Das Herz Von Elowia
zweifelte.
»Ich bin ausgeruht«, maulte sie und wollte aus dem Wagen klettern, doch sein harter Befehlston ließ sie auf der Stelle verharren. »Bleib hier.«
Ihr Diamant funkelte zornig auf, als sie sich umdrehte. Er war inzwischen aufgestanden und stand direkt hinter ihr. Nur noch eine knappe Handbreit trennten sie voneinander.
»Wir müssen«, setzte sie wieder verzweifelt an, doch anstatt ihr wieder über den Mund zu fahren, streckte er seine Arme aus und zog sie zu sich heran. »Bleib«, flüsterte er. »Bleib bei mir.«
Als er sie umarmte, fühlte Lilith zum ersten Mal in ihrem Leben, neben dem anhaltenden Gefühl des Zorns, auch den zuckersüßen Geschmack der Liebe. Sie schluchzte los. Sie weinte vor Trauer und Freude zugleich. Ihre Hände krallten sich in sein weißes Hemd und sie drückte ihre Nase fest an seinen Brustkorb. Sie atmete seinen Geruch ein und fühlte sich, wie von einer schweren Last befreit, die sonst auf ihrem Herzen lag.
Stumm und wortlos standen sie eng umschlungen in der Beengtheit des Wagens und lauschten den Atemzügen des anderen. Erst nach einer Ewigkeit lockerte Barrn seine Umarmung und schob sie ein Stück von sich weg.
Sie beugte sich vor und er erwiderte ihren Kuss mit einer sehnsüchtigen Innigkeit. Tränen liefen ihr über die Wangen, und während er sie weiterhin küsste, wischte er mit der anderen Hand ihre Tränen beiseite. »Du weinst, meine Kleine«, murmelte er und setzte zu einem weiteren Kuss an. Sie nickte nur und gab sich seinen warmen Lippen hin. Als er ihr Gesicht und ihre Lippen mit Küssen bedeckt hatte, nahm er sie wieder in den Arm und hielt sie ganz fest.
Erst nachdem der Tränenstrom versiegt war, ließ er sie wieder los. Beschämt strich sie sich die feuchten Spuren von ihrer Haut. Ihr Herz pochte noch immer wie wild in ihrer Brust, obwohl sie sich schon längst von ihm entfernt hatte.
Sie kletterte die Wagenplatte hinunter. »Was tust du da?«, fragte er mit einer steilen Falte zwischen seinen Augenbrauen.
»Ich geh zu den Kenjas«, gab sie spitz und ein wenig vergnügt zurück und verschwand aus seinem Blickfeld.
»Warte«, hörte sie ihn fluchen und wenig später kam er verdrießlich um die Ecke gestapft. Seine Wagen waren wie ihre gerötet, aber mehr vor Ärger. Er fragte in einem gefährlich schmeichelnden Tonfall: »Was gedenkt denn die Lady zu tun, vielleicht kann ich ihr ja behilflich sein?«
»Wir werden reiten, was denn sonst? Eine Kriegerprinzessin kennt keinen Schmerz.«
Barrn stöhnte genervt auf und rollte mit seinen Augen. »Weder das mit der Kriegerin, noch das mit der Prinzessin kann ich bestätigen, du bist einfach nur ein ungezogenes und verdammt leichtsinniges Gör.«
Lilith grinste ihn verschmitzt an. »Genau. Und daher hat es auch keinen Sinn, mir weiterhin zu widersprechen.« Sie löste mit schnellen Fingern das Geschirr der Kenjas, welches die Tiere an den Wagen gebunden hatte.
Barrn half ihr nicht dabei, sondern stand ein wenig abseits und schüttelte ungläubig den Kopf, als müsse er noch überlegen, ob ihm gefiel, was sie da tat oder nicht.
Sie hielt kurz inne. »Was ist? Willst du mir nicht helfen?«
Barrn klappte seinen Mund auf und dann wieder zu. Er ging auf Lilith zu. »Dir wobei helfen? Dich ins Verderben zu stürzten?«
Lilith lachte und schwang sich auf ein der Kenjas und krallte sich in seiner Mähne fest. »Komm schon«, dann gab sie ihrem Tier die Sporen und es machte einen Sprung nach vorne und preschte in die Wüste hinein.
»Du verrücktes Huhn«, schrie ihr Barrn hysterisch hinterher und war bemüht, sich ebenfalls auf das andere Tier zu schwingen und Lilith zu folgen. Lilith schloss die Augen und genoss das Gefühl der Freiheit und dieses Gefühl, das nie zuvor gespürt hatte, und was so rein und vollkommen war, dass es schon fast wieder wehtat: die Liebe.
Barrn hatte sie keuchend eingeholt, er wirkte alles andere als entspannt, er beugte sich vor und griff sich mit einem wüsten Schimpfwort die Zügel von Liliths Tier. Mit einem Ruck hielten beide Tiere an.
»Was soll das?!«, brüllte Barrn aufgebracht, als er die Kenjas endlich zum Stoppen gebracht hatte und seine Hände fuchtelten aufgeregt in der Luft herum. Er vergaß sogar, zu atmen. Zwischen den Schimpftiraden musste er immer wieder hektisch nach Luft schnappen. »Willst du dich umbringen? In diesem Tempo und in dieser Hitze ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis dein Kreislauf kollabiert, du dumme Kuh.«
»Aber eine Kriegerprin...«
»Hör damit auf«,
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