Das Herz Eines Highlanders
Jillians Augen kein anderer Junge Grimm ebenbürtig sein konnte.
Quinn war wohlerzogen und zuvorkommend gewesen, aber es war Grimm, in den sie sich vom ersten Augenblick an verliebt hatte - der wilde Junge, der in den Wäldern am Rande von Caithness gelebt hatte. Es war Grimm gewesen, der sie so sehr aus der Fassung bringen konnte, dass sie heiße Tränen der Verzweiflung vergoss. Es war Quinn gewesen, der sie tröstete, als Grimm sie verlassen hatte. Komisch, dachte sie, als sie zu dem schneidigen Mann hinübersah, der an ihrer Seite ritt, einige Dinge hatten sich kein bisschen geändert.
Quinn schnappte ihren Seitenblick auf und lächelte voller Selbstvertrauen. »Ich habe dich vermisst, Jillian. Wie kommt es nur, dass wir uns seit Jahren nicht gesehen haben?«
»Nach den Geschichten zu urteilen, die ich von dir gehört habe, warst du viel zu sehr damit beschäftigt, die Welt und die Frauen zu erobern, als deine Zeit mit einem Mädchen aus dem Tiefland, wie ich es bin, zu verbringen«, neckte sie ihn.
»Die Welt erobern, vielleicht. Aber die Frauen? Ich denke nicht. Eine Frau ist nicht dazu da, erobert zu werden, sondern um umworben und gewonnen zu werden. In Ehren gehalten.«
»Erzähl das Grimm. Dieser Mann hält nichts in Ehren außer seinem eigenen zügellosen Naturell. Warum hasst er mich so?«
Einen Moment lang sah Quinn sie abschätzend an, als ringe er mit sich selbst, was er sagen solle. Schließlich zuckte er mit den Schultern. »Ursprünglich dachte ich, dass er dich insgeheim mochte und es nicht zeigen konnte, weil er sich für einen Niemand hielt, nicht gut genug für die Tochter von Gibraltar St. Clair. Aber das ergibt keinen Sinn, denn mittlerweile ist Grimm ein wohlhabender Mann, reich genug für jede Frau, und weiß Gott, die Frauen lechzen nach ihm. Offen gestanden, Jillian, ich weiß nicht, weshalb er immer noch so grausam zu dir ist. Ich hatte gedacht, dass sich die Dinge ändern würden, besonders jetzt, da du alt genug bist, um dir den Hof zu machen. Ich kann allerdings nicht sagen, dass es mir Leid tut, da es für mich weniger Wettbewerb bedeutet«, endete er mit einem eindringlichen Blick.
Jillians Augen weiteten sich. »Quinn ...«, hob sie an, doch er winkte ab, um jeden Einwand zu ersticken.
»Nein, Jillian. Antworte mir nicht jetzt. Lass es mich noch nicht einmal aussprechen. Lerne mich nur erneut kennen, und dann werden wir über die Dinge sprechen, die auf uns zukommen könnten. Doch komme was wolle, ich werde dir immer zugetan sein, Jillian«, fügte er sanft hinzu.
Jillian zog die Unterlippe zwischen die Zähne und trieb ihr Pferd in einen leichten Galopp, wobei sie mit einem Seitenblick den schönen Quinn ansah. Jillian de Moncreiffe, fuhr es ihr seltsamerweise durch den Kopf.
Jillian Allana Roderick, schrie ihr Herz trotzig.
Kapitel 8
Jillian stand in dem hohen, engen Fenster des Trommelturms, dreißig Meter über dem Schlosshof, und beobachtete Grimm. Sie hatte die Wendeltreppe des Turms erstiegen und sich eingeredet, einen Versuch zu unternehmen, von jenem Mann loszukommen, aber sie wusste, dass sie nicht so ganz ehrlich zu sich war.
Der Trommelturm enthielt Erinnerungen, und das war es, weswegen sie zurückgekommen war. Herrliche Erinnerungen an den ersten Sommer, den Grimm mit ihnen verbracht hatte, jene wunderbare Jahreszeit, als sie Gefallen daran gefunden hatte, in ihrem Prinzessinnenturm zu schlafen. Ihre Eltern hatten ihr nachgegeben; sie ließen die Mauerrisse versiegeln und Wandteppiche aufhängen, damit sie es warm hatte. Hier befanden sich all ihre Lieblingsbücher, die wenigen Puppen, die Grimms Seebestattungen überlebt hatten, und andere lieb gewonnene Überbleibsel aus dem Jahr, das das beste ihres Lebens gewesen war.
In jenem ersten Sommer, in dem sie den Tier-Jungen gefunden hatte, hatten sie jeden Augenblick zusammen verbracht. Er hatte sie auf Ausflüge mitgenommen und ihr gezeigt, wie man Forellen und schlüpfrige Salamander fängt. Er hatte zum ersten Mal auf ihrem Pony gesessen; in ihrem ersten gemeinsamen Winter hatte er ihr auf der Wiese eine Schneehöhle gebaut. Er war da gewesen, um sie hochzuheben, wenn sie nicht groß genug war, um alles sehen zu können, und er war da gewesen, um sie aufzuheben, wenn sie gefallen war. In der Nacht hatte er ihr fremdartige Geschichten erzählt, bis sie in den erschöpften Schlummer eines Kindes fiel und von dem nächsten Abenteuer träumte, das sie gemeinsam erleben würden.
Bis zum heutigen Tag
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