Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
in das Ergebnis und versuchen, andere so zu manipulieren, dass wir zum gewünschten Resultat kommen. So läuft das in der Regel ab. Doch meinem Gefühl nach sind Geschäfte und Projekte im Grunde Gelegenheiten, um unsere persönlichen Interaktionen mit anderen zu verbessern – Gelegenheiten zu einer Weiterentwicklung von Güte, Freundlichkeit, Rücksichtnahme und ethischem Verhalten. Denn wenn wir lange genug leben, um auf dreißig oder mehr Jahre zurückblicken zu können, dann erkennen wir, dass wir uns hauptsächlich an die persönlichen Interaktionen erinnern – ob nun positiv oder negativ – und weniger an die Projekte. Projekte kommen und gehen, und ihre Bedeutung verblasst, aber die Reue über vom Streit geprägte Verbindungen oder verbleibender Groll können uns ein Leben lang heimsuchen.
Vielleicht sollten wir bei jeder Interaktion in der Geschäftswelt auch einen Blick auf unsere Werte werfen und dann eventuell die Prioritäten neu setzen. Denn am Ende ist es die Qualität unserer Beziehungen, die unser Leben formt, und diese Beziehungen sind es, an die wir uns erinnern werden.
Konkurrenz und Macht
Wenn ein römischer Feldherr siegreich zurückkehrte und im Triumphzug in die Stadt Rom einzog, hielt ein hinter ihm stehender Diener einen aus Lorbeer- und Eichenblättern geflochtenen Kranz über sein Haupt. Dieser Diener war angehalten, dem triumphierenden General unablässig zuzuflüstern: »Bedenke, dass du sterblich bist.«
• Konkurrieren : Danach streben, etwas zu erlangen oder zu gewinnen, indem man andere, die dasselbe zu tun versuchen, besiegt oder über sie die Oberhand gewinnt.
Konkurrenzdenken ist ein Charakterzug, der in den meisten Gesellschaften akzeptiert ist, doch haben wir es im Westen bis zum Extrem getrieben. Wenn wir uns obige Definition ansehen, wird deutlich, dass Konkurrieren im Grunde bedeutet, dass man andere besiegt oder zeigt, das man ihnen überlegen ist. Konkurrenz basiert auf animalischer Dominanz und nicht auf Einheit. Ein solches Denken trennt uns naturgemäß voneinander und erzeugt bei unseren Mitmenschen Feindseligkeit. Man könnte die Frage stellen: »Aber wie soll man denn ohne Konkurrenz Geschäfte machen? Wenn wir nicht danach streben, besser zu sein als andere Firmen, werden wir gewiss scheitern.«
Der Unterschied zwischen einem Wirtschaftsgebaren, das auf Konkurrenzdenken basiert, und einem gesunden Verhalten im Rahmen rechter Lebensweise besteht zum einen in der Absicht und zum anderen in der Methode. Die Absicht: Man sollte darauf abzielen, die zur Verfügung stehenden Ressourcen, Geld und Zeit eingeschlossen, so zu nutzen, dass sich dadurch das eigene Leben und das Leben anderer sehr wahrscheinlich verbessert. Die Methode: Man sollte einen ethischen Kodex befolgen wie zum Beispiel die Fünf Entscheidenden Dinge.
Als ich der Besitzer und Leiter von Sacred Movement Yoga war, bestand unser Kernanliegen darin, das Zentrum weniger wie eine Firma und mehr wie eine Kirche zu führen. Der Unterschied ist der: Eine Kirche existiert idealerweise, um ihrer Gemeinde zu dienen, wohingegen der Daseinszweck vieler Firmen darin besteht, ihren Besitzern zu dienen. Eine Kirche treibt das nötige Geld auf, um die Kosten für Miete, Reparaturen und Strom zu decken und den Pastor mit einem Gehalt zu versorgen, das ihm ein bescheidenes Auskommen ermöglicht. Unsere Yogaschule funktionierte ähnlich, was auch für andere augenfällig war. Wir waren kein gemeinnütziges Unternehmen – es sollte durchaus Profit bringen –, aber unsere Grundsätze und Strategien glichen mehr denen einer Kirche als denen eines normalen Geschäftsunternehmens. Sie waren mit den ethischen Grundsätzen des Yoga vereinbar, was uns den Respekt unserer Gemeinde einbrachte. Die Teilnehmerzahl stieg ständig, und die Yogaschule war ein Erfolg: zum einen in ihrer Mission und zum anderen als Geschäftsunternehmen, denn die Schule lief gut.
In dieser Zeit traf ich mich einmal mit dem Geschäftsführer einer großen Yogastudio-Kette. Wir sprachen über eben dieses Thema. Der Geschäftsführer sagte: »Auch in der Welt des Yoga ist gesunde Konkurrenz notwendig.« Ich antwortete: »Da bin ich anderer Meinung. Wenn wir miteinander konkurrieren, hören wir auf, Yogis zu sein. Ich habe nichts dagegen, wenn wir alles tun, was wir im Rahmen ethischen Handelns tun können, um Schüler in unsere Zentren zu bringen; aber es wäre ethisch nicht mehr vertretbar, wenn wir Schüler davon abzuhalten versuchten, in ein
Weitere Kostenlose Bücher