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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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»Das sollen sie auch. Wir wer den sofort mit der Kommunion beginnen…«
    »Ihr habt mich nicht verstanden. Ich möchte, dass diese Zeremonie auf den Eingangsstufen der großen Empfangs halle stattfindet.«
    Verblüfft sah Lilliane ihn an. Was wollte er mit seiner Zurscha u stellung schlechter Manieren erreichen, fragte sie sich entgeistert.
    Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, fuhr er fort. »Wie Ihr Euch erinnern werdet, guter Vater, war es in großen Häusern lange Sitte, dass jedermann – vom höchsten Besucher bis hin zum niedrigsten Diener – den Hochzeiten beiwohnte. Und so soll es auch heute sein. Ich will, dass jeder Mann, jede Frau und jedes Kind aus Orrick Zeuge der Ver mählung von Lady Lilliane, der ältesten Tochter von Orrick, und Sir Corbett, früher von Colchester, jetzt auch von Orrick, sei. So sollen sie mich in ihrer Mitte aufnehmen, ebenso wie Lord Barton und Lilliane mich aufg e nommen haben.«
    Auf eine solche Bitte, die auf solch vernünftige Weise und in einem Ton vorgebracht worden war, der jeden Widerspruch ausschloss, konnte der Priester nur mit Zustimmung reagieren. Kopfschüttelnd vor Befremden machte sich der Mann auf den Weg durch das Kirchenschiff, angeführt von seinen sechs Messdienern und gefolgt von der gesamten Ge sel l schaft.
    Nur Lilliane und Corbett verließen die Kapelle nicht so fort. Als er sich ihr zuwandte, um ihr direkt ins Gesicht zu blicken, musste sie sich zwingen, vor dem Glitzern in seinen Augen nicht zurückzuwe i chen.
    »Nun, meine widerstrebende Braut. Ich werde dafür sor gen, dass du so erscheinst, wie ich es dir befohlen habe.« Mit diesen Worten riss seine Hand den Schleier von ihrem Kopf. Bevor sie ihn aufhalten konnte, hatte er ihr Filet ebenfalls entfernt und zog auch den Schleier unter ihrem Kinn herun ter.
    »Hört auf damit!« rief sie, obwohl sie erkannte, dass er nicht aufhören würde, bis er seinen Willen vollständig durchgesetzt hatte. »Warum tut Ihr das? Warum beschämt Ihr mich auf solche Weise?«
    »Es ist keine Schande, wenn du dein Haar offen trägst«, wide r sprach er. Mit einer Hand hielt er sie fest am Arm, während er mit der anderen an dem Haarnetz herumfum melte, das an ihrem Hinterkopf befestigt war.
    »Die ganze Gesellschaft wird sehen, was Ihr getan habt! Das ist Schande genug!«
    »Und du schämst dich nicht, deinem Gatten gegenüber ungehorsam zu sein?« höhnte er, als das Haarnetz sich schließlich löste. Schwer fielen ihre schimmernden, kasta nienbraunen Locken herab und breiteten sich auf ihren Schultern und Armen aus. Bei diesem Anblick entspannte sich Sir Corbetts grimmiger Gesichtsausdruck, und er nahm ihre seidigen Locken in die Hände.
    Er stand nur wenige Zentimeter von ihr entfernt, als er seine Finger durch ihr prächtiges Haar gleiten ließ. Bei seiner Berührung fing Lilliane erneut an zu zittern. Hatte er denn keinen Respekt vor diesem heiligen Ort, dass er sie auf solch kühne Weise liebkoste? Gab es denn niemanden, vor dem dieser Mann sein Haupt beugte?
    »Ihr seid nicht mein Gatte«, antwortete sie zornig, aber ih re Stimme war nur wenig überzeugend.
    Corbett lächelte, als er ihr tief in die Augen sah, und seine Finger verharrten in ihrem Haar. »Aber sicher sind wir schon verheiratet, meine Lily. Der Priester hat nur noch die Aufgabe, seine Worte zu murmeln.«
    »Oh! Diese Worte sind Gotteslästerung!« rief sie, als sie ihm ihr Haar aus der Hand riss. Dann hob sie ihre Röcke und eilte das Kirchenschiff hinab.
    Corbett zögerte nicht, sich ihr anzuschließen. Er nahm ih ren Arm fest in den seinen, als er die Tür für sie beide öffne te. Hinter ihnen zeugten nur ein paar Leinenstücke und ein fein gearbeitetes Haarnetz auf dem Boden davon, dass über haupt etwas geschehen war.
    Die Worte des Priesters waren Gott sei Dank kurz. Er schien zu befürchten, dass der große, muskulöse Bräutigam erneut eine Forderung an ihn stellen würde, und so beeilte er sich mit der Zeremonie, ohne auf Sitte und Anstand zu ach ten.
    Als er den Bräutigam nervös um den Ring bat, schien er die Antwort richtiggehend zu fürchten. Aber ohne etwas zu sagen oder das Gesicht zu verziehen, holte Corbett einen schweren Ring hervor, den er Lilliane an der linken Hand übe r streifte. Sie hatte für ihn keinen Ring, aber sie schämte sich dessen nicht. Sie wollte ihn nicht mit einem Ring an sich binden, dachte sie. Und sie wollte ihn oder seinen Ring nicht.
    Doch als er sein Ehegelübde gesprochen hatte und sie er wartung s

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