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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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sen, wenn es ihn schlägt?« Skeptisch hob er seine narbige Augenbraue. »Das kann ich kaum glauben.« Er hielt ihr Handgelenk noch fester, aber er ging nicht so weit, ihr tatsächlich weh zu tun. Sie war sich schrecklich bewusst, dass er nur ein feuch tes Leinen um seine Lenden trug, weshalb sie ihren Blick nicht senken wollte. Doch seine Augen, die sich in die ihren bohrten, brachten sie gleichermaßen aus der Fassung.
    Lilliane war verängstigt. Sie erkannte, dass ihr Plan, ihn unehre n haften Verhaltens zu überführen, vollkommen ver rückt gewesen war, und jetzt sah sie auch, wie sehr sie seiner Gnade ausgeliefert war. Wenn er sich nun unehrenhaft ver hielt, hatte sie keine Möglichkeit, ihn aufzuhalten. Verzwei felt überlegte sie, dass er sie vielleicht frei ließ, wenn sie ihm ihre wahre Identität verriet. Aber bevor sie noch sprechen konnte, kam er noch näher, und sie war erschrocken, als sie spürte, wie sich sein Körper dicht an sie presste.
    »Ich habe da eine ganz spezielle Bestrafung im Sinn«, wis perte er ihr ins Ohr.
    »Nein… nein, das dürft Ihr nicht tun«, bat sie mit beben der Stimme.
    »Ach ja? Aber ich fürchte, ich muss es tun. Unter dieser einfachen Robe findet sich vermutlich ein höchst appetitli cher Körper.« Seine Lippen bewegten sich näher an ihr Ohr, bis sie seinen heißen Atem spüren konnte. Sie versuchte ver zweifelt und wild, zu entkommen, aber er ließ es nicht zu. »Mach dein Haar los.«
    »Nein!« Sie blickte zu ihm auf, bestürzt über seine Kühn heit, und sagte das Schlimmste, an das sie denken konnte. »Ihr habt keine Ehre im Leib!«
    Einen Augenblick lang erstarrte er, und sie fürc h tete, dass sie nun die Folgen ihrer Worte zu spüren bekäme. Aber zu ihrer vollko m menen Überraschung schob er sich von ihr fort und trat einen Schritt zurück. Einen langen Augenblick hielten ihre Augen einander fest. Ihre bestanden aus blitzendem Gold, waren voller Gefühl, während seine ein rauchiges, u n durchsichtiges Grau waren. Und doch wusste sie, dass es in ihm brodelte, so streng er sie auch ansah. Dann spielte ein bitteres Lächeln um seine Lippen.
    »Ich möchte, dass dieser Zwischenfall unter uns bleibt.«
    »Was?« Lilliane starrte ihn ungläubig an.
    »Es besteht keine Notwendigkeit, dass Lady Lilliane da von e r fährt«, sagte er steif.
    »Es ist wohl etwas zu spät, um an Eure Verlobte zu den ken, findet Ihr nicht auch?« höhnte sie.
    »Es würde ihr nur Kummer bereiten«, erklärte er stirnrun zelnd.
    »Und vielleicht würde es ihr einen Grund geben, diese Farce von einer Heirat abzusagen«, gab sie zurück.
    Daraufhin lächelte er. »Die Heirat wird wie geplant stattfinden. Nur keine Angst.« Sein Gesicht wurde ernster. »Obwohl ich den Geda n ken, eine alte Jungfer in meinem Bett zu haben, nicht gerade genieße, wird sie nichtsdestotrotz meine Frau werden. Du kannst ihr von diesem Vorfall erzählen und die Ehe vielleicht sogar noch schwerer für sie machen. Oder du kannst dich als bessere Dienerin erweisen und den Mund halten. Wer weiß?« fügte er hinzu. »Mit der Zeit stellst du vielleicht fest, dass du mir doch Sympathie entge ge n bringst.«
    »Das wird niemals geschehen!« spie sie giftig hervor. »Und jetzt lasst mich gehen.«
    Als er schließlich beiseite trat, wandte sie sich vorsichtig zur Tür. Ihr Gewand war dort, wo er sich an sie gepresst hat te, feucht, und der Leinenstreifen, der ihr Haar zusammenhielt, hatte sich gelockert und rutschte hinunter. Als sie an ihm vorbeischritt, ihre Arme verlegen über ihrem nassen Mieder gekreuzt, zog er an dem losen Ende ihres Haarban des.
    Mehr war nicht nötig, um ihr Haar vollkommen zu lösen. In einem dichten Vorhang aus Kastanie und Bronze fiel es ihre Schultern herab und ergoss sich bis zur Taille. Der An blick ließ ihn innehalten. Aber während er den herrlichen Wasserfall betrachtete, der ihr bleiches Gesicht umrahmte, zögerte Lilliane keine Sekunde. Auf der Stelle wirbelte sie herum, zog die Tür auf und floh in die Halle.
    Er trat an die Tür, um ihr hinterher zusehen, aber sie war bereits die steinerne Treppe hinabgelaufen und war ver schwunden. In der Stille des Treppenhauses vernahm er nur noch ihre schnellen Schritte.
    Ebenso wie einen von Herzen kommenden Fluch, der ihn zum Teufel wünschte.
     

4

    Sie hatte es so lange wie möglich hinausgezögert, zum Abendessen hinunterzugehen. Seit dem Zeitpunkt, da sie sich in die Geborgenheit ihres Gemachs geflüchtet hatte, hat te der Zorn in ihr

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