Das Herz des Vampirs: Erotische Vampirstory (German Edition)
den Menschen, die hier wohnen sollten – Forschern, Soldaten, Kriegsgefangenen – den Aufenthalt zu erleichtern. Vermutlich hatte das US-Militär einmal große Pläne mit der Basis gehabt. Im Gegensatz zu den Frühwarnstationen in der Arktis, die sowjetische Bomber entdecken sollten, war völlig unklar, wozu diese Kuppel gedacht war. Soweit Billy wusste, konnten noch Dutzende andere unter Bergen aus falschem Schnee begraben sein. Es gab sogar einen Wintergarten für die kalte Jahreszeit. Billy frischte dort seine Bräune auf. Er fand, dass dieser Look nach Vampirsarg ihm nicht stand.
Im Fitnessraum dankte Billy innerlich manchmal Gorbatschow. So sehr er die Abgeschiedenheit der Arktis liebte, wäre er doch ohne den Fitnessraum verrückt geworden. Das Training half, wirklich. Es machte ihn stark, körperlich und geistig. In letzter Zeit funktionierte er aus Sehnsucht nach Esther kaum noch. Er hatte sie seit dem Moment, in dem sie auf dem Eisfeld angekommen war, gespürt, und die letzten paar Wochen waren eine Qual gewesen. Und jetzt hatte er Idiot das getan, von dem er geschworen hatte, es nie zu tun: Er hatte von ihrem Blut gekostet.
Er hätte sich zurückhalten, widerstehen sollen. Aber als er in die Hütte hereingeplatzt war und Simeon dort gesehen hatte, mit ihrem Blut auf den Lippen und ihren Säften an seinen Fingern, war Billy ausgeflippt. Ein kurzer linker Haken, und zwei verschiedene Sorten leuchtend roten Bluts hatten an Simeons Lippen geklebt. Ihn sauber zu küssen und Esthers Geschmack frisch und stark zu spüren, war das Beste, was Billy passiert war, seit er mit dem Töten aufgehört hatte.
Er wollte mehr, so viel mehr. Mehr von ihrem Blut, ihrem Körper, ihrem Herzen, ihrer Muschi, ihrer Liebe. Über die Jahrhunderte hinweg hörte er Nadirs Stimme. »Du bist ein Vampir, Wilhelm, kämpf nicht dagegen an.«
Wenn ich einfach weniger töten könnte, dachte Billy, vielleicht könnte ich lernen, damit umzugehen. Er nahm die Hantel in die andere Hand und arbeitete jetzt mit dem anderen Arm. Eigentlich hatte er vorgehabt, drei Sets mit zehn Wiederholungen zu absolvieren, aber ein Schrei aus dem Nebenraum unterbrach ihn.
Teufel, er hatte vergessen, hinter sich aufzuräumen. Billy war so fassungslos über das gewesen, was er getan hatte, dass er gleich in den Fitnessraum gegangen war.
Er legte die Hantel ab und lief in die Hauptkuppel. Sinnlos, seine Tat jetzt noch zu vertuschen. Simeon hatte die Hand an die Stirn gepresst und ging auf und ab; zwei Schritte nach links, zwei nach rechts. Ein paar Mal warf er einen Blick auf den Kaminvorleger und verzog angewidert das Gesicht.
Suzanne stand da, die Hand vor den Mund geschlagen und mit Tränen in den Augen. Auf dem Vorleger aus Eisbärfell lagen Renfields Überreste. Silberblaues Fell und sein Hals eine blutige, von verfilztem Fell umgebene Wunde.
»Oh Mann«, hauchte Simeon und starrte Billy an. »Du hast die Katze gegessen. Du hast verdammt noch mal die Katze gegessen.«
Billys Haut glänzte vor Schweiß. Er erwiderte den Blick, schob trotzig das Kinn vor und blähte die Brust auf.
»Ich hatte Hunger«, sagte er.
Simeon stürzte zu Suzanne und umarmte sie. »Ich habe es dir ja gesagt«, schluchzte er. »Er ist ein Monster.« Er drehte sich zu Billy um. »Ich habe so die Nase voll von dir.«
5
Esther träumte, sie befände sich in einem riesigen, möblierten Iglu. Nein, keinem Iglu, denn es bestand nicht aus Eis, und außerdem war es zu warm. Die Logik des Traums, und ein Traumiglu: eine eisweiße Kuppel mit einem kräftig knisternden Feuer, einem Eisbärfell als Kaminvorleger und Kerzenflammen, die wie ein Muster aus bernsteinfarbenen Blütenblättern wirkten. Nichts ergab einen Sinn.
Die Hände hinter dem Rücken gefesselt und das dunkle Haar zu einem dicken Zopf geflochten, kniete sie auf dem Fell. Sie trug nur ein Paar Boxershorts und hatte keine Ahnung, wie es zu diesem entblößten Zustand gekommen war. Ein Stück weit weg stand Billy und sah mit finsterer Miene auf sie herunter. Wahrscheinlich hatte es etwas mit ihm zu tun.
»Du machst mich schwach«, erklärte er in einem stahlharten Flüsterton. »Es ist nicht deine Schuld, aber du schwächst mich.«
Darauf wusste Esther keine Antwort. Sie war zu verängstigt, um zu sprechen. Dieser Mann beherrschte den Raum. Er war sein Reich, und sie schien seine Gefangene zu sein. Stocksteif stand er da und hatte die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Tarnhosen gehakt; eine angespannte Haltung, die
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