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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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nicht, wenn das Herz ihr bis zum Halse schlug und das Blut in ihren Schläfen pochte. Woran lag es, dass die Berührungen dieses Mannes eine so unwiderstehliche Leidenschaft auslösten? Was hatte Gryf an sich, das sie so schwach werden ließ, obgleich sie doch immer so stark gewesen war?
    Er küsste sie auf die Wange, auf die Nasenspitze und schließlich auf die geschlossenen Lider, bevor er ihr mit heißem Atem ins Ohr raunte: "Sag es, Darcy. Sag mir, dass du es auch willst."
    Sie zitterte. "Ich will …" Oh, wie sehr sie es wollte! Doch ein Gefühl der Angst hielt sie zurück. Und Angst war etwas, was sie in ihrem Leben selten verspürt hatte. Dieses Gefühl verwirrte sie und ließ sie über jede Bewegung nachdenken. "Ich brauche Zeit. Das geht mir alles zu schnell, Gryf."
    Mit einem leisen Fluch trat er einen Schritt zurück, und sie spürte, dass die unbarmherzige Kälte unter die Decke kroch, wo sie zuvor seinen heißen Leib gespürt hatte.
    "Ich will nicht vorgeben, ein geduldiger Mensch zu sein, Darcy. In mir ist ein Dämon, der mich antreibt, das zu nehmen, was ich will." Er kniff die Augen zusammen und senkte die Stimme. "Sei daher gewarnt. Hüte dich davor, mit mir allein zu sein. Und erwidere meine Küsse nicht, solange du nicht das willst, was ich will. Doch wenn du dich wirklich auf mich einlassen willst, werde ich hier sein und auf dich warten."
    Er schlug den Mantelkragen hoch und schritt davon.
    Darcy blieb stehen und schaute ihm so lange nach, bis er unter Deck verschwunden war. Dann hüllte sie sich mit einem Seufzer in die Decke und starrte auf den schmalen hellen Streifen, den das Mondlicht auf das düstere Wasser warf.
    Als Kind hatte sie sich die "Undaunted" immer als einen riesigen Spielplatz vorgestellt, auf dem sie herumtollen oder sich verstecken konnte, wo niemand sie je finden würde. Doch jetzt erschien ihr plötzlich alles so klein. Wo immer sie auch hinging, jedes Mal traf sie unweigerlich auf Gryf. Und jedes Mal, wenn sie sich begegneten, spürte sie dieses merkwürdige, schmerzhafte Verlangen.
    Was soll ich nur tun? fragte sie sich.
    Es genügte offenbar nicht, sich aus dem Weg zu gehen. Nicht dieses Mal. Er hatte sie herausgefordert.
    Und sie wusste einfach nicht, wie sie ihm von nun an begegnen sollte.

12. Kapitel
     
    "Whit, du dummer Bengel. Komm sofort hierher. Und bring einen Lappen mit."
    Der Junge seufzte, als er Newtons strenge Stimme vernahm, und schaute sich nach seinem Welpen um, der mit heraushängender Zunge und schwanzwedelnd über das Deck torkelte.
    Der alte Mann fluchte, als er etwas von seinen Stiefeln kratzte. Whit wusste genau, was der kleine Hund wieder angestellt hatte. Es war seit Tagen das Gleiche. Immer wenn Newton oder ein anderer Matrose losbrüllte, ging es um Furchtlos.
    Gryf hatte dem Burschen geholfen, einen kleinen Bereich auf Deck mit umgedrehten Bänken abzuriegeln. Dann hatte er einige Lumpen hineingetan, in der Hoffnung, Furchtlos würde begreifen, nur diese Fläche für sein Geschäft zu benutzen. Das Problem war nur, dass Furchtlos sein Geschäft überall verrichtete, nur nicht dort.
    Und wie der alte Mann es vorausgesagt hatte, knabberte der Welpe alle Dinge an, die ihm zwischen die kleinen Zähne kamen. Zum Beispiel die Stiefel der Seeleute. Als er sich über die Knöpfe von Fieldings Mantel hergemacht hatte, war der Koch so wütend geworden, dass er dem Jungen schon mit Essensentzug gedroht hatte, falls er sich nicht auf der Stelle bereit erklärte, die Knöpfe wieder anzunähen. Schlimmer noch, der Welpe hatte sich in die Kapitänskajüte geschlichen und es sich in der Koje gemütlich gemacht. Das wäre an sich nicht so unangenehm gewesen, hätte er nicht ein Loch in die Decke gebissen. Doch das bei weitem schlimmste Vergehen hatte sich gestern ereignet, als Newton den Hund dabei erwischt hatte, wie er fröhlich ein Loch in ein gerade neu geflicktes Segel knabberte, das einer der Matrosen nur für einen kurzen Moment aus den Augen gelassen hatte. Der alte Seemann war derart in Wut geraten, dass er den Welpen beinahe über Bord geworfen hätte, wenn Gryf dem Tier nicht in letzter Sekunde zu Hilfe geeilt wäre. Whit und Gryf brauchten mehr als eine Stunde, um den Schaden zu beheben. Und jedes Mal, wenn Newton den Flicken sah, den sie auf das Segeltuch genäht hatten, entflammte sein Zorn aufs Neue.
    "Haifischfutter, das ist alles, wozu er gut ist", rief Newton missmutig, als Gryf den sabbernden Welpen rettete und ihn zu seinem Besitzer

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