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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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Deshalb mag Moyo ihn so gerne.«
    Emmas Wangen begannen zu brennen. Sie hatte das Gefühl, George würde ihr ansehen, was sie für Daniel empfand – wie gerne sie ihn anschaute, seine Stimme hörte, ihm nahe war. Sie zwang sich zu einem beiläufigen Tonfall. »Dann kann Moyo also all das in Daniel erkennen?«
    »O ja«, erwiderte George. »Eine Löwin wird immer einen gutaussehenden Mann mit Sinn für Humor vorziehen. Und Löwen bewundern natürlich einen starken Körper. Einen, der zu ihrem Körper passt.« Er nickte zu Moyo hin. Ihre Muskeln spielten unter ihrem Fell. Sie wirkten hart und fest.
    »Sie sieht so geschmeidig und fit – so gesund aus«, sagte Emma.
    »Sie ist eine feine Löwin«, erwiderte George voller Stolz. »Man könnte sagen, ich sei voreingenommen, aber für mich sind Löwen die eindrucksvollsten aller Tiere. Sie sind loyal, mutig und intelligent. Sie verfügen über Sinne, die wir bereits verloren haben.«
    Emma zog fragend eine Augenbraue hoch.
    »Sie können unsere Gedanken lesen, da bin ich mir sicher.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Ein paar Mal im Jahr fahre ich nach Arusha oder Nairobi. Wenn ich ins Camp zurückkomme – abends –, tauchen für gewöhnlich ein oder zwei meiner Löwen auf. Oft habe ich sie einige Zeit nicht gesehen; und als ich gefahren bin, waren sie nicht da. Aber sie wissen, wann ich zurückkomme, und begrüßen mich.«
    Emma schwieg. Sie wollte nicht zynisch erscheinen.
    »Sie glauben bestimmt, die Löwen hätten mich auf der Straße gesehen oder etwas gehört«, fuhr George fort. »Aber das ist nicht der Fall. Manche waren weit weg, und sie haben sich auf den Weg zum Camp gemacht, bevor ich meine Heimreise überhaupt begonnen habe.«
    George sprach voller Überzeugung, aber Emma spürte, dass er sie nicht beeinflussen wollte. Ihm war es offensichtlich egal, ob sie ihm glaubte oder nicht. Seltsamerweise verlieh diese Haltung seinen Worten mehr Gewicht.
    »Welche anderen Sinne, über die wir nicht verfügen, haben sie denn noch?«, fragte sie. Ihr Laborleiter fiel ihr ein. Er würde den Kopf schütteln, wenn er das hörte. Was auch immer dieser Löwenmann erzählte, es konnte höchstwahrscheinlich nicht wissenschaftlich bewiesen werden.
    »Als Sie angekommen sind, sagte ich Ihnen, dass ich nicht gerne Touristen hier habe. Sie machen die Löwen nervös, und ich betreibe keinen Zoo. Aber ich bekomme regelmäßig Post von Leuten, die mir ihre Hilfe und Mitarbeit anbieten. Die meisten tauchen nie hier auf, aber manche doch. Die Letzte war Elizabeth – ein reizendes amerikanisches Mädchen. Sie verbrachte einige Monate hier, schrieb Berichte für die Sponsoren, die meine Arbeit unterstützen, und brachte die Bücher auf den neuesten Stand.« Auf Georges Gesicht lag ein zärtlicher Ausdruck, der Emma an die Art erinnerte, wie er mit Moyo umging. Sie dachte an die junge Frau mit dem Lockenkopf auf den Fotos in der Esshütte. Vermutlich meinte er sie. »Elizabeth wirkte ein wenig traurig und verloren. Als sie wieder abreiste, sagte sie, die Löwen hätten sie geheilt. Ich sah ihr an, dass das stimmte. Und das ist nur ein Beispiel.« Er blickte Emma an. »Die Löwen ziehen Menschen an. Niemand kommt rein zufällig vorbei.«
    Emma hatte das Gefühl, er wüsste alles über sie und hielte sie ebenso wie Elizabeth für beschädigt.
    »Nun, wir gehören zu einer anderen Kategorie«, sagte sie. »Uns hat Angel hergebracht.«
    »Aber Moyo brachte Angel.«
    George wich Emmas Blick nicht aus, und als sie in seine wässerig blauen Augen schaute, spürte sie, wie sich etwas tief in ihr verschob. Es war ein Gefühl, als ob die Erde unter ihren Füßen bebte. Desorientierend, beängstigend. Sie kämpfte gegen den Impuls an, sich am nächstgelegenen Ast festzuhalten.
    George lächelte leise und ging. Ein schabendes Geräusch war zu hören, als er den Deckel von der Dose drehte, dann stieg der Honig-Rosinen-Duft seines Pfeifentabaks in die Luft.

    Emma betrachtete die große Süßkartoffel, die sie in der Hand hielt. Mit einem Sparschäler zog sie mit stetigen rhythmischen Bewegungen die rote Schale ab. Es war befriedigend, zu sehen, wie immer mehr von dem weißen Fleisch zum Vorschein kam. Sie bemühte sich nicht, die Aufgabe schneller zu erledigen – die entspannte Stimmung im Camp hatte sich bereits auf sie übertragen. Sie genoss die Sonne, die ihr auf den Rücken schien, und das leise Gezwitscher der Vögel in den Büschen. Irgendwo hinter der

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