Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
anderes Studio zu gehen. Wenn wir ganz bewusst versuchten, ein anderes Studio an seinem Gedeihen zu hindern. Wenn wir vorsätzlich den anderen behindern, auch wenn es ums Geschäft geht, fügen wir ihm bewusst Schaden zu, und das verstößt gegen die Grundprinzipien des Yoga. Blühe und gedeihe und erzähle der Welt von deinen Vorzügen, aber versuche nicht, Schüler davon abzuhalten, woandershin zu gehen. Beeinträchtige und behindere nicht, denn das erzeugt Feindseligkeit und spaltet uns.«
Warum sind Konkurrenzdenken und Yoga Gegensätze? In seiner Wurzel ist Konkurrenzdenken eine Form von Gier – die Gier, zu gewinnen und sich vor allen anderen an die erste Stelle zu setzen. Und die Wurzel von Gier ist Angst. Deshalb hat diese auf Angst gegründete Gier etwas Aggressives, was gegen das Grundprinzip des Yoga verstößt: Freundlichkeit oder Gewaltlosigkeit – niemandem Schaden oder Leid zuzufügen. Nicht selten kommt im Zusammenhang mit Konkurrieren auch Stehlen vor, und das impliziert tiefe Unzufriedenheit. Jemand, der wirklich zufrieden ist, hat absolut kein Bedürfnis, sich an anderen zu vergreifen. Das Konkurrieren verstößt gegen drei Prinzipien: Freundlichkeit, Ehrlichkeit (nicht stehlen) und Demut (die Folgen erkennen, die das eigene Handeln für andere hat), und es offenbart einen Mangel an Zufriedenheit. Es ist eine Form von Machtanhäufung für das kleine Ich, nicht für das umfassendere Selbst. Es spaltet, statt einzubeziehen. Im Kern wurzelt das Konkurrieren im Ego, das seiner eigenen Erhöhung dienen will und nicht dem umfassenderen Wohl aller.
Schauen wir uns dazu den Teamsport an: Ich glaube, Teamsportarten sind ein gutes Training für junge Leute und helfen ihnen, in diesem Kontext Selbstachtung und Kooperationsgeist zu entwickeln – das Team über sich selbst zu stellen. Aber wir müssen ihnen auch beibringen, dass sie, wenn sie dann Erwachsene sind, nicht mehr spielen, um ihre Gegner zu verspotten und niederzumachen. Die Freude soll im Spiel gefunden werden und nicht darin, jemanden zu zerstören.
Im Yoga konkurrieren wir nicht, sondern versuchen, einander zu helfen und einander so gut wie möglich zu unterstützen. Wir behandeln einander mit Respekt und Freundlichkeit, während wir uns neu erschaffen.
Der Zweck heiligt nicht die Mittel
Die Lehren des Buddha besagten nicht: »Wenn du nicht kriegst, was du willst, mach mehr Druck.« Jesus lehrte nicht: »Wenn dir verweigert wird, was du möchtest, mach ein fürchterliches Palaver, bis sie dir geben, was du möchtest, bloß damit du verschwindest.« Und weder von Mohammed noch von Jesus noch von Buddha stammt der Spruch: »Das Rad, das am lautesten quietscht, bekommt das meiste Fett.«
Aus spiritueller Sicht lässt es sich in keinem Fall als angemessenes Verhalten rechtfertigen, jemanden unter Druck zu setzen oder einzuschüchtern oder etwas zu erzwingen. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. In einem ethisch geführten Leben sind die Mittel so wichtig wie die Absicht und das Resultat; sie sind nicht voneinander zu trennen. Die Ergebnisse liegen in einer Zukunft, die existieren mag oder auch nicht. Die Gegenwart ist es, in der wir unsere Mittel in Handeln umsetzen.
Es gibt mittlerweile zahllose Geschäftsleute, die Yoga praktizieren. Aber viele von ihnen und auch viele multinationale Konzerne verkennen nach wie vor den Wert, den es hat, wenn man ethische Prinzipien auf die Geschäftspraxis anwendet. Sie folgen immer noch der Devise »Der Zweck heiligt die Mittel«, wohingegen im Yoga und in den meisten Religionen der Welt die Mittel nichts vom Ziel Getrenntes sind. Weil es letztlich kein Ende gibt, erreichen wir im Grunde nie das Ziel, das wir uns gesetzt haben, und wenn doch, machen wir schnell einen neuen Plan und fangen wieder von vorne an. Das heißt also, dass wir 99 Prozent der Zeit unseres Lebens innerhalb eines Prozesses verbringen und nicht außerhalb einen Freudentanz auf der Ziellinie aufführen. Yoga ist ein Prozess, bei dem wir Tag um Tag, Minute um Minute bewusst und im Gleichgewicht sind. Wir bemühen uns, alle Leute so zu behandeln, als seien sie unsere Freunde, und dann wird unser ganz normaler Tag zu einem außergewöhnlichen Tag. Dann erreichen wir die meiste Zeit unser Ziel, nämlich glücklich zu sein, statt auf einen fiktiven Erfolg in der Zukunft zu hoffen.
Die Dinge laufen in etwa so ab: David hat das Gefühl, dass seine Sache rechtschaffen, gerecht und in seinem Glauben gegründet ist. Er unternimmt etwas, um
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