Das Herz Von Elowia
ihrer Brust. »Du hältst mich also wirklich für eine Diebin?«
Barrn grinste. »Nein. Nur für mordlustig.«
»Kannst du mir das verdenken?« Die gerade noch heitere Stimmung war von einem Augenblick auf den anderen gekippt und Lilith erinnerte sich schmerzhaft daran, wem sie da eigentlich gegenüberstand.
Er schenkte ihr nur ein geringschätziges Achselzucken, bevor er sich wieder seinen Kartoffeln widmete und ihr weiteres Gezeter ignorierte. Sie verstummte, als sie bemerkte, dass ihre Worte auf taube Ohren stießen. Ihm schien es gleichgültig zu sein.
Barrn rührte ein paar Mal die Brühe um. Dann schöpfte er mit einer Holzkelle eine große Portion in einen Tonteller und reichte ihn ihr wortlos. Lilith war versucht ihm den ganzen Inhalt ihres Tellers einfach ins Gesicht zu schütten, aber dann hätte sie wohl mit knurrendem Magen ins Bett gehen müssen. Kein Mann war es Wert Essen zu vergeuden - auch er nicht.
Barrn füllte noch zwei weitere Teller und ging anschließend hinaus um Kolkan zu holen.
Sie aßen schweigend und schlürfend. Barrn mochte vielleicht ein ausgezeichneter Kämpfer sein, aber auf keinen Fall ein guter Koch. Und Lilith schien wohl nicht die Einzige zu sein, die das dachte, denn Kolkan murmelte: »Barrn, das nächste Mal koche ich wieder.«
Wenn sie vorher gewusst hätte, wie ungenießbar die Suppe war, dann hätte sie es sich mit dem Teller in Barrns Gesicht noch einmal überlegt.
Barrn nahm einen weiteren herzhaften Bissen seiner Suppe und grinste Kolkan mit vollem Mund an. »Ich weiß gar nicht, was du hast.«
Als sie fertig waren, schob Kolkan seinen Teller beiseite und meinte: »Ich werde in der Schmiede schlafen, ihr könnt hier schlafen.«
Barrn stellte die Teller übereinander und er nickte Kolkan dankbar zu.
Der Mann richtete die Felle vor dem Kamin her und reichte Barrn und ihr eine Decke. »Wenn euch kalt wird, könnt ihr das Feuer im Kamin anmachen«, sagte er noch, dann ging er in die kühle Nachtluft hinaus.
Lilith kuschelte sich auf das Fell und zog die Decke um ihren Körper. Barrn bückte sich und entzündete das Feuer im Kamin, erst dann zog er sich mit einem Ächzen das Hemd über den Kopf. Im Flackern des Kaminfeuers konnte Lilith deutlich die tiefen Narben sehen, die seinen Rücken entstellten.
Sie musste sich an Kolkans Worte erinnern. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass die Rev solche Dinge tat.
Als sich Barrn die Hose abstreifte, konnte Lilith sogar hier gravierende Schnittwunden sehen, die sich im Licht des Feuers zartrosa auf seiner Haut abzeichneten.
Er drehte sich um. »Du hast mich angeschaut, nicht wahr?«
Lilith zog beschämt die Decke über ihre Nasenspitze. »Nur ein bisschen.«
Barrn ließ sich in die Hocke sinken. »Ja schau dir genau an, was die Rev mit mir gemacht hat.«
»Du wirst es verdient haben. Jeder Sucher hat das verdient«, grollte sie kühl und zog die Decke über ihren Kopf. Das entsprach nicht der Wahrheit. Jeder Sucher hatte den Tod verdient, aber nicht das, was man Barrn angetan hatte, aber das musste sie ihm ja nicht unbedingt unter die Nase reiben.
»Ich war damals noch ein Junge und kein Sucher.«
»Lügner.«
Angestrengt horchte sie und wartete auf eine zornige Reaktion von ihm. Darauf, dass er sie unter der Decke hervor zerren und sie für ihre ungeheuerlichen Worte bestrafen würde. Doch nichts dergleichen geschah.
Nach einigen Minuten vergeblichen Wartens steckte sie ihren Kopf unter der Decke hervor. Barrn hatte ihr den Rücken zugewandt und schlief, als wäre nie etwas geschehen. Allein diese Tatsache brachte ihr Blut wieder in Wallung. Wie konnten ihm ihre Worte so gleichgültig sein?
Sie krallte ihre Hände vor Empörung in das Laken und biss in die Decke bis ihre Zähne schmerzten. Erst als ihre Wut ansatzweise verraucht war, legte sie sich wieder hin und schlief ein.
Kaum hatte sie ihre Augen geschlossen, suchte sie ein Albtraum heim.
Sie war wieder ein kleines Kind. Sie stand immer noch wimmernd auf den ersten Stufen des Kellers und starrte angestrengt mit tränenden Augen in die Dunkelheit. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an das spärliche Licht, dass der unterirdische Raum bot. Ihre Augen suchten panisch die Treppenstufen ab, bis sie ihren kleinen Teddy erkennen konnte. Mit pochendem Herzen setzte sie ihren kleinen Fuß ängstlich auf den nächsten Absatz. Ihre Hände tasteten sich an der Wand entlang. Sie musste ihren ganzen Willen aufbringen, nicht wieder nach oben zu rennen. Je tiefer sie kam, desto deutlicher
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