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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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sie Whit einen zornigen Blick zu. "Du hast meinen Befehl missachtet, Junge."
    "Aye, Captain."
    "Du erhältst deine Strafe später. Und sei gewarnt, sie wird hart ausfallen, damit du verstehst, wie wichtig es ist, dass jeder Mann an Bord auf mein Kommando hört." Sie sah, wie der Junge zusammenzuckte, und wusste, dass sie ihm gehörig Angst eingejagt hatte. "Und jetzt sag mir, Whit, warum du dich mir widersetzt hast."
    Der Junge ließ den Kopf hängen.
    Sie ging auf ihn zu. Ihr Blick war so kalt wie ihre Stimme. "Du hättest den Tod finden können und hast das Leben deines Freundes aufs Spiel gesetzt. Ist es das, was du wolltest?"
    "Nein, Captain."
    "Und dennoch hast du mir nicht gehorcht und bist an Deck gekommen. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, Whit?"
    "Ich … weiß, dass ich Eure Befehle nicht missachten durfte, Captain. Aber ich … glaubte, eine Stimme wiederzuerkennen. Ich musste mich vergewissern."
    Sie warf einen flüchtigen Blick auf Gryf, der neben dem Jungen stand und genauso verblüfft war wie sie. "Und wessen Stimme hast du gehört?"
    Der Junge verweigerte die Antwort.
    "Sag es mir, Whit. Als Captain verlange ich es zu wissen."
    Die Lippen des Burschen bebten, doch es gelang ihm, die Tränen zurückzudrängen, die in seinen Augen brannten. "Es war die Stimme des Piratenkapitäns."
    "Der Mann, der dich töten lassen wollte. Den hast du erkannt? Wer ist er? Und warum hat er seinen Männern eine Belohnung ausgesetzt, dich umzubringen?"
    Whit kam über ein Flüstern nicht hinaus. "Er ist der Mann, der mich bewusstlos geschlagen hat."
    Darcy war mehr als erstaunt. "Warum? Woher kennt er dich, Junge?"
    "Er ist mein …" Er rang nach Atem, ehe er kaum hörbar hervorbrachte: "Er ist mein Onkel."

7. Kapitel
     
    Darcy konnte nicht über den Schmerz in ihrem Herzen reden. Sie hatte Mitleid mit dem Jungen, der von seinem Verwandten geschlagen worden war. Es quälte sie zu wissen, dass Whit die grässliche Aufforderung zum Töten gehört hatte.
    Der treue Newton bemerkte ihr Entsetzen und übernahm rasch das Kommando. Mit ein paar kurzen Anweisungen trug er der Mannschaft auf, das Deck zu säubern und die Waffen in den Laderaum zu bringen. Schon bald war die alte Ordnung wieder hergestellt.
    Während die Männer ihrer Arbeit nachkamen, schlug Newton Darcy vor, sich mit Whit und Gryf in ihrer Kajüte zusammenzusetzen. Sie nickte wie betäubt und ging voran.
    Unten nahm sie hinter ihrem Tischchen Platz und ließ den Jungen und seinen Freund auf der Schwelle stehen. Dann verschränkte sie die Arme auf dem Tisch und bemühte sich, die Fassung zurückzugewinnen.
    Gryf schaute sich um und betrachtete die saubere Koje und die sorgsam aufgerollten Karten, die in kleinen, eigens dafür angefertigten Einbuchtungen über dem Pult steckten, das am Boden befestigt war, damit bei hohem Wellengang nichts durcheinander geraten konnte. Ihm gefiel die einfache, aber zweckdienliche Ausstattung dieses seetüchtigen Schiffes, denn es passte zu der Frau, die das Kommando hatte.
    "Nun, Whit." Darcy lehnte sich zurück und bedachte den Jungen mit einem Blick, bei dem selbst erfahrene Seeleute erzittern würden. "Du wirst mir alles erzählen."
    Er schüttelte den Kopf. "Das … das kann ich nicht."
    "Kannst du es nicht, oder willst du es nicht?"
    Gryf hob an zu sprechen, doch Darcy brachte ihn mit einem wütenden Blick zum Schweigen. Dann wandte sie sich wieder dem Burschen zu. "Du erzählst mir jetzt, was zwischen dir und deinem Onkel vorgefallen ist, Junge. Und sag mir die Wahrheit."
    Whit starrte auf seine Stiefel und versuchte, den Mut aufzubringen, über seinen Kummer zu sprechen. "Aye, Captain."
    Unverwandt sah Darcy ihn an. "Ist das der Onkel, der angeblich mit der 'Mary M' untergegangen ist?"
    "Nein, Captain." Er atmete tief durch. "Als meine Mutter starb, bekam ich Besuch von einer Frau, die behauptete, die jüngere Schwester meiner Mutter zu sein. Obwohl ich sie nie zuvor gesehen hatte, glaubte ich ihr, da sie meiner Mutter ähnelte. Sie hatte die gleichen feuerroten Haare und ihre grünen Augen. Sie brachte mich in ihr Haus außerhalb von Timmeron, wo sie mich ihrem Mann vorstellte, der sich als Fischer ausgab. Am nächsten Morgen gab er mich in die Lehre bei einem unbarmherzigen Seemann. Die Arbeit machte mir nichts aus, obwohl ich noch vor Sonnenaufgang aufstehen musste, damit ich das Fischerboot für den Fangtag klarmachen konnte. Doch ich bekam den ganzen Tag nichts zu essen, und jeden Abend, wenn ich meine

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