Das Herz Von Elowia
bleiben, denn sie fühlte, wie sich in ihrem Stein etwas regte, was sehr lange in ihr geschlummert hatte und nun bereit war zu erwachen. Und es war hungrig, so hungrig, dass die dunkelgraue Macht des Kriegers zu verlockend nach ihr rief.
Sie riss sich mit einem kurzen Ruck los und bezahlte mit roten Striemen auf ihrer Haut, da Skat natürlich nicht gewillt gewesen war, sie einfach loszulassen.
Skats Brauen wölbten sich nach oben. »Oho. Du kleine Kratzbürste, was soll das?«
Lilith sagte das erstbeste, was ihr einfiel und irgendwie auch der Wahrheit entsprach: »Es ist wegen deinem Juwel. Ich will nichts mit Leuten zu tun haben, die ihre Macht mit Blut bezahlt haben.«
Barrn, der sie aufmerksam beobachtet hatte, schob Skat zur Seite und baute sich schmunzelnd vor ihr auf. »Dann wirst du ja gerne mit mir vorlieb nehmen, oder? Ich hab schließlich keinen Kampfstein, besser gesagt«, fügte er mit einem diabolischen Grinsen hinzu, »ich habe überhaupt keinen Stein. Ich hoffe, dieser Umstand beunruhigt dich weniger als Skats Diamant?«
Nein, eigentlich nicht, dachte Lilith. Seine Steinlosigkeit verunsicherte sie mehr als das graue Juwel, aber da sie nicht vorhatte, ihm einen weiteren Anlass zur Heiterkeit zu bieten, stieß sie nur ein Knurren aus, was weder als Zustimmung noch als Ablehnung gedeutet werden konnte.
Belustigt über ihr Verhalten, nahm er sie kurzerhand am Arm und führte sie lächelnd zum Wagen, wo auch schon der kleine Junge saß. Er half erst dem Sklaven und dann ihr hinein, bevor er die Tür verriegelte und sie mit dem Jungen allein ließ.
Der kleine Diamantaner betrachtete sie neugierig, und wie Lilith fand, ziemlich unverhohlen. »Bist du eine Rev?«
Sie antwortete dem Jungen mit der gleichen Lüge, die sie Barrn und allen anderen Diamantanern immer erzählt hatte: »Nein. Es ist nur eine gewöhnliche Narbe.«
Der Junge grapschte nach ihrer Hand und beugte sein Gesicht nah an ihre Handfläche. »Sieht gar nicht wie eine Narbe aus. Eher wie das Brandmal der Rev«, bohrte er weiter und Lilith begann sich ernsthaft zu fragen, wie sie sich erholen sollte, wenn ihr keine Ruhe vergönnt war.
Ohne Umschweife und ohne Luft zu holen - wie Lilith zynisch bemerkte - fragte der kleine Junge weiter: »Deine Augen sind goldgelb? Ist das nicht die Farbe der Dämonen? Aber du trägst doch einen Stein ...?«
Gerade, als Lilith zu einer genervten und weniger freundlichen Antwort ansetzten wollte, wurde die Wagentür geöffnet und Barrn steckte seinen Kopf herein. »Hey Junge, ich habe dich nicht als Unterhalter für meine Sklavin mitgenommen, du sollst die Medizin vorbereiten.«
Neben Barrn erschien eine sehr dünne, blasse Gestalt. Es war eine junge Frau. Sie hatte große, melancholische, himmelblaue Augen und ihr schwarzes Haar fiel ihr, in dichten Locken, über die Schultern.
Lilith erkannte die Frau sofort wieder. Es war die Fee, die mit Barrn zusammen in dem Kerker gewesen war.
Der Krieger zeigte auf Lilith und ihre Wunden. »Ich weiß, dass es dich immer sehr erschöpft, aber ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht nötig wäre. Kannst du ihre Wunden versorgen? Und pass auf ihren Diamanten auf, ich traue ihm nicht, auch wenn es nur ein Stein der Unwissenheit ist.«
Lilith blieb der Mund offen stehen, zum ersten Mal registrierte sie, dass es eine Fee war, die diesen roten Heilstein besaß. Es gab immer wieder Fälle, wo Feen mit Juwelen geboren wurden, aber es war äußerst selten. Und was meinte Barrn damit, als er sagte, die Fee solle auf ihren Stein aufpassen? Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er mehr über sie wusste als sie über sich selbst.
Der Kummer der Fürstin
Hereket seufzte tief auf. Die Albträume der vergangenen Sonnenjahre ließen sich nicht einfach abstreifen, sondern klebten an ihr wie Pech. Ihre Hände zitterten, als sie den Türknauf mit ihren schlanken Fingern umschloss. Gerade als sie eintreten wollte, ertönte eine kühle Stimme hinter ihr. »Was tust du hier, Herrin?«
»Feldar?«, rief sie überrascht und taumelte erschrocken zurück.
Die Augen des Dämons verengten sich. »Verschwinde von hier, du hast hier nichts zu suchen.«
»Bist du also der neue Wächter, der sie bewachen soll? Hat dich etwa mein Mann damit beauftragt?«
Ein hämisches Grinsen entstellte das Gesicht des Kriegsherrn. »Meinst du, Dorn würde mich mit einer so undankbaren Aufgabe betrauen? Er weiß, genau wie du, dass ich dieses Kind verabscheue.«
Herekets Lippen bebten und ihr Kinn zuckte,
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