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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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bis Gryf das kleine Bündel aufs Bett gelegt hatte. Dann hielt sie eine Kerze hoch, um den Jungen zu untersuchen. Beim Anblick seiner Brust hielt sie sich erschrocken die Hand auf den Mund.
    Der kleine Oberkörper war in Leinen gehüllt. Dünne Rinnsale von Blut sickerten durch den Verband. Aus dem Gesicht des Jungen war jegliche Farbe gewichen. Er sah so bleich wie ein Leichnam aus.
    "Wie kann jemand so etwas einem Kind antun? Was für ein Unmensch muss dieser Piratenkapitän gewesen sein", sagte sie leise.
    "Der schlimmste auf Erden, Mistress Coffey." Darcy strich Whit die Haarsträhnen aus der Stirn und senkte die Stimme. "Wylie York war Whits Vater, aber der Junge hat das bis zu jener letzten Begegnung nicht gewusst."
    Ambrosia erschauerte und legte den Kopf auf Riordans Schulter.
    Bethany und ihr Gemahl verschränkten die Hände ineinander und drückten Noah an sich, als wollten sie ihn vor solch schrecklichen Ereignissen beschützen.
    Geoffrey Lambert räusperte sich und musste mehrmals schlucken.
    Die weichherzige Winifred Mellon riss sich schließlich zusammen und nahm das Heft in die Hand. Sie wusste offenbar genau, was zu tun war, und so redete sie ruhig auf Whit ein, während sie mit gezielten Handgriffen begann, die Wunde zu versorgen. "Ihr müsst jetzt alle den Raum verlassen, während ich mich um den Jungen kümmere."
    "Nein", widersprachen Darcy und Gryf in einem Atemzug.
    "Nur für eine Weile." Die alte Frau sprach in einem beruhigenden Tonfall. "Ich weiß, dass ihr bei ihm bleiben wollt. Aber ich muss die Verletzungen des Jungen untersuchen. Derweil könntet ihr die Zeit nutzen. Vielleicht nehmt ihr ein Bad und zieht euch etwas anderes an. Außerdem müsst ihr etwas essen, um bei Kräften zu bleiben." Sie wandte sich an die anderen. "Ambrosia und Bethany, ihr hebt euch eure Fragen für morgen auf. Und Geoffrey, diese beiden jungen Leute sehen so aus, als könnten sie ein wenig Ale vertragen, ehe sie irgendetwas anderes tun."
    "Ja. Wohlüberlegt, Winnie." Der alte Mann ging vor ihnen die Treppe hinunter.
    Während er im Salon Ale in einen Krug goss und diesen Gryf reichte, versuchte er, den Fremden nicht anzustarren. Doch es war unmöglich, diesen Mann, der Gray so sehr ähnelte, nicht anzuschauen.
    "Ich denke, ich könnte auch eins vertragen, Großvater."
    "Vergib mir, Darcy." Der alte Mann wandte den Blick von dem Gast und lächelte seine Enkelin an, bevor er ein Glas mit Ale füllte und es Darcy reichte.
    "In welcher Beziehung steht der Junge zu Euch, Gryf?" fragte Geoffrey.
    "Er ist mein Freund."
    "Ich verstehe. Dann versichere ich Euch, damit Ihr beruhigt seid, dass Winnie heilende Hände hat. Wenn irgendjemand Euren jungen Freund durch dieses Fieber bringt, dann ist es unsere liebe Winnie. Ist es nicht so, Mädchen?"
    Ambrosia und Bethany nickten nur, denn sie waren nicht in der Lage zu sprechen.
    In diesem Augenblick platzte Mistress Coffey in den Raum. "Die Köchin hat unser Dinner warm gehalten. Es steht alles im Speiseraum bereit."
    Darcy schüttelte den Kopf. "Ich kriege keinen Bissen herunter. Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich gerne in mein Zimmer gehen." Sie wandte sich an die Haushälterin. "Wo soll Eurer Meinung nach Gryf schlafen?"
    "Libby richtet gerade James' altes Zimmer her." Sie wandte sich dem Gast zu. "Möchtet Ihr etwas essen, bevor Ihr Euch zurückzieht?"
    Gryf schüttelte den Kopf und stellte den Krug hin. "Habt Dank. Das ist sehr aufmerksam. Aber wenn Ihr nichts dagegen habt, würde auch ich mich gerne in mein Zimmer begeben. Vielleicht ruhe ich mich eine Stunde aus. Danach möchte ich wieder bei dem Jungen wachen."
    "Natürlich." Geschäftig eilte die Haushälterin aus dem Salon, um der Köchin mitzuteilen, dass ihre Mühe umsonst gewesen war. Auch den anderen sah man an, dass sie im Augenblick kein Verlangen nach einer Mahlzeit verspürten.
    Gryf schüttelte den Männern die Hände und nickte den Damen zu, ehe er hinter Darcy den Salon verließ.
    Wie zuvor ihr Großvater, versuchten auch Ambrosia und Bethany, den Fremden nicht anzustarren. Doch die Ähnlichkeit zwischen diesem Mann namens Gryf und dem jungen Burschen, den sie alle gekannt hatten, war einfach zu bemerkenswert, um darüber hinwegzusehen.
    Sie warteten, bis Darcy und Gryf außer Hörweite waren. Dann flüsterten sie miteinander und stellten ihre eigenen Mutmaßungen an.

15. Kapitel
     
    Darcy ging die Stufen hinauf und deutete auf eine geschlossene Tür. "Dies war das Zimmer meines Bruders", sagte

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