Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
Vom Netzwerk:
Irgendwas, dass sie sich mit den einfachen Leuten gemein macht, wie eine Händlerin, und dabei ist sie doch ein Mädchen und gerade erst erwachsen. Es geht wohl um Geld, um die Banken, wenn ich das richtig verstehe«, grübelte sie weiter. »Vermutlich braucht sie einfach Geld.«
    »Und weißt du, wo sie ist?«, fragte Valentine weiter.
    »Ich meine, gehört zu haben, dass sie einen Laden unten am Fluss hat. Aber mehr weiß ich auch nicht.«
    Die nächsten Nachmittage verbrachte Valentine damit, auf der Straße am Fluss entlangzuspazieren und nach einer feinen Dame zu suchen, die hier fehl am Platze war. Er war enttäuscht gewesen, als sein Herr diese Américaine geheiratet hatte. Mademoiselle Josephine hätte ihn niemals so herumgescheucht wie diese Madame Abigail. Valentine hier, Valentine da. Tu dies, tu das. Die Frau war zu faul, sich selbst am Kopf zu kratzen!
    Von einer Sklavin am Jackson Square kaufte er eine Pastete und spazierte dann die Rue Chartres hinunter. Aber erst als er diese belebte Straße verließ und die Gassen am Deich durchforschte, wurde er fündig. Gerade verschloss Mademoiselle Josephine die Tür einer verwitterten Bretterbude und ging eilig davon, einen großen Korb am Arm. Valentine folgte ihr in einiger Entfernung, bemerkte aber bald, dass er nicht besonders vorsichtig sein musste. Sie hatte keine Ahnung, dass er sie beobachtete.
    Sie kaufte auf dem Bauernmarkt ein und ging dann zu der Küche am Deich zurück, nur um bald wieder aus der Hütte zu kommen, sodass Valentine ihr folgen konnte, diesmal allem Anschein nach zu ihrer Unterkunft. Inzwischen war es beinahe dunkel geworden, und er blieb lange genug auf der Straße stehen, um zu sehen, wie sie eine Kerze im Fenster über dem Eingang entzündete.
    Am folgenden Abend kam Josie gegen Sonnenuntergang zu ihrem kleinen Zimmer zurück. Louella war noch nicht da, und es war kalt und dunkel in ihrer Behausung. Sie nahm ein Streichholz, um die Kerze anzuzünden, und schüttelte ihre Schuhe ab. Die Sohlen waren sehr abgelaufen, aber sie wollte ihr schwer verdientes Geld nicht für Schuhe ausgeben. Noch nicht. Wenn der Regen ihr die Strümpfe durchnässte, würde sie sich Holzpantinen kaufen, wie sie die anderen Frauen bei der Arbeit trugen. Was solche trivialen Dinge anging, hatte sie ihren Stolz vollkommen abgelegt. Die Mädchen, die sie im Jahr zuvor kennengelernt hatte, waren ihr nie wieder begegnet, und natürlich würden sie sich nie in ihrem Laden blicken lassen. Im Übrigen, wen ging es etwas an, dass sie ihren Lebensunterhalt in Holzpantinen und einer groben Haube verdiente? Sie brauchte etwas, um sich die Haare aus dem Gesicht zu halten, wenn sie kochte, und die zarten Schühchen, die die Mode in diesem Winter vorschrieb, waren gänzlich ungeeignet für eine Frau, die den ganzen Tag auf den Beinen war. Es klopfte an der Tür. Louella hatte noch nie geklopft.
    »Wer ist da?« Die Tür ging auf.
    Josie saß da, einen Schuh in der Hand, und der Mund blieb ihr offen stehen. »Bertrand? Was machst du denn hier?«
    »Darf ich reinkommen?«
    Josie stand auf. »Was willst du von mir?«
    »Ich hörte, dass du in der Stadt bist, aber auf den Partys deiner Freunde habe ich dich nicht gesehen. Da wollte ich mich vergewissern, dass es dir gut geht.«
    »Ja, es geht mir gut, kein Grund zur Sorge.«
    »Josephine, bitte! Du hast allen Grund, wütend auf mich zu sein, aber … ich wüsste gern, ob du Hilfe brauchst.«
    »Nein.«
    Chamard sah sich in dem Zimmer um. Zwei Betten, zwei Stühle, ein Tisch. Kein Teppich auf dem Boden, nur ein schäbiger Vorhang vor dem Fenster. Im Herd ein paar Kohlen, sonst nichts.
    »Mit wem wohnst du hier?«
    »Was geht dich das an?«
    »Bitte, Josephine. Was tust du hier?«
    Sie hob ihr Kinn. »Ich verdiene Geld. Ist das nicht genau das, was in dieser Welt zählt? Geld?«
    Er überhörte den Angriff. »Auf welche Weise verdienst du dein Geld?«
    »Mit meiner Hände Arbeit. Ich habe eine Garküche. Wir machen Pasteten und verkaufen sie.«
    Chamard ließ sich auf einem der beiden harten Stühle nieder. Den Hut hielt er zwischen den Knien fest.
    »Und du machst wirklich Gewinn? So richtig?«
    »Mehr, als ich selbst gehofft hatte. Du siehst also, es gibt wirklich keinen Grund zur Sorge. Du kannst jetzt guten Gewissens gehen.«
    Chamard betrachtete sie im Kerzenlicht. Auf ihrem Kleid war quer über die eine Brust ein Streifen Mehl zu sehen, und ihr Haar war zerzaust, weil sie gerade erst die weiße Haube abgenommen hatte. »Du

Weitere Kostenlose Bücher