Das Herz meines Feindes
Ansatz ihres Gewandes.
»Dann zeig es mir«, flüsterte er rau. »Zeig mir, dass du beides sein kannst, Gemahlin und Geliebte.«
Mit diesen heftigen Worten senkte Corbett den Kopf und nahm ihre Lippen in einem harten, beherrschenden Kuss. Er hielt sie so fest an sich, dass ihre Arme zwischen ihren Lei bern eingeklemmt waren, und zuerst war sie verblüfft. Aber wenn sein Zorn ein schreckliches, wildes Feuer war, das al les verbrannte, das ihm in den Weg trat, so steigerte es sich bald zu einem Inferno aufgestauter Leidenschaft, gegen das sie sich nicht wehren konnte. Wie jemand, der unfähig ist, sich dem zu widersetzen, was ihn zu verschlingen droht, gab sie sich seinem harten Fordern hin. Als ob nichts, was zuvor gesagt worden war, von Belang wäre, unterwarf sich ihre weiche, weibliche Gestalt seiner unbarmherzigen Härte.
Corbett stöhnte tief, als sie die Wolle seiner Tunika mit ih ren Fäusten packte und ihn an sich presste. Er schien große Qualen zu durchleben, als er seine Lippen von den ihren löste und ihren Kopf nach hinten zwang. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht, doch in ihren Tiefen erkannte Lillia ne die schrecklichen Zweifel, die an ihm nagten.
»Zeig es mir, Lily«, murmelte er heiser. »Zeig mir, wie ei ne Frau eifrig zu ihrem Mann kommt. Verführe mich.«
Er stöhnte und nahm ihre Lippen erneut. »Lass es mich glauben.«
Er glaubte ihr nicht. Lilliane wurde klar, dass er ihr nie mals glauben würde, und ein Schluchzen bahnte sich seinen Weg durch ihre Kehle. Doch selbst dieses alles verschlingen de Leid konnte das Feuer, das er in ihr entfachte, nicht er sticken. Ein Teil von ihr wusste, dass es hoffnungslos war. Und doch wollte sie glauben – auch wenn sie sich selbst nur etwas vormachte –, dass er sie liebte. Wenigstens dieses letzte Mal. Er brauchte sie auf eine verzweifelte Weise, die nur ihm bekannt war. Und obwohl es keine Liebe war, würde sie jetzt, in diesem Augenblick so tun, als wäre sie es.
Als sie sich ihm entgegenreckte, verlor sich ihr Schluch zen in einem Kuss, der ihre Seele zerriss. »Ich liebe dich, Cor bett. Oh, ich liebe dich«, flüsterte sie, als er sie gegen die Zin nen presste. Diese Worte waren nicht für seine Ohren bestimmt, und doch konnte sie sie jetzt nicht mehr zurück nehmen. Aber sie konnte nicht beurteilen, ob er sie überhaupt gehört hatte, und als sie in der schwindelerregenden Verzückung seiner Küsse versanken, dachte sie nicht mehr darüber nach.
Zeit und Raum hatten keine Bedeutung mehr, als Corbett sie tiefer und tiefer in ein ekstatisches Delirium hineinzog, das ihren unbä n digen Hunger und ihr unstillbares Verlan gen nur noch schürte. Sie wollte ihn mit einer Wildheit, die sie bis in den innersten Kern aufwühlte.
Corbett schob sein Knie dicht zwischen ihre Schenkel. Stürmisch ergriff er Besitz von ihr, so dass die Hitze sie zu verschlingen drohte. Eine seiner sinnlichen Hände hielt ihre Brust umfangen, während der andere Arm sie stützte, als er sich zwischen den schweren Zinnen über sie beugte. Lillia nes Arm lag um seinen Nacken, eine Hand hielt seinen Kopf, die andere Hand klammerte sich an seine Schulter.
Sie hätte sich ihm hier und jetzt hingegeben, in der dunk len Nacht und auf den kalten Steinwänden Orricks. Aber noch während sie in seinen Armen immer gefügiger wurde und sich immer willfähriger gegen ihn presste, fühlte sie, wie er ihr entglitt.
Wie wild umklammerte sie ihn, versuchte ihn zu halten. Aber obwohl seine Lippen noch auf den ihren ruhten und seine Zunge einen heißen Liebestanz mit der ihren vollführ te, konnte sie ihn nicht dazu bewegen.
Lilliane war völlig aufgelöst. Ihr Rock war nach oben geschoben, so dass ihre bloßen Beine zu sehen waren, das Kleid hing ihr lose über die Schulter, und ihr Haar war eine einzi ge wilde Mähne im eisigen Wind. Sie lehnte sich an die Brü stung zwischen den Zinnen, wo er zuvor gesessen hatte, und merkte, dass sie vollkommen wie eine Dirne aussah. Aber wenn es das war, was er von ihr wollte…
Corbett keuchte. Sein Gesicht war misstrauisch, als er ei nen weit e ren Schritt von ihr forttrat. Dann nahmen seine Au gen sie langsam in sich auf, und sie errötete angesichts dieser gründlichen Betrachtung. Sie zitterte vor Leidenschaft ebenso wie durch den Verlust seiner Wärme und versuchte, sich zu erheben. Als sie aufrecht stand, schüttelte sie ihren Rock aus und versuchte, ihren Mantel wieder zu befestigen. Aber sie vermochte Corbett nicht in die Augen zu sehen
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