Das Herz Von Elowia
legst.«
Lilith fragte sich, wie sie für diesen unverschämten Kerl gerade Sympathie empfunden haben konnte. Sie holte aus und versetzte dem Jungen einen Schlag vor den Brustkorb.
»Hey«, schrie er empört auf und rieb sich beleidigt über die getroffene Stelle. »Was kann ich dafür, wenn du zu doof bist, deinen Stein zu kontrollieren?«
Lilith war kurz davor sich auf Harukan zu werfen und ihm seine Frechheit aus dem Körper zu prügeln, doch sie zwang sich zu einem Lächeln und fragte bedrohlich liebenswürdig: »Wie lange möchtest du noch leben, mein kleiner Freund? Falls es noch ein paar Jahre sein sollen, würde ich dir zu mehr Respekt gegenüber der Idiotin raten.«
Dem jungen Sklaven war die Drohung hinter ihren gescherzten Worten nicht entgangen. Ein wenig beleidigt setzte er sich neben sie, verzichtete aber auf weitere, spitze Kommentare.
»Danke«, kommentierte Lilith sein Verhalten.
Die Wagentüre wurde geöffnet und Barrn stand vor dem Eingang. »Ich störe nur ungern eure Konversation, aber wenn ihr Hunger habt, kommt raus und setzt euch ans Lagerfeuer.«
Als sie den ersten Schritt nach draußen in die kühle Nachtluft machte, wurde ihr bewusst, wie sinnlos eine Flucht zu diesem Zeitpunkt gewesen wäre. Sie war kaum imstande einen Schritt vor den anderen zu setzten und dass obwohl die Fee die meisten ihrer Wunden versorgt hatte.
Der Sklavenhändler führte sie zu einem Feuer, das in der Mitte des Lagers entfacht worden war und bedeutete ihr mit einer einladenden Geste sich zu setzten. Zum ersten Mal hatte sie die Gelegenheit sich die Männer, die Barrn begleiteten, genauer anzusehen.
Die meisten Krieger wirkten wie Söldner. Ihre Kleidung war schlicht und schmucklos. Die Gesichter von den vielen Kämpfen zerfurcht. Nur ein Krieger unterschied sich von den anderen Halunken, die um das Lagerfeuer lungerten. Sein Gesicht lag verborgen hinter einer großen Kapuze. Seine Erscheinung wirkte nicht so heruntergekommen, aber auch nicht weniger gefährlich. Er saß still, ein wenig abseits von den anderen Kriegern und aß ein Stück Brot. Sie versuchte vorsichtig seine Aura zu ertasten, doch da hob er seinen Kopf und die Kapuze gab den Anblick auf zwei eisblaue Augen frei, die sie direkt anstarrten. Erschrocken und irgendwie ertappt wandte sich Lilith hastig ab.
Fayn setzte sich neben Lilith und reichte ihr ebenfalls ein Stück Brot sowie einen Teller mit weiterem Essen darauf.
Lilith nutze die Gelegenheit und fragte sie: »Wer ist der Mann dort hinten?«
Fayn war ihrer unauffälligen Geste gefolgt und flüsterte leise: »Das ist Azra.«
»Er macht mir mehr Angst, als Barrn«, murmelte Lilith nachdenklich.
»Er macht jedem Angst«, antwortete die Fee nüchtern und stellte den Teller neben Lilith ab. »Er spricht nicht sehr viel und ist lieber allein, aber er erfüllt seine Pflichten und Aufgaben gewissenhaft, daher hat niemand etwas dagegen, wenn er mit uns reist.«
»Trägt er einen Krieger oder einen Heilstein?«, wollte Lilith wissen und kniff ihre Augen zusammen, um die dunkle Gestalt am Rande der Feuerstelle besser erkennen zu können.
»Er trägt ein graues Juwel.«
»Also ein Krieger«, schlussfolgerte Lilith und verzog ihren Mund. Irgendwie hatte sie damit gerechnet.
»Seine Aura«, begann Lilith zögerlich, denn sie scheute, es auszusprechen. »Ist dunkler als die von allen hier.«
Die Fee zuckte gelassen mit ihren Schultern. »Wie ich schon sagte, er ist ein Krieger, aber warum interessiert du dich für ihn?«
»Ich weiß es nicht«, gab Lilith kleinlaut zu und Fayn seufzte auf und hielt ihr den Teller knapp unter die Nase. »Dann mache dir keine unnötigen Gedanken und iss lieber. Ich kann mir denken, dass du sehr hungrig bist.«
Lilith runzelte ihre Stirn und schielte ein letztes Mal zu dem unheimlichen Mann, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Tablett richtete. Azra der Name war schon mal in ihrer Gegenwart gefallen. Der alte Mann und ehemalige Herr von Harukan hatte ihn erwähnt. War Azra ein Verräter? Sie schüttelte sich. Und wenn schon, dachte sie, das ging sie alles nichts an. Sollten sie sich doch gegenseitig das Leben schwer machen.
Bei dem Anblick des Essens knurrte Liliths Magen und ihr wurde bewusst, wie lange sie schon nichts mehr gegessen hatte.
Bevor sie jedoch den Teller in den Händen halten konnte, patschte schon eine kleine Hand darauf und riss sich das größte Stück herunter. Harukan stopfte das Fleisch so schnell in seinen Mund, dass sogar Lilith, trotz ihres Ärgers,
Weitere Kostenlose Bücher