Das Herz kennt die Wahrheit
bei der Tante gewohnt haben, die in einer Hütte am See wohnt. Und jetzt wollten sie nach Hause gehen. Vermutlich mit einem leckeren Abendessen aus Fisch und Keksen für die ganze Familie."
Whit starrte seinen Freund voller Bewunderung an. "Wieso konntest du all das verstehen, Gryf?"
"Man muss sich ein wenig konzentrieren." Er lachte immer noch. "Doch ich möchte wetten, dass du auch ein paar Wörter verstehen wirst, wenn wir gegen Abend aufs Schiff zurückkehren."
Whit dachte einen Moment nach. "Glaubst du, du hast solche Wörter schon einmal gehört?"
Darcy sah das Erstaunen auf Gryfs Gesicht. Dann nickte er zustimmend. "Das könnte sein, Junge. Vielleicht fiel es mir deshalb so leicht, die Kinder zu verstehen."
Als sie weitergingen, musste Darcy immerzu daran denken, dass Gray des Öfteren nach Schottland gesegelt war. Dieser Gedanke ließ ihr Herz schneller schlagen. Dennoch war ihr klar, dass viele englische Seeleute Schottland ansteuerten. Es wäre töricht, ihre Hoffnungen auf so einen geringen Hinweis zu setzen. Doch sie konnte nicht anders. Selbst die kleinste Verbindung zu Gray ließ sie wieder hoffen, obwohl sie sich im Stillen eine Närrin schalt.
Sie folgten der Straße und trafen schließlich auf eine alte Frau, die sich auf einem Stein ausruhte. Zu ihren Füßen stand ein großer Korb, in dem ein halbes Dutzend kleine Päckchen lagen.
Gryf blieb vor ihr stehen. "Fühlt Ihr Euch nicht wohl, gute Frau?"
Mit der Hand schirmte die Alte die Augen gegen die Sonne ab, als sie zu ihm aufschaute. "Nein. Ich bin nur ein bisschen müde."
"Lasst mich die Sachen für Euch nach Hause tragen." Gryf nahm den Korb und bot der Frau den Arm.
Die Alte sah ihn zunächst überrascht an, doch dann stand sie mühsam auf, hakte sich mit Freuden bei Gryf unter und stützte sich auf seinem Arm ab. "Habt Dank. Ich wohne da drüben."
Sie schritten durch das Dorf und bewunderten die sauberen Behausungen und Läden. Zwar winkten viele Leute der alten Frau lächelnd zu, aber alle hasteten vorüber und hatten offenbar keine Zeit, ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Die Frau war froh, dass Gryf ihr bei dem Heimweg behilflich war.
Sie gingen weiter, bis sie an ein großes Haus am Ende der Straße gelangten.
Als sie sich dem Gebäude näherten, rannte ein großer Hund auf sie zu und bellte fürchterlich. Sofort stellte Gryf sich vor die anderen, um sie vor dem grimmigen Tier zu beschützen.
Die alte Frau merkte, wie sehr sich Whit fürchtete, und sagte: "Hab keine Angst vor ihr, Junge. Sie bewacht nur ihr Zuhause. Komm her, mein Mädchen. Bist eine Gute."
Der Hund kam näher und leckte der alten Frau die Hände ab. Dann blieb er auf ihren Befehl hin ruhig stehen und ließ sich von Whit streicheln.
"Seit dem Tod meines Mannes ist sie meine treue Gefährtin", erklärte die Alte. "Ich weiß nicht, was ich ohne sie gemacht hätte."
Als sie ihr Haus erreichte, fühlte sich die Frau wieder etwas kräftiger und bat die anderen herein. Innen roch es nach frisch gebackenem Brot und Braten. "Kommt herein. Lasst mich Euch zum Dank eine Tasse Tee anbieten."
Gryf warf Darcy einen flüchtigen Blick zu, und als er feststellte, dass sie nickte, trat er ein. Darcy und Whit folgten ihm. Der Hund hatte sich davon überzeugt, dass alles in Ordnung war, und trottete zu einem flachen Korb in der Ecke des Raums. Über den Rand schauten sechs kleine, wuschelige Köpfchen.
"O Whit, sieh nur." Darcy zeigte auf den Korb, und der Bursche eilte in die Ecke, um sich die Welpen anzuschauen.
Darcy war ihm gefolgt. "Sind die nicht niedlich?"
Er nickte.
Dann drehte er sich um und fragte die alte Frau: "Wird ihre Mutter mich die Kleinen streicheln lassen?"
"Vermutlich ist sie dir sogar dankbar für die Ablenkung. Die kleine Bande klettert seit einigen Wochen dauernd über sie hinweg."
Sobald Whit sich hingekniet hatte, strebten die Welpen zu ihm, wobei sie unbeholfen übereinander purzelten. Darcy und Gryf lachten, als sich sechs kleine flauschige Bälle auf den Jungen stürzten. Es dauerte nicht lange, da kicherte Whit und rollte sich auf dem Boden, während die Welpen auf ihm herumkletterten und sein Gesicht ableckten.
Die alte Frau hängte einen Kessel über das Herdfeuer und bot ihren Gästen einen Platz an. "Ich bin Margaret MacInnis, und ich bin Euch sehr dankbar für Eure Hilfe."
"Keine Ursache, Mrs. MacInnis. Mein Name ist Gryf, und dies ist Darcy. Der Junge heißt Whit."
Margaret MacInnis begann, den Tisch mit edlen Tassen zu decken,
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