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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Wein roch, und sie wusste, dass er erheblich mehr getrunken hatte als in den Nächten zuvor.
    »Weißt du eigentlich, dass du all meine Überl e gungen über Frauen zunichte machst?« begann er in unerwartet freundlichem Ton. Lilliane beobachtete ihn mit großen, mis strauischen Augen. Seine seltsame Stimmung, die von nachdenklich über ärgerlich bis hin zu fast neckend zu schwan ken schien, verwirrte sie.
    »Von Ehefrauen nimmt man nicht an, dass sie leiden schaftlich sind, weißt du. Sie ertragen die Aufmerksamkeit ihres Gatten aufgrund ihres Pflichtbewusstseins. Nur von der Geliebten wird erwartet, dass sie einen voller Leidenschaft und Freude in die Arme nimmt.« Er fuhr ihr mit dem Finger über die Wange und begann mit ihrem Haar zu spielen. »Zu dumm, dass du nicht einfach meine Geliebte sein kannst. Um wie vieles glücklicher könnten wir dann sein.«
    »Und jetzt bist du alles andere als glücklich«, flüsterte Lil liane.
    »Ebenso wenig wie du. Wir sind verheiratet, weil wir un serer Pflicht Genüge getan haben. Aber Liebende… Lieben de gehorchen einer solchen Pflicht nicht.«
    »Es war nicht deine Pflicht, mich zu heiraten. Niemand hat dich dazu gezwungen«, erinnerte ihn Lilliane vorwurfs voll.
    Corbett lächelte grimmig. »Es gibt viele Arten von Pflicht, Lily.«
    »Ja, und einen Erben zu zeugen – und etwas zu bekom men, das du diesem Erben hinterlassen kannst –, das war deine Pflicht«, sagte Lilliane scharf und verbarg ihren Schmerz hinter ihrem Zorn. »Oh, wie sehr ich mir wünsche, dass du dir eine andere Frau gewählt hättest.«
    Corbetts Gesicht war nur wenige Zentimeter von dem ih ren entfernt. Seine Augen schienen so schwarz wie Kohle und so undurchdrin g lich wie Stein zu sein. Sie versuchte, sich von seinem verwirrenden Blick abzuwenden, aber seine Hand, die immer noch in ihrem lose herabhängenden Haar gefangen war, hielt sie fest.
    »Tatsächlich wäre es viel leichter gewesen, wenn ich das gekonnt hätte. Ich wollte nur eins: eine ehrbare, kleine Frau. Was ich bekommen habe…« Er hielt inne und presste sie dicht an sich. »Was ich bekommen habe, ist eine feurige kleine Frau, die mich ständig in Versuchung führt. Sag mir, Lily, wärst du damit einverstanden gewesen, nur meine Geliebte zu sein?«
    »Oh, was hast du für ein schwarzes Herz!« rief Lilliane aus und versuchte sich seinem heißen Körper zu entwinden. »Du kennst nur diesen einen bösen Gedanken!«
    »Genau wie du!« Geschickt brachte er ihr wildes Stram peln zum Stillstand. »Warum hast du mich wohl gesucht, wenn nicht aus Lust? Du kannst mir nichts vorwerfen, dessen du dich nicht selbst schuldig gemacht hast.«
    Jedes Wort schmerzte sie schrecklich, insbesondere, weil es tei l weise stimmte, was er sagte. Aber das konnte sie ihm gegenüber nicht zugeben. Nicht jetzt, da er schließlich doch ehrlich seine Gefühle für sie eingestand.
    »Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen außer den Versuch, eine ehrbare Ehefrau zu sein.«
    Corbett ließ ein dunkles Lachen ertönen. »Eine ehrbare Frau tut ihre Pflicht, nimmt ihren Gatten als ihren Herrn an und erduldet seine ehelichen Forderungen klaglos. Aber nicht meine Lily. Du hältst mich so lange du kannst auf Ar meslänge von dir fort und dann schreist du vor Leiden schaft, bis wir beide zitternd und ausgelaugt daliegen. Also was bist du, Ehefrau oder Geliebte?«
    Sie senkte ihre dichten Wimpern, um die Tränen zu ver bergen, die ihr in die Augen traten. Wie konnte sie auf solch eine Frage antwo r ten? »Ich will dich nicht mehr bekämp fen«, flüsterte sie.
    »Nein«, murmelte Corbett schließlich. »Vielleicht willst du mich tatsächlich nicht länger bekämpfen. Aber die Dinge haben sich geändert.«
    »Nein, du hast dich verändert«, klagte Lilliane ihn mit zit ternder Stimme an. »Du bist abweisend. Du meidest mich. Und jeden Abend ertränkst du dich in Bier und Wein.«
    Ihre Worte schienen ihn zu verblüffen. »Ich habe meine Gründe.« Er hielt inne und fügte mit einem wehmütigen Zug um den Mund hinzu: »Bier verleiht Stärke. Wein ver leiht Mut.«
    Lilliane konnte eine solche Äußerung nicht ernst nehmen. »Was hast du denn schon zu fürchten?« höhnte sie zornig. »Wir anderen sind es doch, die jedes Wort auf die Goldwaa ge legen müssen aus Furcht vor deinem Zorn oder auch nur der kleinsten Grille!«
    Corbetts dunkle grauen Augen blickten ihr schier endlos ins Gesicht. Etwas Schwerwiegendes beunruhigte ihn, aber sie konnte die Quelle einfach nicht

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