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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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eine gute Chance, die Lücke wieder zu schließen, und tatsächlich hatten sie schon einiges an Balken und Erde herangeschafft, und es war ihnen gelungen, den weiteren Zufluss von Wasser zu blockieren.
    Kurz nachdem Mr Gale das Haus verlassen hatte, näherte sich ein weiteres Boot. Es war von der schmalen, einbaumartigen Bauart wie die Boote der Cajuns, und darin stand eine einzelne Gestalt mit einem langen Ruder. Phanor. Gott sei Dank, ihm war nichts passiert. Sie winkte ihm zu.
    Kaum dass er seinen nackten Fuß auf die Treppenstufen gesetzt hatte, schloss sie ihn auch schon in die Arme. Er schaukelte sie für einen Augenblick hin und her, bevor er sie wieder losließ.
    »Mein Vater hat gesagt, ich soll mit Madame Emmeline sprechen.«
    Cleo brachte ihn in Madames Zimmer, das mit Sklaven überfüllt war, die auf dem Boden lagen. In einer Ecke lag eine alte Frau und schlief.
    »Monsieur?«, begrüßte Madame Phanor.
    »Madame Emmeline, ich bringe eine Nachricht von meinem Vater.« Madame wartete ab, aber Phanor sprach nicht weiter. Er drehte seinen Hut zwischen den Händen und warf einen Blick auf Cleo.
    »Cleo, sorg doch bitte dafür, dass die Kinder nicht auf der Treppe zur Veranda spielen«, sagte Madame. »Am Ende fällt uns noch eins ins Wasser. Und pass auf, dass keine Schlangen hereinkommen.«
    Als Cleo die Kinder von beiden Treppen verscheucht hatte und die älteren Jungen mit der Aufgabe betraut hatte, die Schlangen fernzuhalten, wartete Phanor schon an seinem Boot auf sie.
    »Madame sagt, du darfst mitkommen. Wir haben deine Maman gefunden.«
    Blitzschnell schlug Cleo die Hände vors Gesicht, bevor sie sich ebenso schnell bekreuzigte. »Der Gottesmutter sei Dank.«
    »Du kannst sie gleich sehen.« Er half Cleo ins Boot und sorgte dafür, dass sie sich auf eine Bank setzte.
    Cleo wagte kaum zu fragen. »Ist sie verletzt, Phanor?«
    »Ja.«
    »Was fehlt ihr? Ist es schlimm?«
    »Wir sind gleich da.« Phanor drehte ihr den Rücken zu, um das Boot an den Ruinen vorbeizustaken, die einmal Sklavenunterkünfte gewesen waren.
    Cleo saß ganz still und versuchte, sich nicht allzu sehr zu fürchten. Niemand hatte Monsieur Emile bisher gesehen, aber wenigstens Maman war nicht mehr im Wasser. Und es waren so viele Leute unterwegs, um nach Überlebenden zu suchen. Phanors Vater und sein Schwager waren schon wieder losgefahren, nachdem sie Bibi gefunden hatten, und viele andere Nachbarn – Kreolen, Cajuns und Amerikaner – suchten das Wasser ab. Es gab immer noch Hoffnung, sagte sie sich.
    Je näher sie dem Haus der DeBlieux’ kamen, desto dichter wurden die Bäume. Das Moos hing schwer von den Bäumen, und die Mücken summten erbarmungslos. »Phanor, hat Maman etwas gesagt, dass sie Monsieur Emile gesehen hat?«
    »Nein, aber sie spricht überhaupt nicht viel. Manchmal sagt sie ›Thibault‹, und einmal hat sie gesagt: ›Erzählt es Cleo‹. Aber das ist auch schon alles.«
    Wahrscheinlich war ihre Mutter vollkommen erschöpft, dachte Cleo. Sie musste so große Angst ausgestanden haben – vermutlich brauchte sie erst mal Schlaf.
    Das Wasser stand fast still, als sie Phanors Haus erreichten. Cleo wünschte, das Boot läge höher im Wasser, denn immer wieder waren Ratten zu sehen, einmal sogar eine Bisamratte. Maman war fast drei Tage in diesem schwarzen Wasser gewesen, mit all den Ratten und Schlangen um sich herum. Wie hatte sie das bloß ausgehalten, sie, die doch kaum eine kleine Gartenschlange ertrug oder eine Maus im Wäscheschrank?
    »Mach das zweite Ruder klar«, sagte Phanor.
    Halb ertrunken, mit gelben Zähnen und Knopfaugen, die kaum noch aus dem Wasser ragten, paddelten zwei Ratten auf das Boot zu und versuchten, heraufzuklettern. Phanor schlug eine mit seinem Ruder weg, Cleo versuchte ihr Glück mit dem zweiten Ruder, immer wieder, bis sie sie getroffen hatte.
    Sie schluchzte kurz auf. Ihre Mutter hatte so viele Stunden da draußen im Wasser verbracht, sie konnte im Dunkeln gebissen worden sein, wo es nicht einmal genug Licht gab, um die Angreifer zu sehen. Sie konnte überall angeschwollen sein vom Schlangengift oder …
    Phanor nahm ihr das Ruder weg und half ihr, sich wieder hinzusetzen. Er hielt ihre zitternden Hände fest. »Ist schon vorbei, sie sind weg.«
    Ein kleines Stück weiter sah Cleo zwischen den bemoosten Zypressen und Tupelos die grau verwitterten Balken, aus denen Phanors Haus erbaut war. Als das Boot sanft gegen die Veranda schlug, hielt Phanor es fest, damit sie aussteigen

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