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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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verhindern konnte, dann war es Grendella. Mehr mit den Händen als mit den Augen unter suchte die weise Frau Verone.
    »Wir müssen die Geburt verhindern, sonst kann das Kind nicht überleben«, hatte sie mehr zu sich selbst als zu Lilliane gemurmelt. »Schafgarbe ist das Richtige. Vielleicht kann es die Wehen verz ö gern.«
    Erleichtert bemerkten die Frauen, dass der Trunk tatsäch lich zu wirken schien. Am frühen Nachmittag, als Verone endlich in einen erschöpften Schlummer gesunken war, stieg Lilliane ermattet die breiten Treppen hinab.
    In der großen Halle befanden sich nur wenige Menschen. Zwei Mägde säuberten die Tische, damit sie von den Män nern an der Seite aufgestapelt werden konnten. Ein Junge kletterte in eine der riesigen Feuerstellen, um sie von Asche und Ruß zu säubern. An einen Tisch unter einem der weni gen Fenster des Schlosses, die mit Glas versehen waren, hat ten sich ihr Vater und Sir Dünn mit einem Schachbrett zu rückgezogen.
    »Ha! Wenn Eure Kampfstrategie gegen die Heiden ebenso schlecht war wie Euer Vorgehen jetzt, dann ist es ein Wun der, dass Ihr es lebendig bis zurück nach England geschafft habt«, krähte Lord Barton, als er einen weiteren von Sir Dunns Bauern nahm und damit den Plan seines Gegners vereitelte, seinen Läufer zu ziehen. »Achtet auf Eure Vertei digung, Mann, sonst bedrohe ich gleich Euren König!«
    »Ich habe im Orient meinen wahren König verteidigt. Die ses Stüc k chen Stein werde ich wohl ebenso gut verteidigen«, murmelte Dünn, als er das in den Tisch eingelassene Brett betrachtete, um zu entscheiden, welcher Zug der beste sein würde.
    Lilliane kam es wie ein Wunder vor, dass ihr Vater ausge rechnet die Gesellschaft des schweigsamen Sir Dünn suchte. Beide Männer betonten immer wieder, wie sehr sie sich gegenseitig misstrauten, und doch setzten sie sich jeden Nach mittag, wenn Lord Bartons Geschäfte erledigt und Sir Dunns tägliche Waffe n übungen beendet waren, zu einer Partie Schach zusammen. Unter ständigem Murren und Anklagen forderten sie einander heraus, und doch konnte Lilliane klar erkennen, wie viel Vergnügen das Spiel ihrem Vater bereite te.
    Mit einem müden Seufzer wandte sich Lilliane dem Herd auf der anderen Seite der Halle zu. Nach einer langen Wache an Verones Seite benötigte sie dringend etwas Suppe, um neue Kraft zu schöpfen. Aber sie wurde durch Williams plötzliches Ersche i nen aufgehalten.
    »Habt ihr euch nun alle diesem Colchester unte r worfen?« fragte er in sarkastischem Ton.
    Lilliane war verärgert über seine beständige schlechte Laune und rauschte an ihm vorbei. »Das Schachspiel hat wohl noch niemandem geschadet«, sagte sie zornig.
    »Und was ist mit dem Liebesspiel?« Er versperrte ihr den Weg und zwang sie, ihn anzusehen.
    Lilliane seufzte wieder. Sie war erschöpft und hungrig, und sie war es leid, sich mit William herumschlagen zu müs sen, der ihr beständig auflauerte. »Die Liebe ist kein Spiel«, begann sie. »Wenn du…«
    »Ah, aber genau das ist es für ihn, Lilliane. Er wird dich so lange umwerben, bis du ihm zur Seite stehst, und dann wird er dich zu seinem Vorteil ausnutzen.«
    Er nahm ihre Hände in die seinen. »Aber eine Frau wie du verdient es, geliebt zu werden. Angebetet zu werden. Ich hätte dich angebetet. Ich würde es immer noch tun, wenn du es zuließest…«
    »Hör auf! Hör auf, William!« Lilliane entriss ihm seine Hand und blickte ihn voller Abscheu an. »Was redest du da!«
    Lilliane glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Wie konnte er solche Dinge zu ihr sagen? Hatte er denn keine Ehre im Leib?
    »Hast du den Verstand verloren, William? Du solltest an Verone denken, die in diesen Minuten leidet, weil sie dein Kind unter dem Herzen trägt!« Dann wandte sie sich voller Widerwillen ab und floh aus der Halle.
    Ihre plötzliche Bewegung ließ Lord Barton und Sir Dünn aufblicken. Barton war schon leicht verärgert, als er William am anderen Ende der Halle entdeckte, aber Sir Dünn war of fensichtlich geradezu erbost darüber.
    »Dieser Kerl scheint sich über die Krankheit seiner Frau kaum Gedanken zu machen.«
    »William macht sich nur über sich selbst Gedanken; weder seine Frau noch sein Kind noch seine Ländereien haben irgendeinen Wert für ihn, außer dem, ihm Wohlstand und Bequemlichkeit zu bieten.« Lord Barton zog seine breiten Schultern hoch und streckte die Hand aus, um einen Zug mit dem Läufer zu machen. »Genau das war der Grund, warum ich ihn abwies, als er Lilliane

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