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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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niemals auf den Grund ihres Herzens blicken würde. Jedenfalls freute er sich inzwischen jedes Mal auf das Zusammensein mit ihr. Er hörte sehr genau zu, wenn sie ihm erzählte, wie man die gesundheitlichen Beschwerden der Sklaven kurieren konnte, wie man mit den Vorräten über den Winter kam und wie man das richtige Maß an Disziplin und Freundlichkeit den Sklaven gegenüber fand. Zu seiner Überraschung war Emmeline durchaus witzig und charmant, wenn sie nicht übers Geschäft sprachen. Sie war sehr belesen, wusste genau, was in New Orleans vor sich ging, und hielt sich sogar über die Entwicklungen in Paris auf dem Laufenden. Oft lachten sie über Dinge, die sie in den Zeitungen aus New Orleans gelesen hatten, und spekulierten darüber, was die Schurken in Washington wohl als Nächstes aushecken mochten.
    Als Bertrand an diesem Wintervormittag nach Toulouse ritt, dachte er jedoch weder über seine Plantage noch über die von Madame Emmeline nach. Er freute sich darauf, die braun schimmernden Augen von Emmelines Hausmädchen Cleo zu sehen. Längst brachte er sie nicht mehr mit Josephine in Verbindung; irgendwie schien sie nur seinetwegen auf Toulouse zu sein. Sie empfing ihn stets an der Tür, nahm ihm Hut und Mantel ab und fragte ihn, ob er einen Sherry trinken wollte, während er auf Madame wartete. Sie schenkte ihm Wein ein und servierte ihm das Essen. Und die ganze Zeit lauschte sie den Gesprächen bei Tisch. Weder ihre vorgeschriebene brave Frisur noch der nach Sklavenart gesenkte Blick konnten verbergen, dass sie ein intelligentes Mädchen war. Tatsächlich bemerkte er oft die Andeutung eines Lächelns um ihre Mundwinkel oder ein Funkeln in ihren Augen, wenn er einen Scherz machte.
    Auf Toulouse angekommen, stieg er vom Pferd und reichte die Zügel an Ellbogen-John weiter, der diesmal von dem kleinen Simpel begleitet wurde, der Cleo so ähnlich sah. Bertrand vermutete, dass die beiden Geschwister waren.
    »Bonjour, Monsieur.«
    »Bonjour, John, jetzt habe ich doch tatsächlich vergessen, wie dieser prima Bursche da heißt.«
    »Das ist Thibault.«
    Thibault lächelte übers ganze Gesicht, und Bertrand dachte, was für ein reizender Junge er doch war. »Meinst du, du kannst auf mein Pferd aufpassen, Thibault?«
    »Aber sicher, Monsieur, ich passe auf. Ich mag dieses Pferd sehr.«
    »Na, großartig«, lobte Bertrand, ging die Stufen hinauf und klopfte.
    Cleo öffnete ihm. »Bonjour, Monsieur«, sagte sie und streckte die Hand nach seinem Hut aus.
    »Bonjour, Cleo«, antwortete er, berührte ihre Hand und sah ihr ins Gesicht. War sie eine solche Unschuld, dass sie über die Berührung erstaunt war, oder hatte sie seine Blicke während der letzten Wochen richtig verstanden?
    Sie hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen.
    Irgendwie hatte er auf ein Erröten oder auf leicht geöffnete Lippen gehofft, aber was er sah, war Einverständnis, nichts sonst. Kein Dahinschmelzen, kein Begehren. Aber auch keine Ahnungslosigkeit. Sie erwiderte sein Lächeln mit einfacher, fester Freundlichkeit. Keine leichte Beute, diese Cleo.
    Emmeline begrüßte ihn im Salon, und sie tranken ein Glas Sherry zusammen, während Cleo den Tisch vorbereitete. Als sie in der Tür stand, um mitzuteilen, dass das Essen fertig war, erhob sich Emmeline von ihrem samtbezogenen Stuhl, und Bertrand reichte ihr seinen Arm. Sie setzten sich nebeneinander an den großen Tisch, und Cleo servierte die Schildkrötensuppe.
    Seit Albanys Besuch auf Toulouse sahen sie sich heute zum ersten Mal. Als sie zu Ende gegessen und sich in den Salon begeben hatten, sprach Emmeline vom Grund für den Besuch des Américains .
    »Diese Johnstons scheinen sich hier am Fluss ganz gut eingerichtet zu haben. Wenn ich richtig verstanden habe, kennen Sie sie näher?«
    »Ja, das kann man sagen. Ich habe Mr Johnston in New York kennengelernt, als ich von Paris zurückkam, und irgendwie haben wir festgestellt, dass wir beide aus Louisiana kamen. Sein Sohn Albany ist viel mit mir durch die Stadt gezogen und hat mich sogar seinen Freunden im Atheneum Club vorgestellt.«
    »Und gefällt Ihnen dieser Albany? Als Mann, meine ich?«
    »O ja, durchaus. Er ist eine ehrliche Haut. Ein bisschen langweilig manchmal, aber ein verlässlicher, ehrlicher Bursche. Man sollte es gar nicht denken, aber er spielt ziemlich gut Poker.«
    »Er hat um Josephines Hand angehalten, hat er Ihnen davon erzählt?«
    Bertrand nickte. Er klopfte kurz mit der Hand auf seine Tasche, in der sich eine Zigarre

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