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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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gefesselt, dessen Hand sich auf seine Zügel gelegt hatte.
    »Dieser Ausflug gefällt mir ganz und gar nicht«, sagte Dünn mit finsterem Blick.
    »Glaubst du, mir gefällt er?« antwortete Corbett knapp.
    »Dann lass mich an deiner Stelle gehen. Ich habe kein Ver langen, weiterhin an diesem Ort herumz u lungern… das du offensichtlich hast.«
    Corbett blickte auf seinen missmutigen ersten Offizier hin ab. »Ich muss diese Geschichte selbst erledigen, wie du wohl weißt. Außerdem brauche ich dich hier, um einiges im Auge zu behalten.« Corbett richtete seinen Blick auf Lilliane, die neben ihrem Vater und Sir William stand. »William muss be obachtet werden.«
    »Und deine junge Frau nicht?«
    Corbetts Blick fiel wütend auf Dünn herab. »Sei vorsichtig mit dem, was du sagst! Sie ist jetzt hier die Herrin – deine ebenso wie die eines jeden hier –, und sie verdient deine Loyalität.«
    »Aber nicht mein Vertrauen. Hast du schon vergessen, wie sie versucht hat, dich auszuspioni e ren? Wie sie ihre wahre Identität verschleiert hat? Und was ist mit ihrer Liebe zu William?« fuhr er trotz Corbetts grimmigem Blick fort. »Sie könnte ebenso dazugeh ö ren wie William.«
    »Halt deine Zunge im Zaum, Dünn! Ich warne dich nur ein einziges Mal.«
    Zornig wandte er sein schweres Ross zum Gehen. »Die Zeit wird die Halunken vernichten«, sagte er mit einem tie fen Grollen in der Stimme. »Du kennst deine Pflichten. Sorge dafür, dass alles erledigt wird.«
    Als das Kontingent der Männer über die schwere Zug brücke ritt, kletterte Lilliane die steile Stei n treppe zu den Zinnen empor. Sie war immer noch verwirrt und durcheinander, immer noch hin-und hergerissen zwischen den zahlreichen widerstre i tenden Gefühlen, die sie bestürmten. Das letzte, was sie jetzt brauchte, war das kernige Lob, das ihr Vater über ihren Ehemann aussprechen würde oder Wil liams unverhohlene Abneigung gegen ihn.
    William war zornig, seit Corbert sie zum ersten Mal geküsst hatte, und sie wusste, dass er sie allein antreffen wollte. Aber Lilliane war viel zu verblüfft über ihr Benehmen ihrem Gemahl gegenüber, um auch nur den Versuch zu unterneh men, ihre Gefühle zu rechtfertigen. Außerdem, so entschied sie, als sie die letzten Stufen der Treppen hinaufeilte, schul dete sie William keinerlei Erklärung. Er hatte eine andere ge heiratet. Und sie einen anderen.
    Sie fand eine Stelle zwischen zwei Schießscharten und beugte sich über die Brüstung. Die Doppellinie der Männer ritt in disziplinierter Ordnung über die Straße, alle Männer waren eindeutig zu Kriegern ausgebildet worden. Aber Sir Corbett konnte man nicht übersehen. Groß und aufrecht saß er auf seinem gesprenkelten grauen Schlachtross. Aber es war mehr als nur seine physische Gegenwart, die ihn aus der Gruppe herausragen ließ. Lilliane war verwu n derter denn je über diesen merkwürdigen Mann, den sie geheiratet hatte, und ließ ihre Zunge leicht über ihre immer noch empfindli chen Lippen gleiten. Er war hart und fordernd; er war zärtlich und sanft. Er hatte sie zu dieser Heirat und in sein Bett gezwungen.
    Aber sie konnte nicht guten Gewissens behaupten, dass er ihr keine Lust und Freude bereitete. Er erzählte nur wenig von sich; selbst der Zweck dieser Reise war ein völliges Ge heimnis für sie. Aber obwohl sie wusste, dass er ein Rätsel und sehr wahrscheinlich auch ein sehr gefährlicher Mann war, konnte sie nicht im Brustton der Überze u gung sagen, dass sie seine Rückkehr nicht voller Vorfreude erwartete.
     

11

    »Still. Ganz still«, summte Lilliane Lady Verone zu. Schnell tupfte sie der jüngeren Frau die Schwei ß tropfen von der Stirn, die sich unter dem festen Griff wand, mit dem sie die andere umfasst hielt.
    »Hier ist der Trank, den Mutter Grendella geschickt hat«, sagte Ferga, die an das Lager der jungen Frau geeilt kam. Während Lilliane Verones Kopf in die Höhe hielt, gab ihr die stämmige Dienerin von dem dickflüssigen Sud der Schafgar be zu trinken.
    Die Hochzeit war nun über eine Woche her, und alle Gäste ei n schließlich Odelia und Tullia waren abgereist. Lady Verone hatte sich nicht wohl genug für eine Reise gefühlt, und sie und William waren noch eine Weile auf Orrick ge blieben. Aber Lady Verone wollte es einfach nicht besser ge hen. Dann hatten heute morgen die Wehen eingesetzt.
    Sie wussten alle, dass es zu früh war. Grendella war – sehr zu Lillianes Erleichterung – sofort gekommen. Wenn irgend jemand eine Frühgeburt

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