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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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Sorgen um dich. Sie könnten immer noch nach dir suchen. Wir müssen Bescheid sagen, dass du bei uns bist.«
    »Noch nicht.« Angel verzog flehend das Gesicht. »Könnt ihr nicht wenigstens ein oder zwei Tage warten? Bitte!«
    Die Verzweiflung in der Stimme des Kindes gab Emma einen Stich. Es war doch nicht zu viel verlangt, wenn Angel nach allem, was sie hinter sich hatte, ein bisschen Ruhe gegönnt wurde, damit sie sich auf das Kommende vorbereiten konnte, dachte Emma. »Na gut. Aber zu lange können wir nicht warten. Das wäre falsch.«
    Angel atmete tief aus, und ihre schmalen Schultern sanken herab. Sie lächelte das Löwenjunge an und schien wieder entspannt und glücklich zu sein. Emma fühlte sich zunehmend unwohl. Vielleicht hatte sie ihr zu schnell zu viel versprochen. Dass sie noch ein paar Tage ungestört bleiben konnte, schien für Angel sehr wichtig zu sein. »Angel, was ist mit deinem Vater? Glaubst du, er weiß, dass du vermisst wurdest?«
    Angel schüttelte den Kopf. »Er weiß gar nichts von mir. Überhaupt nichts.« Ihre Stimme klang unbeschwert, und Emma hatte das Gefühl, dass Angel diese Antwort schon häufig gegeben hatte. »Laura hat Michael auf einer Party in Nairobi kennengelernt. Eine Zeitlang waren sie befreundet, aber dann ist er wieder auf Reisen gegangen. Wir wissen noch nicht einmal seinen Nachnamen.« Sie blickte Emma an. »Ich habe auch keine Geschwister. Es gab nur Laura, mich und die Kamele. Sonst niemanden.«
    Emma fühlte sich überfordert. Ohne Daniel und George wollte sie dieses Gespräch nicht fortsetzen. Sie tat so, als sei sie wieder mit dem Löwenbaby beschäftigt.
    »Soll ich ihn aufwecken, damit er weitertrinkt?«, fragte sie Angel.
    »Ja«, erwiderte Angel. »Das wäre sonst Milchverschwendung.«
    Emma schüttelte den kleinen Löwen leicht, und er schlug wieder die Augen auf. Sie rieb den Sauger an seinen Lippen, bis er wieder zu trinken begann. Als sie aufblickte, sah sie erleichtert, dass George zum Gehege kam. Er trat ein und beobachtete, wie die beiden Jungen die Milch tranken.
    »Um diese beiden habe ich mir große Sorgen gemacht«, sagte er. »Es gibt kein passendes Rudel für sie hier in der Gegend. Und ich kann den Gedanken nicht ertragen, sie allein loszuschicken. Aber jetzt, wo Moyo hier ist, können wir sie zu den anderen Jungen tun.« Er blickte Angel an. »Du kannst mir sicher dabei helfen. Die älteren Löwenkinder schauen zu dir auf. Du kannst diejenige sein, die sie alle zusammenbringt. Aber es wird einige Zeit dauern, sie darauf vorzubereiten.«
    Emma runzelte die Stirn und schüttelte leicht den Kopf, damit Angel es nicht merkte. Er redete so, als ob Angel sich eine ganze Weile hier im Camp aufhalten würde, dabei musste er doch wissen, dass das nicht der Fall sein würde. Sie blickte zum Hof, wo Ndisi am Kochfeuer saß und Erdnüsse schälte.
    »Kannst du die Flaschen bitte zu Ndisi bringen?«, bat Emma Angel. »Er braucht sicher Hilfe bei den Erdnüssen.«
    Angel nickte so eifrig, als ob ihr gerade jemand eine Belohnung versprochen hätte. Als sie mit den Flaschen das Gehege verlassen hatte, wandte sich Emma wieder an George.
    »Ich muss mit Ihnen reden.«

    Sie betrat gerade die Esshütte, als Daniel auftauchte. Er hatte in Georges Hütte über Funk mit Ndugu gesprochen.
    Emma blickte ihm erwartungsvoll entgegen, als er sich zu ihnen an den Tisch setzte. George legte seine Pfeife beiseite, die er noch nicht angezündet hatte.
    »Ndugu ist in der Station angekommen«, berichtete Daniel. »Den Kamelen geht es gut. Mama Kitus Fuß ist fast schon verheilt.« Er lächelte Emma an. »Auf dem Rückweg von Arusha hat er in Malangu angehalten. Alle reden nur von der toten weißen Frau und ihrem Kind.«
    »Was haben sie über Angel gesagt?«, fragte Emma.
    »Sie meinten, niemand würde damit rechnen, noch eine Spur von dem vermissten Kind zu finden. Sie haben Ndugu erzählt, dass der Bruder der Frau aus England gekommen ist, um ihren Leichnam zu überführen.«
    Emma starrte vor sich hin. Dann war also der Bruder der nächste Verwandte. Und anscheinend bedeutete ihm Laura – und vermutlich auch ihre Tochter, seine Nichte – so viel, dass er sofort von England hierhergereist war.
    »Er wird Angel mit zurücknehmen«, sagte sie. In ihrem Magen breitete sich ein leeres Gefühl aus, das sich fast wie Angst anfühlte. Sie blickte an den ausgefransten Palmwedeln am Rand der Balken vorbei nach draußen. Die Sonne warf bereits scharfe Schatten. Die Luft war warm

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