Das Herz Von Elowia
augenblicklich. Lilith betrachtete ungläubig ihre Haut, nur noch ein sanftes, rotes Schimmern erinnerte an die Wunden.
Sie hob ihren Stein hoch, er wirkte ein Stück matter und hatte etwas von seinem Glanz eingebüßt, aber Lilith fühlte sich endlich von seinem Sog befreit.
Kolkan wirkte nicht sehr zufrieden, als er auf ihren Stein deutete. »Dein Juwel ist nicht mehr zu kontrollieren. Ich habe mein Bestes gegeben, trotzdem wird der Bann nicht sehr lange halten und danach wir seine Energie ungebremst aus ihm heraus brechen.«
Lilith hob ihren Kopf und kaute auf ihren Fingernägel, um die Enttäuschung zu überspielen, die sich in ihr breitmachte. »Also gibt es keine Hoffnung mehr für mich?«
Kolkan legte seine Hand auf ihre Schulter und drückte sanft zu. »Sei mir nicht Böse, aber was mit dir passiert, ist mir egal. Ich habe nur an Barrn gedacht. Dein Juwel bringt dem schwarzen Prinzen dem Tod und daran kann ich auch mit meiner Macht nichts ändern. Es deprimiert mich.«
Lilith hielt mitten in ihrer Tätigkeit ihre Nägel mit den Zähnen zu bearbeiten inne. »Wenn ich sterben würde, würde er dann weiterleben?«
Kolkan zuckte ratlos mit seinen breiten Schultern und wischte seine Hände an dem Stoff ab, der auf seine Brust hing. »Ich weiß es nicht.«
»Warum tötet er mich nicht?«
Kolkan sah Lilith verzeihend an. »Ich hätte dich gern getötet, aber Barrn kam hier her und bat mich, dir zu helfen. Ich habe nicht viele Fragen gestellt, nur diese Einzige und die lautete: Warum gerade sie?«
Lilith umschlang ihren Diamanten, sie fühlte sich auf eine seltsame Art und Weise schutzlos, seit sie das Pulsieren ihres Steines nicht mehr spüren konnte und von ihm abgeschnitten war. »Und was hat er geantwortet?«
Kolkan lachte rau. »Er meinte, er hätte diese Frage jetzt schon zu oft gehört und könne nur eine Antwort darauf geben: Die Vergangenheit eint und die Zukunft entzweit uns.«
»Hm«, murmelte Lilith und rückte unbehaglich ein Stück von dem Schmied weg. Er seufzte auf und zog mit einer stoischen Gelassenheit seine Augenbrauen hoch. »Ich werde dich jetzt nicht töten, um meinen Freund zu retten. Er hat seine, wenn mir auch nicht nachvollziehbaren, Gründe. Ich weiß nicht viel darüber, was ihm damals in der Gefangenschaft alles Unaussprechliche widerfahren ist. Ich weiß nur, dass er kaum älter war, als du es jetzt bist. Sie haben ihn damals übel zugerichtet. Er ist also Leid und Schmerz gewöhnt. Er wird schon wissen, was er tut.«
Er erhob sich schwerfällig, sah sich suchend um und meinte dann entschuldigend: »Ich bin wohl kein guter Gastgeber. Möchtest du etwas zu trinken haben?«
Lilith nickte eingeschüchtert.
Er drehte ihr seinen massigen Rücken zu und hantierte über dem Feuerkessel mit einer kleinen Tonschale. Er füllte Kräuter hinein und übergoss sie mit heißem Wasser, dann reichte er sie ihr auffordernd.
Lilith nahm sie dankbar entgegen und blies ein paar Mal vorsichtig den Wasserdampf weg, bevor sie daran nippte.
»Fühl dich hier wie Zuhause. Ich geh jetzt rüber in die Schmiede. Ich muss noch ein paar Schwerter für Persuars Sucher schmieden.«
»Warum erzählst du mir das?«
Der Schmied nahm den Kessel vom Feuer und seine sehnigen Arme spannten sich an. »Was?«, wollte er unfreundlich wissen.
»Das mit Persuar. Dass du die Schwerter für Persuar machst?«
Kolkan verzog den Mund und brummte: »Nur damit du mich wegen meines Heilsteins nicht falsch einschätzt.«
Lilith hätte beinahe laut loslachen müssen, so aberwitzig und zugleich schlüssig kam ihr seine aufrichtige Antwort vor. Da stand er vor ihr, ein Krieger durch und durch, aber wegen seinem Heilstein zu keinem Kampf fähig.
Lilith sagte es nicht nur aus Mitleid, als sie ihm entgegnete: »Das tue ich nicht, ich unterschätze einen Krieger nie.«
Er ließ den Kessel auf den Boden knallen und verließ das Zimmer.
Lilith konnte sich vorstellen, wie sehr Kolkan darunter leiden musste, ein Stein zu besitzen, den er sich gar nicht gewünscht hatte.
So konnte er die Gabe, die ihm geschenkt worden war, nicht annehmen. Sie erhob sich, um durch das Haus zu schlendern und sie fragte sich, ob er genauso unter seinem Diamanten litt, wie sie es tat.
Sie durchstöberte neugierig seine Schubladen und fand weitere Dolche. Der eine prächtiger als der andere. Ihre Fingerspitzen glitten ehrfürchtig über seine tödlichen Meisterwerke. Nie zuvor hatte sie solche Dolche gesehen, die so fein verarbeitet worden waren und eine so
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