Das Herz Eines Highlanders
entdecken. An den Wänden der Halle hingen Porträts. Hunderte von Porträts!
Jillian wanderte an der Wand entlang. Sie brauchte nur kurze Zeit, um zu erkennen, dass sie an einem historischen Stammbaum entlanglief, an einer Zeitreise in Porträts. Die ersten Bilder waren in Stein gehauen, einige direkt in die Wand, darunter waren Namen gemeißelt - seltsame Namen, die sie nicht einmal ansatzweise aussprechen konnte. Als sie sich durch die Halle vorarbeitete, wurden die Methoden der Abbildung moderner, ebenso die Bekleidung. Es war klar erkennbar, dass viel Mühe darauf verwendet wurde, die Porträts nachzumalen und zu restaurieren, um sie über die Jahrhunderte zu erhalten.
Als sie der Zeitreise in die Gegenwart hinein folgte, wurden die Porträts detaillierter in der Darstellung, was ihre wachsende Verwirrung nur noch steigerte. Die Farben waren leuchtender und gewissenhafter aufgetragen. Ihre Augen schössen zwischen den Porträts hin und her, sie bewegte sich vor und wieder zurück und verglich Kinderporträts mit den darauf folgenden Porträts derselben Personen als Erwachsene.
Sie musste sich irren.
Ungläubig schloss Jillian für eine Minute die Augen, öffnete sie dann wieder und trat ein paar Schritte zurück, um mehrere Bilder auf einmal ihren prüfenden Blicken zu unterziehen. Es konnte nicht sein. Sie griff sich eine Fackel, trat näher und betrachtete eindringlich eine Gruppe von Jungen an den Rockschößen ihrer Mutter. Es waren hübsche Jungen, dunkelhaarige, braunäugige Jungen, die gewiss zu gefährlich gut aussehenden Männern heranwachsen würden.
Sie ging zu den nächsten Porträts und da waren sie wieder: dunkelhaarige, blauäugige, gefährlich gut aussehende Männer.
Augen änderten nicht die Farbe.
Jillian verfolgte ihre Schritte zurück und sah sich die Frau auf dem letzten Porträt an. Sie war eine blendend aussehende Frau mit nussbraunem Haar und fünf braunäugigen Jungen an ihrem Rocksaum. Jillian trat vor das Bild daneben; es war entweder dieselbe Frau oder ihre Zwillingsschwester. Fünf Männer waren in verschiedenen Posen um sie herum gruppiert, alle sahen direkt den Künstler an, was keinen Zweifel an ihrer Augenfarbe aufkommen ließ. Eisblau. Die Namen unter den Porträts waren dieselben. Verwirrt ging sie weiter durch die Halle.
Bis sie im sechzehnten Jahrhundert ankam.
Unglücklicherweise warfen die Porträts mehr Fragen auf, als sie beantworteten, und so sank sie für eine lange Zeit in der Halle auf die Knie und dachte nach.
Stunden vergingen, bevor sie alles zu ihrer Zufriedenheit geordnet hatte. Als sie damit fertig war, gab es für sie keine offenen Fragen mehr - sie war eine intelligente Frau, in der Lage, ihre Fähigkeiten zur logischen Beweisführung bestmöglich anzuwenden. Und die Logik sagte ihr, obwohl es ihrem ganzen rationalen Denken widerstrebte, dass es keine andere Erklärung gab. Sie hockte auf ihren Knien, bekleidet mit einem zerzausten Plaid, eine fast heruntergebrannte Fackel umklammernd, in einer Halle voller Berserker.
Kapitel 32
Grimm schritt über die Terrasse und fühlte sich wie ein Narr. Er hatte mit seinem Vater an einem Tisch gesessen und mit ihm gegessen. Er hatte sich sogar höflich mit ihm unterhalten, bis Jillian aufgetaucht war. Dann hatte Ronin Jolyn erwähnt und er hatte gespürt, wie die Wut so schnell in ihm hochkam, dass er beinahe über den Tisch gelangt hätte und dem alten Mann an die Gurgel gegangen wäre.
Doch Grimm war klug genug, um zu erkennen, dass ein Großteil der Wut, die er verspürte, gegen sich selbst gerichtet war. Unzählige Fragen plagten ihn, und er hatte Angst, sie zu stellen. Er musste mit Jillian reden, doch was hätte er ihr sagen sollen? Er hatte selbst keine Antworten. Stelle dich deinem Vater, forderte sein Gewissen. Finde heraus, was wirklich geschah.
Der Gedanke erschreckte ihn. Wenn er erführe, dass er all die Jahre im Irrtum gewesen war, würde das seine ganze Welt vollkommen verändern.
Davon abgesehen gab es andere Dinge, die ihm Sorgen bereiteten. Er hatte sicherzustellen, dass Jillian nicht erfuhr, was er war, und er musste Balder warnen, dass ihm die McKane auf den Fersen waren. Er musste Jillian irgendwo in Sicherheit bringen, bevor sie angriffen, und er musste herausfinden, weshalb er, sein Onkel und sein Vater alle Berserker waren.
Es konnte unmöglich ein Zufall sein, und Balder machte immer wieder Anspielungen auf Wissen, das er nicht besaß. Wissen, das er nicht erfragen
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