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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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schon miteinander zu vermischen – Sir Frederick of Bexhill, Lord Rufus und Lady Anne of Tutbury, der betrunkene Herbert of Wolston. Sie war sehr erleichtert gewesen, als sie in der Abtei von Woburn Rast machten, denn die einfache Leben s weise war ein Segen nach den fünf vorangegangenen Abenden der Völle rei.
    In Berkhansted war die Unterbringung dann nicht mehr ganz so angenehm gewesen, aber das interessierte Lilliane kaum, denn London war nur noch eine halbe Tagesreise ent fernt.
    Nun, da sie mit ihrem Gefolge aus schwer b e waffneten Männern in London einritten, konnte Lilliane ihre Erregung kaum mehr zügeln. Einem Impuls folgend drängte sie das Pferd nach vorn und überhörte die beunruhigten Rufe der beiden Ritter, die ihr zugewiesen waren. Bevor diese es ver hindern konnten, hatte sie Corbett eingeholt und wandte sich ihm eifrig zu.
    »Oh, sieh mal, der Markt! Erstaunlich, dass sie so spät im Jahr noch einen Markt abhalten!«
    Sofort ergriff Corbett ihre Zügel. Er war eindeutig verär gert darüber, dass sie seinen Anweisungen, sich immer in der Nähe der Ritter zu halten, wenn sie durch die Stadt ritten, nicht folgte. Aber der scharfe Tadel erstarb auf seinen Lip pen. Ihre Augen strahlten, und das Lächeln in ihrem vom Wind geröteten Gesicht war so glücklich, dass sein Ingrimm verflog.
    »Das ist kein Markt wie du ihn kennst«, antwortete er und bedeutete einem seiner Männer, sich an ihre andere Seite zu begeben. »In London werden ein paar Märkte das ganze Jahr über abgehalten. In den wärmeren Monaten gibt es jedoch noch zusätzliche Märkte, auf denen seltene und kostbare Waren feilgeboten werden – Edelsteine und Öle, Seide und Baumwolle.«
    Corbett lachte leise, als er Lillianes vor Verwu n derung weit aufgerissene Augen sah. »Und jetzt juckt es dich, mein Geld auf diesem Markt zu verprassen? Nun, vielleicht bin ich ja geneigt, dich dorthin zu begleiten. Aber denk dran, Li ly.« Sein Antlitz wurde wieder ernst. »Wage es nicht, ohne meine ausdrüc k liche Billigung und mehrere Wachen irgend wohin zu gehen.«
    Lilliane hörte seine Warnung kaum, so aufregend fand sie ihre Umgebung. Corbett war während ihrer ganzen Reise sehr aufmer k sam gewesen, und der lange Ritt hatte viel da zu beigetragen, die Spannung zwischen ihnen abzubauen. Er hatte sich nicht verändert; das war ihr klar. Er war so vor sichtig und wachsam wie eh und je, wie seine Warnung jetzt auch wieder gezeigt hatte. Aber er hatte begonnen, sich in ihrer Gegenwart zu entspannen. Diese Reise bot ihnen zum ersten Mal Gelegenheit, gemeinsam Zeit außerhalb ihres Schlafzimmers zu verbringen, und er hatte sich als sehr un terhal t samer Gefährte entpuppt. Er hatte ihr Geschichten von verschi e denen Städten, Klöstern und Schlössern erzählt, an denen sie vorbeigekommen waren. Außerdem hatte er ihr von den Kreuzzügen und Schlachten Prinz Edwards berichtet. Und immer wieder hatte er über ihre staunenden großen Augen und ihre naiven Fragen lachen müssen. Selbst als sie ihn zögernd nach den Narben gefragt hatte, die ihn zeichneten, hatte er ihr bereitwillig geantwortet: Ein Schwert hatte seine Augenbraue in Byzanz berührt; ein Bär hatte ihm mit seiner Pranke jene böse Verletzung an der Schulter zugefügt, als er Edward in St. Blasien vor ihm beschützen wollte; und ein Speer hatte ihm beinahe den Arm von der Schulter ge trennt.
    Mit jeder Geschichte folgte eine neue Enthüllung. Lang sam begann sie, ihn in einem anderen Licht zu sehen. Er war streng und fordernd, doch er nahm seine Pflichten ernst, nie mals drückte er sich vor einer Aufgabe. Er war stolz fast bis zur Grenze der Überheblichkeit, doch hatte er sich im Kampf behauptet und den Waffen seiner Gegner getrotzt. Er war hart, und doch… Lilliane lächelte bei sich, als sie an die gemeinsam verbrachten Nächte der letzten Zeit dachte. Immer war er ein zärtlicher Liebhaber, sogar schon in jener schreck lichen Nacht in der Schäferhütte. Aber jetzt schien ihre Vereinigung vollko m men zu sein, sie trafen einander in ge genseitiger Freude. Und hegten das gleiche Verlangen füre i nander.
    O ja, er war ein harter Mann. Aber er war niemals grausam. Und er lernte, wie man sich beugte.
    In mittlerweile schon vertrauter Geste streckte sie die Hand aus, um die seine zu ergreifen. Er drückte ihre von Le derhandschuhen geschützten Finger, und diese Geste durch wärmte sie durch und durch. Damit fühlte sie bestätigt, was ihr während der vergangenen Tage immer

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