Das Herz kennt die Wahrheit
Augen, als die schmerzhafte Erinnerung wieder in ihr aufstieg.
"Gryf, Ihr und der Junge könnt euch in der Schüssel dort die Hände waschen." Margaret zeigte auf eine hübsche Schale und einen Krug.
"Komm, Whit. Wenn du dich von den Welpen losreißen kannst; Mrs. MacInnis hat uns gebeten, zum Abendessen zu bleiben."
"Es riecht gut." Der Junge stand auf, und die kleinen Hunde flitzten zu ihrer Mutter, die ihre Babys sogleich säugte.
"Ja, das stimmt." Gryf trocknete sich die Hände an einem Leinentuch ab.
Als die beiden am Tisch saßen, reichte Margaret MacInnis ihnen einen Teller mit Fleisch, das in einer dicken Soße schwamm. Dazu gab es einen Brei aus Rüben. Als sie ihre Teller gefüllt hatten, goss die alte Frau reihum den Tee ein, griff dann in den Schrank und holte eine Flasche Whisky hervor.
"Den hab' ich mir aufgehoben, falls Gäste kommen." Sie füllte ein Glas und stellte es vor Gryf. "Mein Mann trank ihn nur zu besonderen Anlässen. Und heute ist ein ganz besonderer Tag für mich."
Gryf nahm einen Schluck und spürte, wie der Whisky ihm feurig die Kehle hinunterlief. Dann lächelte er die alte Frau an, hob das Glas und trank ihr zu. "Es ist auch für mich ein besonderer Tag, Mrs. MacInnis. Und für meine …", er wandte sich Darcy und Whit zu, "… Familie."
Er sah die Überraschung auf Whits Gesicht und das Lächeln, das Darcys Lippen umspielte. Dann wandte er sich der alten Frau zu und strahlte sie an, bevor er sein Glas leerte und sich über seinen Teller beugte.
Es war eine köstliche Mahlzeit. Nach Fieldings Pökelfleisch und harten Keksen war dies ein richtiger Festschmaus. Das Bratenfleisch war so zart, dass es sich vom Knochen löste und auf der Zunge zerging. Die Rüben waren mit einer Soße und Butter zu einem wohlschmeckenden Brei verarbeitet worden. Das knusprige Brot schmeckte besonders gut, wenn es in die Bratensoße getunkt wurde. Und als wäre all das noch nicht genug gewesen, gab es zum Nachtisch einen Pudding mit Scones, den die Engel im Himmel nicht besser hätten zubereiten können.
Als die alte Frau Whit einen Nachschlag anbot, musste der Junge dankend ablehnen. "Ich fürchte, wenn ich noch einen Bissen nehme, werde ich platzen, Mrs. MacInnis."
Die Gastgeberin lächelte. "Genau das hat auch immer mein Robby gesagt, Junge. Oh, er war ein hübscher großer Bursche. Aber selbst Robby konnte keine zweite Portion meines Sconepuddings verdrücken."
Während sie Tee nachfüllte, begab der Junge sich wieder zu dem Korb und strich den nun schlafenden Welpen über das Fell.
"Es scheint, als hätten auch sie zu viel gegessen. Sie machen nicht einmal ihre Augen auf."
"Das dürfte ihre Mutter freuen. Das arme Mädchen kommt ja nie zur Ruhe, wenn die Kleinen an ihr herumzerren." Margaret füllte eine Schüssel mit heißem Wasser aus dem Kessel und begann mit dem Abwasch.
Darcy stand neben ihr und half beim Abtrocknen. Sie bewunderte das hübsche Muster auf den Tellern. "Ihr habt ein schönes Haus, Mrs. MacInnis. Und so viele hübsche Dinge."
"Ja. Mein Mann, möge seine Seele in Frieden ruhen, brachte mir immer etwas Schönes aus der ganzen Welt mit. Porzellan. Kristallglas. Seide. Und meine Jungs taten es auch." Sie legte eine Hand auf Darcys Hand. "Aber es sind nicht die hübschen kleinen Dinge, die uns Freude in diesem Leben geben. Es ist die Liebe. Und die Familie. Die einfachen Dinge, die man gemeinsam erlebt."
Sie schaute zu Whit hinüber, der immer noch vor dem Korb hockte. "Er ist ein fröhlicher Junge. Und so, wie er Euch und Gryf anschaut, habe ich keine Zweifel, wie sehr er Euch liebt. Bewahrt Euch diese Liebe, Mädchen. Denn sie ist ein kostbares Gut. Und wenn harte Zeiten kommen, und sie werden gewiss kommen, wird die Liebe Euch Kraft geben."
Darcy schwieg, als sie das Leinentuch zum Trocknen aufhängte. Sie verspürte einen so großen Kloß im Hals, dass sie daran zu ersticken drohte. Doch sie wusste nicht, ob dies an den Worten der alten Frau lag oder an der Vorstellung, wen sie geliebt und verloren hatte.
Als sie sich umdrehte, stand Margaret MacInnis neben Whit und betrachtete die Welpen.
"Welchen hast du am liebsten, Junge?"
Whit zögerte keinen Moment. "Diesen. Den kleinsten."
"Warum?"
Er berührte das flauschige Fell des Hundebabys. "Die anderen stoßen ihn immer zur Seite. Er musste kämpfen, um etwas zu essen zu bekommen, aber er hat es immer wieder versucht, bis er es endlich geschafft hat."
"Er ist ein Kämpfer, nicht wahr?"
"Ja."
"Würde es dir
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