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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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ins Gesicht gezogen hatte. Vermutlich hatte er sich den dunklen, stoppeligen Bart wachsen lassen, um die Narben zu verbergen, die gewiss auch sein Gesicht verunstaltet hatten.
    Beim Anblick dieser Narben hatte sie zunächst geglaubt, sie würde jedes romantische Gefühl für ihn verlieren. Stattdessen schienen seine Entstellungen all ihre Sinne geschärft zu haben, denn sie nahm wahr, wie sein kraftvoller Körper sich bei jeder ihrer Berührungen verspannte. Und obwohl sie sich voller Abscheu von seinen Narben hätte abwenden müssen, fühlte sie sich noch mehr zu diesem tapferen Mann hingezogen.
    "Das wird ein bisschen brennen", murmelte sie, als sie einem Fläschchen etwas Salbe entnahm und auf der Wunde verteilte.
    "Ein bisschen?" Er hielt den Atem an. "Es brennt höllisch."
    "Damit kennt Ihr Euch aus, nicht wahr?"
    Sie hatte die Worte in dem Moment bedauert, als sie ihr über die Lippen gekommen waren. Doch nun war es zu spät.
    Schließlich stand er auf und ergriff ihre Hände. "Ich habe versucht, Euch zu warnen, Captain."
    "Ich weiß."
    "Und jetzt seid Ihr von meinem Anblick angewidert."
    "Ist es das, was Ihr denkt? Dass die Narben mich abstoßen würden? Da irrt Ihr Euch gewaltig. Ich hätte nicht im Traum daran …" Sie schloss die Augen und setzte erneut an. "O Gryf. Ich kann den Gedanken kaum ertragen, wie viel Schmerzen du erleiden musstest." Die vertraute Anrede war ihr, ohne dass sie dies beabsichtigt hatte, über die Lippen gekommen.
    "Da ist das weiche Herz wieder." Er lächelte. "Das du so sorgsam zu verbergen suchst. Quäle dich nicht meinetwegen, Darcy. Ich kann mich an kaum etwas erinnern. Ab und zu verspürte ich Schmerzen, doch ich bin viele Tage immer wieder bewusstlos gewesen. Die Familie, die mich aufgenommen und gesundgepflegt hat, hielt sogar schon ein Totenhemd für mich bereit, da sie glaubten, ich würde es nicht überleben."
    "Aber du hast überlebt."
    "Aye. Ich habe immer gedacht, dass es einen zwingenden Grund dafür geben muss, warum ich ins Leben zurückgefunden habe. Vielleicht hat irgendwo jemand auf mich gewartet. Jemand, der wichtiger ist als mein eigenes Leben." Ein verhaltenes Lächeln umspielte seine Lippen. "Was für eine Ironie des Schicksals, dass ich mich jetzt nicht mehr erinnern kann, wer auf mich gewartet hat."
    "O Gryf."
    "Pst." Er sah eine einzelne Träne in ihrem Auge glitzern und wischte sie mit dem Daumen fort. "Weine nicht um mich, Darcy. Vielleicht habe ich mehr Glück, als wir erahnen."
    "Wie kannst du so etwas sagen?"
    Er lächelte sie an. "Möglicherweise birgt mein Herz ein furchtbares Geheimnis, das mir großen Kummer bereitet, wenn ich mich daran erinnere. Vielleicht gehöre ich sogar ins Gefängnis."
    "Das kann ich mir bei dir nicht vorstellen, Gryf. Ich habe dich und den jungen Whit beobachtet. Du bist so freundlich zu ihm. So gütig und edel."
    "Mach mich nicht zu jemandem, der ich nie sein kann." Er strich mit einem Finger über ihre Unterlippe, während er ihr unverwandt in die Augen sah. "Die Dinge, an die ich jetzt denke, sind weder gütig noch edel."
    Als sie die Brauen hochzog, schwand sein Lächeln. "Wenn Ihr keinen anderen Befehl gebt, Captain, muss ich Euch in diesem Moment erneut küssen."
    Da er ihr Schweigen für Zustimmung hielt, beugte er sich zu ihr hinab und sah, dass sich Erstaunen in ihren Augen abzeichnete.
    Wie zuvor lag in seinem Kuss nichts Zartes oder Verhaltenes. Und während sie seufzte, vertiefte er den Kuss und sandte eine Woge des Verlangens durch ihren Leib.
    Fordernd nahmen seine Lippen von ihr Besitz. Sie erwiderte seine Leidenschaft und schlang die Arme um seinen Nacken. Ihre Hände spürten die Wärme seiner bloßen Haut, und sie fühlte ein Prickeln, das in ihren Fingerspitzen begann und sie in heißen Wellen zu überschwemmen drohte.
    "Wie sehr habe ich mich nach deinen Lippen gesehnt", raunte er, als er sie gleichsam verschlang.
    "Warte, Gryf." Vergeblich setzte sie sich gegen die Umarmung zur Wehr, doch er zog sie fest an sich, streichelte ihr mit den großen Händen über den Rücken und wusste sie mit jeder Berührung für sich zu entflammen.
    Er hatte sie nur küssen wollen, nicht mehr, aber er hätte es besser wissen müssen. Sowie er ihre Lippen berührte, nahm die Leidenschaft von ihm Besitz. Die Wogen des Verlangens bestürmten ihn und zogen ihn immer tiefer hinab, bis er darin zu ertrinken drohte. Diese Frau war so lieblich wie eine leichte Sommerbrise. Ihre Hände so zärtlich wie eine tänzelnde

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