Das Herz kennt die Wahrheit
würdest den Auftrag verlieren."
Durchtrieben lächelte sie. "Es gab sonst niemanden, der bereit war, das Holz zu befördern, und das wussten wir beide."
Der alte Mann schüttelte den Kopf. "Vielleicht. Aber du hast mir einen Moment Angst eingejagt. Ich dachte, wir seien die Fracht los." Er wartete eine Weile und sprach dann in einem bewusst beiläufigen Tonfall weiter. "Soll ich also den Befehl geben, das Schiff zu wenden, um nach Hause zu segeln?"
Darcy überlegte nicht lange. "Aye, Newt. Gib den Befehl."
Jetzt lag ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht. "Du wirst es nicht bereuen, Mädchen."
Als er fortging und Befehle erteilte, drehte Darcy sich zur Reling und starrte auf die Gischt im Kielwasser. Sie hatte Newton in dem Glauben gelassen, dass sie nach Hause segelten, da sie einen beträchtlichen Gewinn gemacht hatten. Und das stimmte auch zum Teil. Sie hatten Geld in der Schatulle. Doch der wahre Grund für das Ende dieser Seefahrt stand am Steuerrad und hielt das Schiff in diesem Augenblick auf Kurs.
Sie hatte es versucht, aber durch die Enge auf der "Undaunted" war es ihr unmöglich geworden, Gryf aus dem Weg zu gehen. Wo auch immer sie hinging, sie fühlte sich von ihm beobachtet. Selbst die Kajüte erwies sich als keine Zuflucht. Ungebeten schlich sich sein Bild in ihre Träume. Die Vorstellung, wie er sie in den Armen hielt, sie küsste und sie mit verbotenen Freuden in Versuchung führte, brachte sie allmählich um den Verstand.
Sie musste nach Hause, um die Liebe und Wärme ihrer Familie zu spüren. Und sie sehnte sich nach dem Humor ihres Großvaters, dem gesunden Menschenverstand der Haushälterin und der lieben Art ihres alten Kindermädchens. Vielleicht würde sie sogar auf die klugen Ratschläge ihrer Schwestern hören. Schließlich hatten sie die gleichen Versuchungen mit den Männern erlebt, die sie geheiratet hatten. Die beiden würden wissen, was sie tun sollte.
Ja. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die Sorgen hinter sich ließ. Sie würde nicht mehr an Gryf denken, bis sie Zeit hätte, sich den Menschen anzuvertrauen, die sie liebten. Gemeinsam würden sie den richtigen Kurs einschlagen. Gemeinsam. Ihr Lächeln vertiefte sich.
"Gryf sagt, wir segeln nach Cornwall." Whit schaute zum Kapitän hinüber.
Die Mannschaft hatte sich unter Deck begeben, um etwas zu essen und dem schlechten Wetter zu entkommen. Nur Newton und ein paar Seeleute blieben an Deck.
Darcy nickte und rückte näher an die Kohlenpfanne heran. Obwohl sie Handschuhe am Steuerrad getragen hatte, waren ihre Finger eiskalt. "Ich denke, wir sind alle froh, wenn wir in den Hafen einlaufen. Zumindest bis zum Frühling."
"Ist Cornwall Euer Zuhause?" fragte der Junge.
"Ja." Darcy kaute auf einem Stück Brot herum und spülte es mit heißem Tee hinunter. Sie spürte, dass Gryf sie beobachtete. Der Gedanke allein ließ sie leicht erröten. Hatte sie sich nicht geschworen, keinen Gedanken mehr an ihn zu verschwenden? Doch sie musste immerzu an ihn denken. Er schlich sich in ihr Herz.
"Wie sieht Cornwall aus?" fragte der Junge unbeirrt weiter.
"Im Sommer ist es herrlich grün, und die Wiesen sind mit Wildblumen übersät. Schafherden grasen auf den Anhöhen." Als sie merkte, dass Whits Interesse geweckt war, lehnte Darcy sich mit einem Lächeln zurück. "Unser Dorf, Land's End, ist eher wild und einfach. Riesige Felsbrocken säumen die Küste." Einen Moment schloss sie die Augen, um sich die Landschaft vorzustellen. "Als ich ein kleines Mädchen war, glaubte ich, Riesen seien über das Land geschritten und hätten die Felsblöcke wie Kieselsteine auf den Strand geschleudert."
Der Junge lächelte bei dieser Beschreibung.
"Unser Zuhause, MaryCastle, wurde auf einem schmalen Küstenstreifen errichtet, der in den Atlantik hineinragt. Mein Vater hat es für meine Mutter erbauen lassen, damit sie Ausschau nach seinem Schiff halten konnte, wenn er wieder einmal auf See war. Es gibt Leute im Dorf, die unsere Burg Lambert's Folly nennen. Doch mein Vater wusste, was er tat." Sie lachte leise. "Oh, es gibt kaum einen schöneren Ort, wo man aufwachsen kann. Immerzu schwammen oder segelten wir oder spielten unten am Strand."
Whit lauschte wie gebannt, während er den Welpen streichelte, der friedlich auf seinem Schoß schlummerte. "Habt Ihr schon als Kind gewusst, dass Ihr eines Tages Captain eines Schiffs sein würdet?"
"Nein." Ihr Blick trübte sich für einen Augenblick. "Dieses Vorrecht hatte nur mein Bruder
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