Das Herz Eines Highlanders
Stallungen getroffen hast, bevor ich fortging.« Er stoppte seine verräterische Hand auf halbem Weg zu seinem Haar und krallte sie in das Hüftband seines Kiltes.
»Du erinnerst dich gar nicht an mich?«, wiederholte sie knapp.
»Ich erinnere mich an eines: Ich erinnere mich, dass du mir ständig hinterhergelaufen bist, bis du mich mit deinem endlosen Geplapper beinahe wahnsinnig machtest«, sagte er und versuchte, so gelangweilt und desinteressiert auszusehen wie nur irgend möglich.
Jillian drehte ihm den Rücken zu und sagte kein weiteres Wort.
Er betrachtete sie einige Augenblicke, die Augen schwer von Erinnerungen, bevor er die Fensterläden zuzog. Als ihn kurze Zeit später das Weinen der silbernen Töne ihrer Flöte heimsuchte, presste er so fest die Hände auf die Ohren, dass es schmerzte. Wie konnte er nur irgend hoffen, hier bleiben zu können, geschweige denn ihr weiterhin zu widerstehen, wenn jede Faser seines Körpers danach schrie, sie zu seiner Frau zu machen.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du mich in den Stallungen getroffen hast, bevor ich fortging.
Niemals hatte er eine größere Lüge geäußert. Er dachte an die Nacht in den Stallungen. Sie hatte sich mit der quälenden Beständigkeit eines Brandzeichens in seine Erinnerungen gegraben. Es war die Nacht, in der der einundzwanzigjährige Grimm Roderick unvergesslich vom Paradies gekostet hatte.
Nachdem die McKane in die Flucht geschlagen und die Schlacht vorbei war, hatte er verzweifelt das Blut von seinem Körper geschrubbt und dann gepackt, indem er Kleidungsstücke und Andenken achtlos zusammenwarf. Beinahe hatte er den Untergang über das Haus gebracht, das ihn so selbstlos aufgenommen hatte, und er wollte diese Menschen nie wieder einer solchen Gefahr aussetzen. Jillians Bruder Edmund war in der Schlacht verwundet worden, und obwohl es sicher schien, dass er sich erholte, würde der junge Edmund für den Rest seines Lebens Narben tragen. Zu gehen war das einzig Ehrenhafte, was Grimm tun konnte.
Er fand Jillians Nachricht, als sich seine Finger um das Buch mit Äsops Fabeln legten, das sie ihm bei seinem ersten Weihnachtsfest auf Caithness geschenkt hatte. Sie hatte die Nachricht mit ihrer großen, verschnörkelten Schrift so zwischen die Seiten gelegt, dass sie über den Einband hinausragte. Ich werde bei Einbruch der Dämmerung auf dem Dach sein. Ich muss unbedingt mit dir reden, Grimm!
Wütend hatte er die Nachricht zerknüllt und war zu den Stallungen gestapft.
Er hatte nicht den Mut, sie vor seinem Weggehen noch einmal zu sehen. Erfüllt von Selbstvorwürfen, dass er die McKane zu diesem heiligen Ort geführt hatte, wollte er eine weitere Verfehlung nicht zulassen. Seitdem Jillian angefangen hatte, erwachsen zu werden, war es ihm unmöglich geworden, nicht an sie zu denken. Er wusste, dass es falsch war. Er war einundzwanzig Jahre alt und sie gerade sechzehn. Obwohl sie gewiss alt genug war; um zu heiraten - zur Hölle, viele Mädchen heirateten mit dreizehn -, würde er sie niemals um ihre Hand bitten können. Er hatte kein Zuhause, keinen Clan, und darüber hinaus war er ein unkalkulierbares, gefährliches Tier. Die Umstände sprachen für sich: Gleichgültig, wie sehr auch immer er Jillian St. Clair begehren mochte, er würde sie niemals besitzen.
Mit sechzehn hatte er sein Herz an das kleine goldene Mädchen verloren; mit einundzwanzig fing er an, bei der Frau den Kopf zu verlieren. Schon einen Monat zuvor hatte Grimm beschlossen, bald fortzugehen, bevor er etwas Törichtes tat - wie sie zu küssen oder Gründe zu finden, sie zu entführen und zu seiner Frau zu machen. Jillian verdiente das Beste: einen würdigen Ehemann, eine eigene Familie und einen Platz, wo sie hingehörte. Er konnte ihr nichts von alledem bieten.
Während er seine Sachen auf dem Pferderücken verstaute, seufzte er und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Als er sich daranmachte, sein Pferd aus dem Stall zu führen, preschte Jillian durch die Tore.
Ihre Augen wanderten aufmerksam zwischen ihm und seinem Pferd hin und her und es entging ihnen nicht das kleinste Detail. »Was tust du, Grimm?«
»Wonach zum Teufel sieht es denn aus?«, fuhr er sie an, mehr als verärgert, dass es ihm nicht gelungen war zu entkommen, ohne ihr über den Weg zu laufen. Wie vielen Versuchungen sollte er denn noch widerstehen?
Tränen verschleierten ihren Blick und er verfluchte sich. Jillian hatte heute so viel Schreckliches gesehen; es war unverzeihlich, ihren
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