Das Herz Von Elowia
Die Sonne wird bald aufgehen.«
Sie hätte sich beinahe verschluckt, ungläubig starrte sie ihn an. Dann senkte sie ihr Kinn und musterte ihren Diamanten.
Barrn hob beschwichtigend seine Hände. »Er ist in Ordnung. Keine Angst.«
Er stand auf, warf den abgeknabberten Kolben weg, klopfte sich den Sand aus seiner Kleidung und winkte ihr auffordernd zu. »Der Heiler ist nicht mehr weit. Komm jetzt.«
»Ich will nicht«, fauchte sie trotzig. »Ich will keine Waffe für Persuar sein, lieber sterbe ich.«
Mit schnellen Schritten war er bei ihr und umfasste ruppig ihren verwundeten Arm und grollte: »Du widerspenstiges Gör. Ich habe nicht vor, dich zu Persuars Waffe zu machen. Und jetzt komm.«
Er zerrte sie nach oben und schubste sie in Richtung des Wagens, wo er sie an der Taille packte und sie auf die Wagenfläche schob.
Die Tür schlug krachend zu und das Letzte, was Lilith sah, war sein erzürntes Gesicht, bevor es in ihrem Gefängnis dunkel wurde. Sie hörte die Kenjas blöken, dann rollte der Wagen los.
Aufgewühlt lief sie in dem Wagen auf und ab und ihr Stein tauchte den Raum in ein silbernes Licht.
Durch die schmalen Ritzen, drang nach einiger Zeit, die ersten, zarten Sonnenstrahlen hinein und Lilith musste sich erschöpft auf den Boden setzten. Sie wollte nicht schlafen, sie hatte Angst, die Träume könnten wieder kommen, die sie immer häufiger- auch ohne Sternenkraut- heimsuchten. Doch es dauerte nicht lange und ihr fielen die Augen zu.
Sie war wieder ein kleines Kind. Doch dieses Mal lief sie nicht durch die hellen Gassen ihres Dorfes, sondern stand mit unsicheren Schritten am Rande einer Kellertreppe.
Sie hatte ihren abgenutzten Stoffteddy ganz dicht an ihr wummerndes Herz gepresst. Aus der Tiefe des Kellers drangen seltsame Geräusche, fast wie ein Gurgeln und Wimmern. Sie umschlang ihren Teddy fester.
Die Türe hinter ihr war versperrt, sie wusste nicht, warum man sie hier eingeschlossen hatte. Sie hörte nur noch die Stimme ihrer Mutter, die sie schollt, ein unartiges Mädchen gewesen zu sein. Jetzt stand sie hier und wagte es kaum zu atmen.
Ein Knarren aus der Dunkelheit ließ sie zusammenfahren und da passierte das Unglück. Ihr kleiner Teddy und der einzigen Freund, der ihr in der Finsternis geblieben war, entglitt ihr und fiel die Treppe hinab.
Mit weichen Knien tapste sie die erste, dann die zweite Stufe hinunter, aber je tiefer sie stieg, desto durchdringender drang das Wimmern zu ihr hin.
Ängstlich blieb sie stehen und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken, damit das Monster, welches in der Dunkelheit lauerte, sie nicht hören und orten konnte.
Alrruna und die Fangarin
Die Fangarin saß der Fee gegenüber, wobei diese die Sonne im Rücken hatte, was ihren Flügeln einen bezaubernden Glanz verlieh. Aber im Gegensatz zu ihren Schwingen waren Fanjolias Augen alles andere als bezaubernd. Wütend starrte sie die Fee an, die schluckte, obwohl sie wusste, dass der Zorn nicht ihr galt.
»Der Spiegel ahnt was, ich kann es fühlen. Wir müssen etwas unternehmen, bevor er meinem Vater von unseren Plänen erzählen kann.«
Alrruna sah die Fangarin lange an, denn sie musste herausfinden, ob sie der gefallenen Wächterin vertrauen konnte. Aber ein Blick in ihr aufgebrachtes Gesicht verriet ihr, dass Fanjolia durch die Zurückweisung des Spiegels für ihre Pläne empfänglich gemacht worden war. »Ich hätte eine Lösung für unser Problem. Dafür brauche ich aber deine Hilfe, Fangarin.«
Interesse blitze in Fanjolias Augen auf. »Ja?«
Die Fee ließ ihre Hand unter ihr Seidenkleid gleiten und holte eine verschnörkelte Flasche hervor. »Das ist ein Gift, was den Spiegel blenden wird. Aber nur die Fangaren haben Zugang zum Spiegel, du musst es also tun, wenn du Elowia retten willst.«
Die Fangarin erhob sich und in ihren Flügel verfing sich das Sonnenlicht zu einem hellen Glanz. Sie wirkte beinahe gottgleich.
»Gib mir das Gift, ich werde es tun.«
Vergangenheit
Lilith schnaufte erleichtert auf. Sie hatte nur wieder geträumt. Sie war immer noch in dem Wagen des Suchers. Sie schüttelte ihre schmerzenden Glieder aus. Jeder Knochen tat ihr weh und ihr ganzer Körper war wie gerädert. Sie nahm ihren Stein zwischen Daumen und Zeigefinger, und als sie ihn betrachtete, wie er in den schönsten Farben schillerte, wurde ihr kalt ums Herz. Sie ließ ihn wie ein achtloses Stück Dreck fallen. Sie hatte aus ihrem Stein eine gewaltige Waffe gemacht.
Ein leises Klopfen riss Lilith aus ihren trüben Gedanken und
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