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Das Herz des Wolfes (German Edition)

Das Herz des Wolfes (German Edition)

Titel: Das Herz des Wolfes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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köstlicher geschmolzener Käse und Sour Cream auf Eiern und Gemüse, dazu knusprige, sättigende Kartoffeln – und das alles an einem kalten Winterabend in einer warmen Küche mit einer schönen, freundlichen Frau. Plötzlich war Gideon glücklicher, als er es je für möglich gehalten hätte, glücklicher sogar, als es ihm angenehm war. Die Empfindung durchfuhr ihn mit so leidenschaftlicher Wucht, dass seine Hände zitterten, als er nach Messer und Gabel greifen wollte. Fest umklammerte er das Besteck, um das Beben zu unterdrücken.
    Gideon hatte zu Cuelebres tödlichsten Kriegshunden gehört, er war der Alpha-Captain gewesen, der die Wölfe, Doggen und Promenadenmischungen anführte. Seine Brigade war die begabteste und explosivste, seine Soldaten gingen bis an die äußersten Grenzen. Sie waren die Ersten in jedem Konflikt, sie bellten nicht, sondern stürzten sich mit gieriger, mörderischer Stille in die Schlacht. Sie waren die Aufklärer der Vorhut, die Ranger, die an Orte geschickt wurden, die für die normalen Soldaten zu gefährlich waren, die Wachposten, die in dunklen Ecken patrouillierten und sich hinter die feindlichen Linien schlichen, um den Feind von hinten zu überwältigen.
    Gideon war in den Rängen aufgestiegen, als er noch die unbekümmerte Sportlichkeit der Jugend und einen starken Körper besessen hatte, der über schier unerschöpfliche Reserven verfügte. Inzwischen hatte sich diese unbegrenzte jugendliche Energie zu disziplinierter Reife gewandelt, und sein blondes Haar verblasste wie das Fell eines alternden Golden Retrievers. Er trainierte hart, um seinen muskulösen Körperbau, seine Ausdauer und Schnelligkeit beizubehalten. Jede Schlacht, die er schlug und gewann, zeigte ihm, dass seine Jugend zwar vorbei war, er aber immer noch eine Top-Kondition hatte. Es war noch lange nicht an der Zeit, dass das Alphatier seinen Platz an der Spitze des Rudels räumte.
    Er gehörte nicht zu den außergewöhnlichen unsterblichen Wyr, die mit dem Anbeginn der Welt entstanden waren. Wolf-Wyr hatten eine Lebenserwartung von etwa zweihundert Jahren. Wenn ihn nicht vorher etwas zur Strecke brachte, hatte er noch gut achtzig, fünfundachtzig Jahre vor sich. Mit Disziplin und ständigem Training konnte er noch fünfzig Jahre an der Front aktiv sein, bevor das Alter ihn zwingen würde, sich nach Alternativen umzusehen.
    Als er jetzt an diesem freundlichen Zufluchtsort in Alice’ Küche mit den Sonnenblumen und den salbeigrünen Schränken saß und sie ihn mit ihren sensiblen, strahlend nussbraunen Augen nachdenklich betrachtete, während vor ihm auf dem Tisch das liebevollste, großzügigste und köstlichste Mahl stand, das jemals jemand für ihn gekocht hatte – da konnte er sich endlich eingestehen, warum er wirklich aufgehört hatte. Er war müde geworden.
    Sacht berührte sie seinen Handrücken mit den Fingerspitzen. »Ist alles okay mit dir?«
    Riehl senkte den Kopf. »Ja«, sagte er schroff. »Danke für das Abendessen.«
    »Gern geschehen.« Ihre Zungenspitze berührte ihre Unterlippe. Sie sah aus, als wollte sie noch etwas sagen, doch stattdessen senkte auch sie den Kopf.
    Während sie weiteraßen, herrschte ein überraschend angenehmes Schweigen. Als Alice ihren Teller leer gegessen hatte, griff Gideon nach dem Servierlöffel und bot ihr noch eine Portion Rührei an. Sie zog die Brauen hoch, nickte jedoch lächelnd. Mit tiefer Befriedigung sah er ihr beim Essen zu.
    Aus seinem Handy ertönte Baynes Klingelton, »Stayin’ Alive« von den Bee Gees. Während er den Kopf noch tiefer hielt, um sich den Rest der Kartoffelpuffer in den Mund zu schaufeln, kramte er schon in seiner Tasche nach dem Telefon. »Tschuldigung«, murmelte er. »Das ist mein Chef. Da muss ich rangehen.«
    Die Schatten kehrten auf ihr Gesicht zurück. Er hasste es, das zu sehen. »Selbstverständlich«, sagte sie.
    Gideon ging ins Wohnzimmer, wo er den Anruf entgegennahm. »Ja.«
    »Wie ich höre, hast du deine Zeugin gefunden.«
    »Ja. Ich rede noch mit ihr«, sagte Gideon. Er fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Wir sind in ihrer Wohnung. Was gibt’s?«
    »Wir sind gerade in Haleys Apartment fertig«, sagte der Greif, und dann, an jemand anderen gewandt: »Packt alles zusammen. Ich will, dass jemand alle Dateien auf der Festplatte durchkämmt und jeden Kontakt in ihrer E-Mail-Liste überprüft.« Dann wurde seine Stimme wieder lauter. »Hast du von Alice Clark etwas erfahren?«
    Zur Hölle, ja, eine ganze Menge

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