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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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hier bei dir bleiben. Zu dir ins Bett kommen. Mich in deinem süßen, weichen Körper zu vergraben«, fügte er hinzu, und seine Stimme war ganz hei ser. Dann holte er en t schlossen Atem. »Aber ich bin aus ei nem bestimmten Grund nach London gekommen. Und ich muss meiner Aufgabe nachkommen.«
    Ohne weitere Erklärungen holte er ein kleines Paket Pa piere aus seiner Ledertasche, schob sie mit einer entschlosse nen Handbewegung in seine Tunika und ging.
    Obwohl es sie körperlich erfrischt hatte, war Lillianes Stim mung durch das luxuriöse Bad keineswegs besser geworden. Sie war entschlossen, ihrem unbeugsamen Ehemann klarzu machen, wie sehr sie seine Beschränkungen, die er ihr aufer legte, verdrossen. Aber ohne jede Ablenkung hatte sie zunächst keine andere Beschäftigung, als im Badezuber herumzutrödeln, langsam ihre Toilette zu machen und die übrigen Vorbereitungen für ihr erstes Auftreten bei Hof ebenfalls hinauszuzögern. Aber selbst dadurch konnte sie ih rem Zorn nicht Luft machen, denn trotz der unglaublich lan gen Zeit, die sie damit verbracht hatte, ihr Haar trockenzu bürsten und jedes einzelne ihrer Gewänder überzuziehen und wieder zu verwerfen, bis selbst die arme, unterwürfige Magd kurz davor stand zu murren, war er immer noch nicht da. Schließlich saß sie wartend auf einer schmalen gepolster ten Bank. Sie trug ein gemustertes Gewand aus selado n grü ner Seide; um ihren Hals konnte man das cremefarbene Lei nen ihres vorteilhaften Unterkleides erkennen, ebenso wie an den drei goldgrün gesäumten Schlitzen im oberen Teil der Ärmel. Sie hatte ihr Haar zu einem dicken Knoten am Hinterkopf zusammeng e schlungen. Ein goldenes Haarnetz hielt ihre üppigen, schimmernden Wellen. Jetzt hatte sie das Gebäude, eine Rise und ein Filet im Schoß, mit denen sie spielte, während ihr Zorn wuchs.
    Am besten wäre es, alle drei Teile anzulegen, schäumte sie. Sollte er doch etwas dagegen haben, aber sie würde nicht mit lose herabfa l lendem Haar bei Hof erscheinen – wie ein halberwachsenes Kind. Aber bevor sie sich entschließen konnte, diese keuschen Kleidung s stücke in ihrem Haar zu befestigen, wurde sie von Corbett unte r brochen, der endlich ihr Gemach betrat.
    Mit einem Blick entließ er die Magd. Dann ging er schwei gend zu der tief in der Wand eingelassenen Fensternische hinüber und starrte zum frühen Abendhimmel empor.
    Trotz all ihrer Wut auf ihn war Lilliane angesichts seines brütenden Schweigens sofort beunruhigt. All ihre Klagen waren vergessen, als sie seine starre Körperhaltung und seine grimmige Miene betrac h tete. Aber die Erschöpfung, die sein Gesicht zeichnete, war der eigentl i che Grund, warum sie ihr Vorhaben aufgab. Sie trat an seine Seite, dann legte sie eine Handfläche an seine Wange. »Corbett, ist etwas nicht in Ordnung?«
    »In London ist immer irgend etwas nicht in Ordnung«, murmelte er. Dann löste er seinen Blick vom Fenster. »Diese Stadt ist von Geiern bevölkert. Du hältst meine Warnungen für unnötig, aber glaube mir, wenn ich sage, dass sie Willens und in der Lage sind, dich zu ermorden und deine Knochen abzun a gen, bevor du noch merkst, was eigentlich passiert.«
    »Ich verstehe nicht. Wer versetzt dich solchermaßen in Unruhe?«
    Ihre besorgte Stimme ließ ihn innehalten, und er sah sie an. Es schien, als könne er kraft seines Willens alle Spuren der Erschö p fung, des Zorns und der Sorge von seinem Ge sicht vertreiben. »Es ist nichts, worüber du dir Sorgen ma chen müsstest. London hat immer diese Wirkung auf mich.«
    Als ihr klar wurde, dass er nichts mehr sagen würde, seufzte Lilliane. »Du bist müde. Soll ich nicht wenigstens ein Bad für dich herrichten lassen, damit du dich erfrischen kannst?«
    »Nein, wir haben nicht mehr genug Zeit. Sie müssen mich nehmen, wie ich bin.« Er lachte grimmig in sich hinein. »We nigstens ist es ehrlicher Schweiß und Staub. Außerdem wirst du sowieso alle Augen auf dich ziehen. Niemand wird mei ne Anwesenheit überhaupt zur Kenntnis nehmen.«
    Lilliane errötete über dieses nette Kompliment. Aber ihre Sorge um ihn war zu heftig, als dass sie sich so ohne weiteres ablenken ließ. »Wir können unser Erscheinen bis morgen hinauszögern, wenn du willst. Du siehst müde aus.«
    Er schien ihren Vorschlag beinahe zu überdenken, aber dann lächelte er wehmütig. »Was? Ich soll das heutige Spektakel versä u men? Alle Schauspieler sind versammelt. Abgesehen natürlich von dem König. Es bleibt nur noch abzuwar

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