Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
Vom Netzwerk:
Daumen einen Blutspritzer, wo sie gegen einen Stein geschlagen war. »Alles in Ordnung«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass wir Dr. Benet rufen müssen.«
    Dann hob er ihr Kinn hoch. »Ich finde, Sie haben sehr viel Glück gehabt«, sagte er. »Dem weichen Schlamm haben wir zu verdanken, dass Sie einigermaßen heil geblieben sind – und ihrer Geistesgegenwart, die Zügel so lange wie möglich festzuhalten.«
    Er hielt ihr Kinn einen Hauch zu lange fest, fand sie, und sie errötete schon wieder.
    Dann überraschte er sie, indem er seinen Kopf herunterbeugte und sie freundlich auf die Lippen küsste.
    Für einen Augenblick blieb die Welt stehen. Dann bemerkte Josie, dass der Streit zwischen Albany und Abigail offenbar beendet war. Sie standen beide da und starrten sie an. Auch Chamard schien das Schweigen zu bemerken und straffte sich.
    Mit jovialem Gesichtsausdruck wandte er sich an Albany. »Meine Cousine ist wieder ganz bei sich, und darüber bin ich sehr froh, Johnston. Vielleicht sollte sie mit Ihnen auf Ihrem Pferd zurück zum Haus reiten. Ich würde das sehr gern sehen, denn mein Hengst ist für eine zarte Reiterin gänzlich ungeeignet.«
    »Ich kann wirklich selbst reiten!«, protestierte Josie.
    »Liebe Cousine«, sagte Chamard, »ich wäre sehr viel ruhiger, wenn Sie mit Johnston reiten würden.«
    Unter dem Blick dieser zauberhaften Augen willigte sie ein. Albany bot ihr seinen Arm an und führte sie zu seinem Pferd. Als sie im Sattel saß und er hinter ihr, griff er mit einem Arm um sie herum, um die Zügel zu fassen, und hielt sie mit dem anderen Arm um die Taille. Josie spürte seine Hand an ihren Rippen, aber es war nicht dieselbe Empfindung wie bei ihrem Cousin. Solange Johnston hinter ihr saß, war ihr nur einfach viel zu warm.
    Als sie den Stall erreichten, ließ sich Albany als Erster aus dem Sattel gleiten. Dann streckte er beide Arme nach Josie aus. Sie gestattete ihm, sie hinunterzuheben, und als er sie auf ihre Füße stellte, sagte er ihr leise ins Ohr: »Ich bin so froh, dass es Ihnen gutgeht, Josie.«
    Sie zog ihren Kopf zurück. Er hatte die förmliche Anrede »Miss Josephine« offenbar hinter sich gelassen. »Danke sehr, Monsieur«, sagte sie und warf einen schnellen Seitenblick auf Bertrand Chamard. Er sah aus, als müsste er sich das Lächeln mühsam verkneifen.

9
    Toulouse
    An dem Morgen, als Josie mit dem Flussschiff abgereist war, um die Johnstons zu besuchen, wickelte sich Cleo in zwei Schals. Wind und Regen machten den Tag ungemütlich, und Cleo wollte Josie zum Abschied vom Anleger aus zuwinken.
    Josie war seit der Beerdigung ihrer Mutter so distanziert und abwesend gewesen, und Cleo vermisste die alte Kameradschaft. Aber irgendwann würde Josie wieder da sein, wenn Cleo nur lange genug wartete. Trauer war eine vorübergehende Sache.
    Cleo wollte Monsieur Emile und Josie durch das Haupttor folgen, aber Emile schickte sie mit einer Handbewegung zurück. »Geh zurück ins Haus, Cleo«, sagte er. »Es nützt doch nichts, wenn du auch noch nass wirst.«
    Sie wollte protestieren, aber Josie hatte nicht einmal zurückgeblickt, also hatte Cleo Monsieur Emile zugenickt und sich auf die geschützte obere Veranda zurückgezogen. Während sie beobachtete, wie Josie an Bord ging, spürte sie die Einsamkeit schmerzlich. Sie hob die Hand, um zu winken, und einen Augenblick lang dachte sie, Josie hätte sie bemerkt, aber sie winkte nicht zurück. Wie würde ihr wohl die Woche bei den Américains bekommen? Gut möglich, dass sie sich in dieser Zeit noch weiter von Cleo entfernte.
    Nach dem Mittagessen klarte es etwas auf, und der Wind bewegte die Wolken weiter Richtung Südosten. Cleo erledigte ihre Arbeiten im Haus und sah, dass Madame mit den Rechnungsbüchern beschäftigt war. Monsieur Emile hielt sich in seinem Zimmer auf; vermutlich las er oder machte ein Nickerchen.
    Cleo wollte das Menuett spielen, das Josie gerade einstudierte, und sie wollte endlich einmal wieder einen Blick auf die Noten in Josies altem Anfänger-Lehrbuch werfen. Niemand außer Madame Celine hatte sich jemals daran gestört, dass sie Klavier spielte; allerdings hatte sie bei Josie in letzter Zeit manchmal eine gewisse Missbilligung bemerkt. Sollte sie halt selbst ein bisschen mehr üben, wenn sie besser spielen wollte. Monsieur ermutigte sie beide, allerdings war Cleo sicher, er ließ sich beim Singen lieber von ihr begleiten. Josie wurde immer so nervös und verspielte sich, wenn er neben ihr saß.
    Den dürren, immer

Weitere Kostenlose Bücher