsichtig in die kleine Flamme und schob noch mehr Sägemehl zusammen.
    Das Feuer wuchs und glühte, und das orangefarbene Licht beleuchtete den Dreitagebart, den schmutzigen Verband und das irre Funkeln in LeBrecs schwarzen Augen.
    Dann schlich er durch das nördliche Feld wieder davon und verschwand im Zuckerrohr, während die Raffinerie knackte, rauchte und schließlich niederbrannte.

32
    Die verbrannten Trümmer der Raffinerie schwelten noch vor sich hin, als Josie auf Beau hinausritt, um das Zuckerrohr zu überprüfen. Seit LeBrec fort war, ritt sie jeden Tag über die Plantage und arbeitete selbst als Aufseherin. Beau schnaubte, weil ihm der Rauch in die Nüstern stieg, und Josie lenkte ihn ein Stück weg von der verkohlten Ruine.
    Eine Gruppe junger Männer, die eigentlich auf den Feldern Unkraut ausreißen sollten, hatte sich bei der Schmiede versammelt und stand um die Esse herum. Josie stieg vom Pferd, angezogen von der ernsten Stimmung, die dort zu herrschen schien, und als sie herankam, machten sie ihr Platz. Laurent, einer der Söhne des alten Sam, schlug mit einem riesigen Hammer auf einen eisernen Käfig ein.
    Er hatte bereits die Glöckchen und eine der Längsstreben zerstört, aber Josie erkannte dennoch, dass es der Käfig sein musste, den Phanor für sie gezeichnet hatte. Mit einem fragenden Blick hielt Laurent inne.
    Josie streckte die Hand aus, um das Gewicht des Käfigs selbst zu spüren. Sie hätte beide Arme gebraucht, um

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