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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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Ihre Haare, die nass auf ihre Schultern fielen, wirkten dunkler und länger. Sie hatte Tunika und Hose angezogen, die Emma von der Station mitgebracht hatte. Sie sahen so ähnlich aus wie die Sachen, die sie vorher getragen hatte, aber sie waren aus einem in Regenbogenfarben gefärbten Stoff genäht. Emma war fasziniert davon, wie anders Angel in bunter Kleidung aussah. Ihre Augen sahen blauer aus, ihre Haut heller. Als sie aus der Dusche kam, die schmutzigen Kleidungsstücke zu einem Bündel zusammengerollt in der Hand, hatten Moyo und die Jungen sie vorsichtig beäugt, als ob sie sich nicht mehr sicher seien, wer sie war.
    Angel reichte Emma eine Flasche. »Du musst aufpassen, dass du die Flasche schräg hältst, damit sie keine Luft ansaugen.«
    Emma zog die Augenbrauen hoch. »Hast du das denn schon einmal gemacht?«
    »Ja, bei den Barmherzigen Schwestern. Manchmal habe ich den Nonnen mit den Babys geholfen.«
    Emma blickte sie an. Mindestens ein Dutzend Fragen gingen ihr durch den Kopf, aber sie zwang sich, zu schweigen. Sie wollte Angel nicht aufregen, indem sie an die Erinnerungen ihres Lebens mit Laura rührte. Seit heute Morgen verhielt sich das Mädchen überraschend freundlich und entspannt ihr gegenüber. Es schien ihr nichts auszumachen, bei Leuten zu sein, die sie nicht kannte. Sie wirkte selbstbewusst und unabhängig, hatte gefragt, ob sie sich waschen könne, und erklärt, sie brauche keine Hilfe bei der Buschdusche. Sie hatte nach Jod und einem Verband gefragt und dann fachmännisch einen Schnitt an ihrem Zeh versorgt. Und sie war so begierig darauf gewesen, beim Zubereiten und Servieren des Frühstücks zu helfen, dass sie kaum Zeit gefunden hatte, selbst etwas zu essen.
    »Bist du bereit?«, fragte Angel.
    Emma betrachtete nervös die Löwenjungen. Sie hatte vorgeschlagen, dass Daniel bei dieser Aufgabe helfen sollte – schließlich war er der Fachmann –, aber Angel hatte Emma dazu aufgefordert. »Ich möchte, dass du die Jungen mit mir fütterst«, hatte sie gesagt und Emma in die Augen geschaut. Sofort hatte Emma zugestimmt, weil die Freude daran, die Auserwählte zu sein, ihre Zweifel überwog.
    »Du öffnest das Tor«, wies Angel sie an. »Bitte.«
    Als der Holzrahmen über den harten Boden schabte, hoben sich die zwei Köpfe. Vier runde Augen blinzelten. Dann entwirrten die Tiere ihre Gliedmaßen und setzten sich auf. Sie waren viel kleiner als Moyos Junge, etwa so groß wie eine große Katze. Ihre Köpfe schienen viel zu schwer für ihre Körper zu sein, und ihre Pfoten zu groß für ihre Beine; ihr hellbraunes Fell war mit großen dunklen Punkten gesprenkelt.
    Gemeinsam liefen sie auf Angel und Emma zu, blieben aber ein Stück vor ihnen stehen, unsicher, wie es weitergehen sollte. Einer von ihnen zuckte erschrocken zusammen, als sein eigener Schwanz mit der buschigen Quaste in sein Blickfeld geriet.
    Angel lachte. »Sie lernen noch, zu leben.«
    Emma lächelte. Diese Beschreibung passte zu den beiden, die sich in ihren Körpern noch nicht ganz zu Hause zu fühlen schienen.
    Angel hockte sich hin und streckte ihre Flasche vor. Sofort rannten beide Jungtiere auf sie zu, wobei sie über ihre eigenen Füße stolperten.
    »Zeig ihnen, dass du auch eine hast«, sagte Angel zu Emma.
    Emma schwenkte die andere Flasche vor einem der beiden Jungen. »Komm her. Ja, da bist du ja.« Es dauerte nicht lange, und beide Löwenjungen versuchten, an ihrem Schienbein hinaufzuklettern. Hilflos beobachtete sie sie einen Moment lang, dann steckte sie die Flasche in die Vordertasche ihrer Jeans und beugte sich vor, um eines der Jungen auf den Arm zu nehmen. Ihre Hände sanken tief in dem weichen Fell ein, bis sie den festen kleinen Körper spürten. Sie setzte sich auf einen Baumstamm, hob das Junge auf den Schoß und nahm die Flasche zur Hand. Nach kurzer Verwirrung, in der sie und das Junge beide versuchten, den Sauger in die richtige Position zu bringen, begann der kleine Löwe zu trinken.
    »So ist es gut«, sagte Angel. Sie setzte sich mit dem anderen Jungen neben Emma und gab ihm die Flasche.
    Die kleinen Löwen saugten eine Zeitlang hektisch, wurden dann aber ruhiger und verfielen in einen gleichmäßigen Rhythmus.
    Emma warf Angel einen Blick von der Seite zu. Sie hatte den Kopf über das Junge gebeugt, und ihre Haare fielen auf sein Fell.
    Das Junge auf Emmas Schoß regte sich, und sie blickte es an. Es schaute beim Trinken zu ihr auf und stieß zwischen den einzelnen Schlucken kleine Seufzer aus. Es

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