Das Herz des Vampirs: Erotische Vampirstory (German Edition)
war alles andere als fit. Sie hatte Einzelheiten über die beiden Skifahrer erfunden, weil sie sich kaum an sie erinnerte. Auf keinen Fall würde sie zugeben, dass sie ohnmächtig geworden war, oder ihre seltsamen Träume eingestehen. Sie wollte nicht, dass man sie für das schwächste Glied des Teams hielt.
Nach fünf Minuten auf dem Schneemobil begann Esther zu fürchten, dass sie das einzige Teammitglied war. Als Erstes fand sie Dougs Leiche. Sein kräftiger Körper lag zusammengekrümmt auf dem Eis. Er trug lange Thermounterhosen, Isolierstiefel und seinen Parka. Esther war an ihn herangefahren, da sie nicht wusste, in welchem Zustand er sich befand. Er war furchtbar schwer, doch es gelang ihr, ihn auf den Rücken zu drehen. Seine Augen waren glasig, in seinem Bart hingen Eisklumpen, und aus der Wunde an seinem Hals schwappte etwas Blut heraus.
Esther war geflüchtet, hatte das Schneemobil beschleunigt und gegen die Hysterie, die in ihr aufstieg, angekämpft. Bei Adrian und Bird, die sie nur an den Farben ihrer Jacken erkannte, hatte sie gar nicht angehalten. Wenn Bird tot war, dann galt das wahrscheinlich auch für Johannes. Und wenn nicht, dann wünschte er sich sicher, er wäre es, nachdem er Zeuge des Mords an seiner geliebten Margret geworden war.
Esther blieb nur übrig, weit, weit weg zu flüchten. Gott, was in aller Welt war das? Was machte Jagd auf sie, und welche Strecken konnte es zurücklegen? Und wie war es möglich, dass sie den Überfall verschlafen hatte?
Aber jetzt war nicht die richtige Zeit, über das Geschehene nachzugrübeln. Sie musste ihre Sinne zusammenhalten und sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Wenn sie ein Inuit-Dorf an der Ostküste erreichte, wäre sie in Sicherheit.
Aber die Tankanzeige stand niedrig, und als das Schneemobil mit einem Jaulen und Husten stehen blieb, begann Esther an ihren Chancen zu zweifeln. Sie ging weiter. Weil sie wusste, dass es ihre einzige Möglichkeit war. Wenn sie blieb, war sie tot. Und sie hatte nicht vor, hier allein in dieser unwirtlichen Wüste zu sterben. Nein, das wollte sie nicht.
Nachdem sie bis dahin meilenweit gefahren war, klammerte sie sich an die Hoffnung, dass sie die unmittelbare Gefahr hinter sich gelassen hatte. Am bedrohlichsten war wahrscheinlich die Wanderung, die vor ihr lag. Sie hatte Nahrung, einen Campingofen und einen Schlafsack. Sie konnte sich eine Schneehöhle als Unterschlupf bauen. Wenn Wetter und Terrain gut waren, konnte sie es schaffen. Sie würde es schaffen.
»Ich werde nicht sterben«, keuchte sie, und ihr Atem stand in Wolken vor ihr. »Ich werde nicht sterben.«
Sie brauchte nur noch einen Schritt zu tun. Und dann noch einen und noch einen. Mit Skiern hätte sie es leichter gehabt, aber der Gedanke nützte nichts. Sie hatte zusammengerafft, was ihr in die Hände fiel. Sinnlos, das jetzt zu bedauern.
Wieder stand ihr Margrets Bild groß und bedrohlich vor Augen. Was für ein Ungeheuer hatte das getan?
Nein, hör auf zu denken. Noch ein Schritt. Nur noch ein Schritt.
Bald hatte Esther in einen Rhythmus gefunden. Die dämmrige, verschneite Weite betäubte ihre Sinne. Fast zwanzig Minuten lang war sie das Einzige, was sich auf der Eisfläche bewegte. Und dann, als sie sich umdrehte, entdeckte sie im Norden einen schwarzen Punkt. Ihr Herz begann angstvoll zu pochen. Das konnte etwas Gutes oder etwas Schlechtes bedeuten, aber das würde sie erst wissen, wenn es zu spät war. Hier gab es keine Schneewehen, in die sie sich hätte eingraben können, und ihr verlassenes Schneemobil stand weniger als eine Meile entfernt wie ein riesiges Hinweisschild. »Hier entlang.«
Der Punkt wurde größer und teilte sich dann in zwei, die sich ziemlich schnell bewegten. Tiere? Menschen auf Schneemobilen? Esther zog die Antenne des Satellitentelefons heraus und versuchte es, wie es ihr vorkam, zum hundertsten Mal. Nichts. Tot. Ihre Signalpistole war mit einem Karabinerhaken an ihrem Parka befestigt. Abgesehen von einem Schweizer Armeemesser war sie ihre einzige Waffe.
Die beiden Kleckse wurden immer größer. Ihre Geschwindigkeit war beunruhigend, sogar unnatürlich. Esther begann zu rennen, doch in ihrer Schneeausrüstung war sie ungefähr so beweglich wie ein Astronaut. Dann rief sie, als ihr klar wurde, dass es Menschen waren, die sich mit der Schnelligkeit eines Geparden näherten. Und dann schrie sie noch einmal, weil das unmöglich Menschen sein konnten. Undenkbar.
Hand in Hand wurden die beiden Wesen langsamer und
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