Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
Vom Netzwerk:
war fest entschlossen, diesen Tag unbeschwert zu genießen. Nicht nur wegen des alten Mannes, der sich Sorgen machte, sondern weil ihm die Dinge nicht aus dem Kopf gingen, die dieser ihm erzählt hatte. Trotz seines Entschlusses, den er in der vergangenen Nacht gefasst hatte, machte ihm die Vorstellung zu schaffen, dass er mit einem toten Mann verwechselt wurde.
    Doch jetzt wollte er sich nicht mehr damit belasten und einfach nur genießen, was vom Tage übrig blieb. Denn die dunklen Wolken, die der Wind von Norden her über den grauen Himmel trieb, zeigten, dass der Winter sich mit seiner ganzen Kälte zurückmeldete.
    Vielleicht war dies der letzte angenehme Tag für sie.

10. Kapitel
     
    "Hat dieser Ort auch einen Namen?" Whit schritt neben Darcy auf das Dorf zu.
    "Diese Inselkette heißt Outer Isles. Und die andere heißt Orkney." Darcy nahm den Jungen bei der Hand, als sie über die holprige Straße gingen.
    "Kein besonders schöner Name."
    "In der Tat. Das Dorf hätte einen schönen Namen verdient, denn es ist wirklich hübsch hier, findest du nicht?"
    In vielerlei Hinsicht glich der Ort anderen Fischerdörfern. Am Kai befanden sich die Schenken und mehrere kleinere Läden. Etwas weiter die Straße hinunter begannen die Häuserreihen, und oben auf einer Anhöhe stand die Kirche. Obgleich das Dorf alles andere als wohlhabend war, wirkte alles recht fein und sauber. Und die meisten Bewohner lächelten die Besucher fröhlich an.
    Gryf ging ein paar Schritte hinter seinen Gefährten und stellte fest, dass einige junge Männer aus dem Dorf sich größer machten, als sie waren, und die Brust herausstreckten, als Darcy an ihnen vorbeischritt. Vermutlich hofften sie, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Es sprach für Darcy, dass sie die Männer überhaupt nicht beachtete. Zu sehr war sie mit dem Jungen an ihrer Seite beschäftigt.
    In diesem Augenblick wurde Gryf bewusst, warum diese junge Frau ihn nicht mehr losließ. Obwohl sie sehr hübsch war, schien sie keinen besonderen Wert auf ihr Aussehen zu legen. Und so setzte sie ihre Schönheit auch nicht ein, wie andere Frauen es taten.
    Darcy zeigte auf die Kapelle auf dem Hügel. "Hier in Schottland nennt man eine Kirche Kirk ."
    Whit schaute sie an. "Warum?"
    "So ist das eben."
    Er wandte sich an seinen Freund. "Wirst du hier die … Kirk aufsuchen, um herauszufinden, ob der Vikar dich erkennt?"
    Gryf schüttelte den Kopf. "Ich weiß ganz genau, dass ich nicht aus Schottland stamme."
    "Und woher weißt du das?"
    Freundlich lächelte Gryf den Burschen an. "Wegen meines Akzents."
    "Oh. Ja." Der Junge gab sich mit der Antwort zufrieden und wandte sich wieder seiner Begleiterin zu. "Wenn ich nun aber Kirche sage, werden die Leute mich dann auch verstehen?"
    Darcy musste lachen. "Natürlich. Einige bestimmt. Aber andere werden gewiss einen Augenblick überlegen, wovon du sprichst. Wenn du in einem fremden Land bist und andere Leute triffst, ist es ratsam, so viele Wörter ihrer Sprache wie möglich zu lernen."
    Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf einen Jungen und ein Mädchen, die einen kleinen Wagen hinter sich herzogen. "Möchtest du dich mit den beiden ein bisschen unterhalten?"
    "Ja." Er ließ ihre Hand los und lief auf die Kleinen zu.
    Darcy war froh, als sie sah, dass die Kinder sich sogleich füreinander interessierten, obwohl sie aus unterschiedlichen Ländern kamen.
    "Was zieht ihr da hinter euch her?" wollte Whit wissen.
    "Kipper." Das Mädchen hatte ein hohes Stimmchen. Neben ihr stand ihr Bruder und starrte den fremden Jungen an.
    Whit sah in den Eimer hinein. "Sieht wie Fisch aus."
    "Ja. Ist es auch. Und dies hier …", das Mädchen entfaltete ein Leinentuch und zeigte auf frisches Backwerk, "… sind Scones."
    "Scones. Die sehen wie Kekse aus. Wohin bringt ihr die?"
    "Nach Hause", sagte der Junge mit einem starken schottischen Akzent. Whit hatte große Schwierigkeiten, den Worten des Jungen zu folgen, der jetzt munter weiterplapperte. Dann nahm er seine Schwester bei der Hand, und die beiden zogen den Wagen weiter über die holprige Straße.
    Als die Kinder fort waren, lief Whit zu Darcy und Gryf zurück. Erstaunt blickte er die beiden an.
    "Was ist, Junge?" fragte Darcy besorgt.
    Er zuckte mit den Schultern. "Ich dachte, Newt hat gesagt, dass man hier Englisch spricht. Aber ich habe kaum ein Wort verstanden."
    Darcy musste lachen.
    Gryf fiel in das Lachen ein. "Der Junge hat dir erzählt, dass seine Mutter ein Baby bekommen hat und dass er und seine Schwester

Weitere Kostenlose Bücher