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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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hinter ihr her.
    »Geh doch mal ein Stück zur Seite«, sagte sie, öffnete das Fenster und schob die Fensterläden weg, ohne darauf zu achten, dass es hereinregnete.
    Weniger als fünfzehn Meter vom Fenster entfernt, brannte der Baum wie eine riesige Fackel, trotz des strömenden Regens.
    Papa kam ins Zimmer geeilt, eine Kerze in der Hand. Josie kannte die beiden Männer nicht, die ihm folgten. Sie waren vollständig angezogen und rochen nach Tabak und Alkohol. Vermutlich hatten sie in Papas Zimmer Karten gespielt.
    Papa stellte die Kerze auf dem Tisch ab. Er nahm Josies Stola vom Stuhl und legte sie ihr um die Schultern. »Du wirst dich erkälten! Cleo, Kind, mach doch das Fenster zu!«
    Josie wurde stocksteif, als Papa den Arm um sie legte. Ihre Gefühle für ihn hatten einen schweren Schlag erlitten, sie fühlte sich, als würde sie ihn überhaupt nicht kennen, nachdem sie jetzt begriffen hatte, was zwischen ihm und Bibi vorging.
    Er drehte sie um, damit sie die Männer ansah, und sie bemerkte peinlich berührt ihre nackten Füße und ihre unzureichende Kleidung.
    »Meine Tochter. Die Herren Chamard und Medout.«
    »Mademoiselle Josephine«, murmelte Monsieur Medout und nickte förmlich.
    Josie sah den anderen Mann an, dessen Zigarre in dem schwachen Kerzenlicht rötlich leuchtete.
    »Bertrand, vielleicht erinnerst du dich noch an deine Cousine? Damals, bevor du nach Paris gingst?«
    »Mademoiselle.« Bertrand Chamard nahm die Zigarre aus dem Mund und verbeugte sich leicht.
    Josie spürte, wie seine Blicke durch den dünnen Stoff ihres Nachthemds drangen. Sie wurde sich ihres eigenen Körpers, ihrer Brüste, ihres Bauches, ihrer geheimsten Körperteile bewusst; ein seltsames, schwindelerregendes Gefühl. Für einen Augenblick schlug sie die Augen nieder, aber sie konnte sich seinem Blick nicht entziehen.
    »Ich erinnere mich da eher an ein Mädchen mit Stroh in den Haaren und einer großen Zahnlücke.« Sein Lächeln leuchtete förmlich im Kerzenlicht.
    Jetzt erst schien ihr Vater zu bemerken, dass seine Tochter nicht in der richtigen Verfassung war, um männliche Besucher zu empfangen. »Bitte entschuldige uns, Josie. Ich wollte eigentlich nur nachsehen, wie nahe der Blitzeinschlag dem Haus gekommen war. Geht wieder zu Bett, meine Lieben, ich werde dafür sorgen, dass Mr Gale sich um das Feuer kümmert.«
    Josies Gesicht brannte, als sie bemerkte, dass Bertrand Chamard sie immer noch ansah. Und hatten seine Augen nicht auch versucht, die Schatten zu durchdringen, wo Cleo stand, auch sie im Nachthemd?
    Die Herren zogen sich zurück, und Josie kehrte wieder ans Fenster zurück, um dem Feuer zuzusehen, das weiter dem Regen trotzte.
    Dieser Chamard war empörend unhöflich. Irritierend. Das Kerzenlicht hatte sich in seinen Augen gespiegelt, sein dunkles Haar war ihm wirr in die Stirn gehangen. Er hatte die Krawatte lose um den Hals getragen, sodass man die Haut unten an seinem Hals sehen konnte. Und obwohl sie sich nicht berührt hatten, konnte Josie immer noch die Hitze dieses Mannes spüren, die starke körperliche Anziehung, die von ihm ausging.
    Cleo hakte Josie unter. »Wie oft wir wohl unter diesem alten Baum gesessen haben?«
    Bei der Berührung durch Cleos warme braune Haut dachte Josie plötzlich an ihren Vater, wie er Bibi berührt haben musste. Er hatte ihre Kinderfrau berührt, und zwar so, wie Josie es sich von diesem Chamard wünschte. Sie hatte von ihm nur Gutes erfahren, hatte Bibi gesagt. Cleo war die Verkörperung der Sünden, die ihr Vater begangen hatte, und Josie fühlte sich beschmutzt durch ihre Berührung. Sie zog sich zurück und ging ins Bett.
    In den folgenden Tagen behaupteten manche Leute, der letzte Vollmond wäre blau gewesen; andere sagten, nein, der Mond sei nicht blau gewesen, aber der Fluss habe eine seltsam grünliche Farbe gehabt, bevor der Regen begann, die ganze Woche schon. Was auch immer der Grund sein mochte, der Regen ließ die Bäche anschwellen, das Sumpfland und den Fluss.
    Im Hof sprangen Frösche umher, und eines Morgens schrie Bibi so laut auf, dass Emile angerannt kam. Sie war auf der Treppe zur Veranda auf eine Gartenschlange getreten und hatte vor Schreck beinahe ihren Wäschekorb fallen lassen. Emile beförderte die Schlange mit Fußtritten von der Treppe und befahl Ellbogen-John, sie wegzuschaffen.
    Josie lehnte sich aus dem Fenster ihres Zimmers, um zu sehen, was draußen vorging. Papa stand nahe bei Bibi, eine Hand auf ihren Arm gelegt, sein Gesicht so

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