Das Herz Eines Highlanders
getragen hatte als ein Plaid, wenn er auf die übliche schottische Art kämpfte. Selbst ihr Vater trug ein oder zwei Narben auf der Brust. Sie starrte ihn verständnislos an, bis sie bemerkte, dass Ronin bewegungslos dastand und beobachtete, wie sie ihn beobachtete.
»Das letzte Mal, dass ein hübsches Mädchen auf meine Brust starrte, ist fünfzehn Jahre her«, zog er sie auf.
Jillian sah ihm ins Gesicht. Er blickte sie zärtlich an. »Ist damals Eure Frau gestorben?«
Ronin nickte. »Jolyn war die bezauberndste Frau, die ich je getroffen habe. Und ein treueres Herz habe ich nie gekannt.«
»Wie habt Ihr sie verloren?«, fragte sie sanft.
Ronin sah sie blicklos an.
»War es in der Schlacht?«
Ronin untersuchte sein Hemd. »Ich fürchte, das Hemd ist ruiniert.«
Sie versuchte es auf einem anderen Weg, auf den er sich möglicherweise einlassen würde. »Aber gewiss habt Ihr in fünfzehn Jahren andere Frauen kennen gelernt, nicht wahr?«
»Es gibt für uns nur die eine, Mädchen. Und wenn sie fort ist, kann es nie wieder eine andere geben.«
»Ihr meint, Ihr wart nie wieder mit... in fünfzehn Jahren habt Ihr...« Sie verstummte, verlegen ob der Richtung, die das Gespräch nahm, aber sie konnte ihre Neugier nicht unterdrücken. Sie wusste, dass viele Männer nach dem Tod ihrer Frau noch einmal heirateten. Wenn sie es nicht taten, wurde es als natürlich angesehen, dass sie sich Geliebte nahmen. Wollte dieser Mann sagen, dass er fünfzehn Jahre lang völlig allein gewesen war?
»Hier drinnen gibt es nur eine.« Ronin schlug sich mit der Faust gegen die Brust. »Wir lieben nur einmal und ohne Liebe sind wir für eine Frau wertlos«, sagte er mit stiller Würde. »Mein Sohn weiß das, zumindest das.«
Jillians Augen richteten sich wieder auf seine Brust und sie machte eine Bemerkung zu dem Grund ihrer Bestürzung. »Grimm sagte, die McKane hätten Eure Brust mit einer Streitaxt gespalten.«
Ronin wich ihrem Blick aus. »Ich habe gutes Heilfleisch. Und es ist fünfzehn Jahre her, Mädchen.« Er zuckte mit den Schultern, als ob das als Erklärung ausreichte.
Jillian trat auf ihn zu und streckte verwundert eine Hand aus.
Ronin wich ihr aus. »Die Sonne hat meine Haut verdunkelt, das verdeckt viele Narben. Und dann ist da noch das Haar«, sagte er schnell.
Zu schnell für Jillians Seelenfrieden. »Aber ich sehe nicht die leiseste Spur einer Narbe«, protestierte sie. Nach Grimms Worten war die Axt bis zur Verdickung des Keils am Heft eingegraben gewesen. Nicht nur, dass kaum ein Mensch so etwas überleben konnte, eine solche Verwundung hätte eine dicke Furche harten, weißen Gewebes hinterlassen müssen. »Grimm sagte, Ihr hättet in vielen Schlachten gekämpft. Man sollte meinen, dass Ihr zumindest ein oder zwei Narben vorzuweisen hättet. Jetzt, wo ich darüber nachdenke«, wunderte sie sich laut, »Grimm hat ebenfalls keine Narben. Nirgendwo. Ich glaube, niemals auch nur den kleinsten Schnitt an diesem Mann gesehen zu haben. Verletzt er sich nie? Rutscht er nie ab, wenn er sich sein stures Kinn rasiert? Stößt er nirgendwo an? Reißt er sich nie einen Niednagel?« Sie wusste, dass sie die Stimme hob, aber sie konnte nichts dagegen tun.
»Wir Mclllioch erfreuen uns einer ausgezeichneten Gesundheit.« Nervös hantierte Ronin an seinem Tartan, entrollte eine Bahn und drapierte sie über seine Brust.
»Offensichtlich«, antwortete Jillian und war mit ihren Gedanken ganz woanders. Sie zwang sich mit Mühe zurück. »Mylord ...«
»Ronin.«
»Ronin, gibt es irgendetwas, was Ihr mir über Euren Sohn erzählen möchtet?«
Ronin seufzte und sah sie schwermütig an. »Ach, es gibt da etwas«, gab er zu. »Aber ich kann nicht, Mädchen. Er muss es dir selbst sagen.«
»Warum vertraut er mir nicht?«
»Es ist nicht, dass er dir nicht vertraut, Mädchen«, sagte Balder, als er mit einem frischen Hemd in der Hand den Hauptsaal betrat. Wie Grimm bewegte er sich lautlos. »Es liegt daran, dass er sich selbst nicht traut.«
Jillian sah Grimms Onkel an. Ihr Blick wanderte zwischen ihm und Ronin hin und her. Da war etwas, was tief in ihrem Verstand aufbegehrte, aber sie konnte es einfach nicht zu fassen kriegen. Beide beobachteten sie aufmerksam, beinah hoffnungsvoll. Doch worauf hofften sie? Verwirrt trank Jillian ihren Cidre und stellte den Becher auf einen Tisch in der Nähe. »Ich glaube, ich sollte zu Grimm gehen.«
»Nur suche ihn nicht im Großen Saal, Jillian«, sagte Balder schnell und beobachtete sie
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