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Das Herz des Wolfes (German Edition)

Das Herz des Wolfes (German Edition)

Titel: Das Herz des Wolfes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Stuhl schabte über den Boden. Er kam um den Tisch herum, ging neben ihr in die Knie und zog sie in die Arme. Es war das gleiche Gefühl wie beim ersten Mal, als würde sie nicht nur umarmt, sondern eingehüllt.
    Keiner von ihnen erwähnte die Tatsache, dass ein solches Verhalten seitens eines Polizeibeamten, der eine potenzielle Zeugin verhörte, von vielen als unangemessen betrachtet werden würde. Diese Grenze hatte er bereits vor dem Revier überschritten.
    Alice machte sich selbst ein Geschenk – sie erlaubte sich, das zu tun, was sie brauchte. Sie schlang die Arme um Gideon, barg das Gesicht an seinem starken Hals und schluchzte sich die Seele aus dem Leib.
    Er strich ihr über den Rücken und hielt sie geduldig im Arm. Erst als sie sich beruhigt hatte und Anstalten machte, sich aufzurichten, ließ er sie los. Mit leiser Stimme fragte er: »Besser?«
    Sie nickte und berührte dankbar seinen Handrücken. Dann griff sie nach ihrer Brille und stand auf, um sich an der Küchenspüle das Gesicht zu waschen. Das kühle Wasser tat ihrer überhitzten Haut und den geschwollenen Augen gut. Mit einem Handtuch tupfte sie sich das Gesicht trocken, ehe sie die Brille wieder aufsetzte. Als sie wieder klar sehen konnte, fiel ihr auf, dass die Uhr an ihrem Herd 21:05 Uhr anzeigte.
    Sie sah Gideon an, der ebenfalls aufgestanden war. Jedes Mal, wenn ihr Blick auf ihn fiel, erschrak sie über seine schiere Größe. Heute Abend hatten sie beide noch keine Gelegenheit gehabt, etwas zu essen. Er hatte noch nicht einmal damit angefangen, ihr Fragen zu stellen, also würde er nicht allzu bald wieder gehen. Sie glaubte nicht, dass sie etwas hinunterbekommen würde, aber große, männliche Wyr, insbesondere wenn sie eine so ausgeprägte Physis besaßen, mussten essen.
    »Hast du Hunger?«, fragte sie.
    Er erstarrte. Sie sah ihm an, dass er unschlüssig war, was er antworten sollte, und so unglaublich das an einem so furchtbaren Abend wie diesem auch schien, zeigte sich ein echtes Lächeln auf ihren Lippen.
    »Natürlich hast du Hunger«, sagte sie. »Ich mach dir etwas zu essen.«
    »Das brauchst du nicht«, sagte Gideon.
    »Ich weiß. Aber ich möchte es«, erwiderte sie. »Ich koche gern, wenn ich unter Stress stehe.« Seine Augenbrauen hoben sich, und sie kicherte leise. »Das klingt wahrscheinlich seltsam, aber Kochen beruhigt mich. Ich finde es tröstlich.«
    »Sicher?«, fragte er vorsichtig. »Ich könnte schon etwas vertragen.«
    Wenn man bedachte, wie rücksichtsvoll er sie behandelte, hieß das zweifelsfrei, dass er ausgehungert war. Sie sollte also auf jeden Fall etwas Herzhaftes kochen. Zum Glück hatte sie im Supermarkt ihre Vorräte aufgestockt, nachdem sie in der Vorhersage von dem Wintersturm gehört hatte.
    Sie nahm ein Corona aus dem Kühlschrank und reichte es Gideon. Als er es entgegennahm, leuchtete in seinem Blick vorsichtige Dankbarkeit auf. Gütiger Himmel, er sah aus, als hätte ihm noch nie jemand angeboten, für ihn zu kochen. Sie drehte sich wieder um und begutachtete den Inhalt ihres Kühlschranks, um zu entscheiden, was sie zubereiten sollte. »Du bist eine Art Hund, richtig?«, murmelte sie. Er würde jede Menge Eiweiß wollen.
    »Ein Wolf.«
    Sie hielt inne, während die Worte zu ihr durchdrangen. Kein Hund, sondern ein Wolf. Das bedeutete, dass er nicht gerade zahm oder domestiziert war. Ja, das passte. Wenn sein Fell das gleiche Weißblond hatte wie seine Haare, musste er als Wolf atemberaubend aussehen.
    »Und du bist ein Regenbogenchamäleon, richtig?«, fragte er.
    Der Griff der Kühlschranktür glitt aus ihren kraftlosen Fingern. Während die Tür weit aufschwang, drehte sich Alice um und wich vor ihm zurück, bis sie an die Arbeitsplatte stieß.
    Gideons Miene veränderte sich. Mit ruhiger Stimme sagte er: »Es ist okay, Alice. Erinnere dich, du bist in Sicherheit.«
    Wieder verhielt er sich einfach perfekt. Er kam nicht auf sie zu, sondern lehnte sich entspannt am Esstisch zurück, einen Fuß über den anderen gelegt. Er beobachtete sie mit der gleichen beständigen Ruhe, die er schon den ganzen Abend ausstrahlte.
    Mit einem unsicheren Lachen entspannte sie sich. »Tut mir leid«, sagte sie. »Das schien so aus dem Nichts zu kommen. Und … wir sprechen nicht gern über uns und posaunen nicht gerade herum, welche Art Wyr wir sind, weißt du? Ein Teil davon liegt in unseren Instinkten, und ein anderer Teil … Na ja …« Sie machte eine allumfassende Geste.
    Mit nachdenklichem Blick nickte er und

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