Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
Wahrheit, und dorthin werden wir am Ende zurückkehren.
Die alten Ägypter glaubten, das Herz sei das Zentrum der Intelligenz und Gefühle. Das Gehirn bedeutete ihnen so wenig, dass sie es beim Mumifizieren aus dem Körper entfernten und wegwarfen.
Freundlichkeit und Güte gehören zu den Ausdrucksformen des Herzzentrums, sie sind Liebe in Aktion. Sie besagen anderen gegenüber: »Du bist auch wichtig; mir geht es nicht nur um mein eigenes Wohlergehen, sondern auch um das deine.« Dem Egogeist fällt es nicht leicht hinzunehmen, dass andere im gleichen Maße wichtig sind, denn das fühlt sich für das Ego so an wie der Tod. Freundlichkeit und Güte verfügen aber über ungeheure Macht und Kraft. Kein Akt der Freundlichkeit wird als gering erachtet. Denken Sie an die Zeit zurück, als Sie noch ein Kind oder ein Teenager waren, und erinnern Sie sich an einen einfachen Akt der Freundlichkeit, den Ihnen jemand erwiesen hat. Ist es nicht interessant, dass Sie sich jetzt, wo Sie sich nach so langer Zeit diesen Moment noch einmal vergegenwärtigen, so deutlich an ihn erinnern – an die Person und an das, was sie getan oder gesagt hat? Das kommt daher, dass auch die kleinste uns erwiesene Freundlichkeit unser Leben verändern kann, wenn sie uns im rechten Moment zuteilwird.
Als ich achtzehn Jahre alt war, trampte ich mit meinem Rucksack durch den Nordwesten der USA, die Pazifikküste entlang. Nach ein paar Monaten vermisste ich meine Familie und Freunde und machte mich wieder in Richtung Zuhause auf. Ich war jung und konnte noch nicht besonders gut mit Geld umgehen. Daher hatte ich kaum mehr genügend Bares, um mir auf der fast 1500 Kilometer langen Strecke vom Norden des Staates Washington bis hinunter nach Santa Cruz in Kalifornien genug zu essen zu kaufen. Wenn ich beim Trampen Glück hatte, konnte ich meiner Schätzung nach in zwei Tagen zu Hause sein, vorausgesetzt, ich war ununterbrochen unterwegs. Doch am Ende des zweiten Tages saß ich sechs Stunden lang an der Autobahn fest. Niemand hielt an.
Irgendwo festzusitzen war nichts Ungewöhnliches. Aber es war Winter, und mir war sehr kalt. Mein Gesicht brannte von der Kälte und dem Wind. Ich hatte die Wahl, unter einer Überführung zu kampieren oder drei Kilometer zu einem kleinen Ort zu marschieren und zu sehen, ob ich einen Greyhound-Bus erwischen konnte. Wenn ich mein ganzes restliches Geld dafür ausgab, konnte es gerade reichen. An der Busstation erfuhr ich aber, dass mir für die Fahrkarte nach Hause 18 Dollar fehlten. Einen Augenblick verschlug es mir die Sprache, dann fragte ich, wie weit ich mit dem Geld, das ich hatte, fahren konnte. Ich dachte, dass ich dann den Rest des Weges trampen könnte. Während der Angestellte am Fahrkartenschalter widerwillig herumrechnete, trat eine Frau mittleren Alters, die das Ganze mit angehört hatte, an den Schalter und fragte, wie viel Geld ich bräuchte, um nach Hause zu kommen. Der mürrische Angestellte sagte es ihr. Ich erhob Einspruch, aber die Frau ignorierte mich, blätterte das Geld hin, drehte sich um und marschierte hinaus. Ich folgte ihr und versuchte, ihr das Geld wiederzugeben. Aber sie drehte sich einfach nur um und sagte mit dem Lächeln einer Mutter: »Denk einfach daran, eines Tages mal jemandem, der in Schwierigkeiten steckt, zu helfen.« Ich dankte ihr von Herzen, sie ging davon, und ich habe mein Versprechen nie vergessen.
Vierundzwanzig Stunden später kam ich mit ein bisschen weniger Stolz, aber mit einer neuen Vision von Güte und Freundlichkeit zu Hause an. Ich hatte noch nie zuvor von einer fremden Person eine solche Freundlichkeit erfahren und war davon tief berührt. So beschloss ich, nach Gelegenheiten Ausschau zu halten, anderen zu helfen. Mutter Teresa sagte einmal: »Große Dinge können wir nicht tun; aber wir können kleine Dinge mit großer Liebe tun.« Der einfache Akt der Freundlichkeit, den diese Frau einem Fremden erwies – der sie vielleicht an ihren Sohn oder Bruder erinnerte –, nahm nur einen Augenblick ihrer Zeit in Anspruch und kostete sie 18 Dollar (was heutzutage etwa 50 Dollar entspricht). Sie erinnert sich wahrscheinlich gar nicht mehr an diese Begebenheit vor drei Jahrzehnten, ich mich aber schon. Und ich bin immer noch dankbar.
Unterschätzen Sie nicht die Macht der Freundlichkeit. Sie ist ein Zeichen von Liebe und Mitgefühl. Ich halte Güte und Freundlichkeit für vorrangige Tugenden, die der Liebe zur Menschheit entspringen. Wer den spirituellen Weg sucht, aber
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