Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)
keinen Grund, warum dieses Arrangement sich jemals ändern sollte.«
Überwältigt schloss Emma für einen Moment die Augen.
»Wenn Sie heiraten«, fügte Joshua hinzu, »müsste Ihr zukünftiger Ehemann natürlich auch noch einmal überprüft werden.« Er warf Daniel einen verschmitzten Blick zu. »Das Ministerium müsste sich sicher sein, dass dieser Mann ein guter Vater wäre.« Joshuas Gesicht wurde ernst, als er leise zu Emma sagte: »Ich bin froh, meinen alten Freund wieder glücklich zu sehen.«
Emma lächelte. »Ich bin auch glücklich.«
George warf ein: »Ich glaube, wir haben jetzt lange genug hier draußen gestanden. Wir sollten alle hineingehen und eine Tasse Tee trinken. Oder besser noch, einen frühen Sundowner.« Zustimmendes Gemurmel ertönte. George legte die Hand auf James’ Arm. »Sie sollten noch ein wenig Zeit mit Angel verbringen, bevor Sie wieder abreisen. Sie kann Ihnen die Löwenjungen zeigen.« Er führte James zum Tor.
Joshua gesellte sich zu ihnen. Auch Mr. Malindi, Ndisi, Samu und der Pilot folgten ihnen. Emma und Daniel blieben mit Angel und Moyo allein zurück.
Emma kniete sich vor Angel. »Jetzt bleibst du bei uns. Wir brauchen uns keine Sorgen mehr zu machen!«
Angels blaue Augen füllten sich mit Tränen. »Asante«, sagte sie. »Asante sana.«
Emma zog sie an sich und umarmte sie fest. Sie roch nach Holzrauch, Seife und einer Spur von Moyos Löwengeruch. Der Swahili-Ausdruck, den Angel ihr beigebracht hatte, kam ihr in den Sinn. Si neno. Keine Worte. Sie drückte ihre Lippen auf Angels Haar.
Es gab keine Worte.
Daniel strich Emma über den Kopf und legte ihr dann die Hand auf die Schulter. Sie blickte in sein lächelndes Gesicht. Als sie sich erhob, ergriff sie seine Hand. Angel umklammerte seine andere Hand. Moyo trottete ins Camp. Ihr kraftvoller, goldbrauner Körper ging ihnen voran, und ihre Pfoten wirbelten grauen Staub auf. Auf dem glatten Boden war ihre Spur deutlich zu erkennen, die drei unbeschädigten Pfoten und die Pfote mit dem verletzten Ballen. Und zu dieser Spur gesellten sich drei weitere – die eines Mannes, einer Frau und eines Kindes. Gemeinsam bildeten sie ein neues Muster.
Bemerkung der Autorin
D ie Figur von George Lawrence wurde vom tatsächlichen »Löwen-Mann« George Adamson inspiriert, der mit Frei geboren und Ein Löwe namens Christian Weltruhm erlangte. Mein Interesse an George Adamson wuchs, als ich die Entstehung der Filmversion von Frei geboren für meinen Roman Roter Hibiskus recherchierte. (Adamson arbeitete mit den Löwen für diese Produktion und übernahm später auch einige der Tiere.) George Adamsons Autobiographie, Safari meines Lebens, vermittelt ein faszinierendes Bild seines Lebens, wie auch Sandy Galls Buch und Dokumentarfilm, Herr der Löwen. Tragischerweise wurde George Adamson von Banditen – wahrscheinlich Wilderern – in seinem einsamen Camp in Kora, Kenia, 1989 ermordet. Er war dreiundachtzig Jahre alt.
Olambo-Fieber ist eine fiktive Krankheit, nach dem Vorbild von Blutungsfiebern wie Lassa und Ebola. In Tansania waren diese beiden Seuchen jedoch keine Gefahr. Allerdings können überall auf der Welt tödliche Viren-Erkrankungen ausbrechen. Die gefährliche, aber wichtige Arbeit der Viren-Jäger des Centre for Disease Control in Atlanta, USA, wird in dem Buch Todeszone 4: Der Kampf gegen die Killerviren von Joseph McCormick und Susan Fisher-Hoch gut dokumentiert.
Seit jeher gibt es Geschichten von Kindern, die von Tieren großgezogen wurden. Der Legende nach sind die Gründer von Rom, Romulus und Remus, von einer Wölfin gesäugt worden, und es gibt auch jüngere, belegte Fälle von Kindern, die von »Pflegeeltern« wie Affen, Hunden, Wölfen, Schafen und Ziegen am Leben erhalten wurden. Es gibt sogar einen Bericht über einen »Gazellen-Jungen«, der in der Sahara lebt. Kinder, die lange Zeit von Tieren ernährt werden, finden für gewöhnlich nicht mehr zu einem konventionellen Lebensstil zurück, und ihre Geschichten enden meistens tragisch. Aber es gibt faszinierende Fälle, wo Tiere kurze Zeit Babys oder Kleinkinder in ihre Rudel integriert haben, bis die Menschenkinder gerettet und wieder in ihre normale Welt zurückgebracht wurden. Diese Geschichten sind nicht tragisch, sondern machen Mut, die Zusammenhänge zu erforschen. Während der Recherchen zu diesem Roman entdeckte ich zum Beispiel einen Bericht über ein halbwüchsiges Mädchen in Äthiopien, das von einer Gruppe von Männern aus seinem Dorf
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