Das Herz Von Elowia
getötet?«
Skat und Dorn zuckten zusammen, nur Harukan selbst und Senna blieben ruhig stehen.
»Ja, ich habe ihn getötet.«
Fayn lächelte traurig: »Was wirst du jetzt tun, kleine Dämonin?«
Senna trat auf Harukan zu, der immer noch stumm da stand, und umarmte ihn. »Ich werde ihn beschützen.«
Dorn registrierte wie sich, kaum dass sie Harukan nah war, ihre Wut legte.
Fayn drehte sich zu Dorn um. »Senna wird nach Iben wollen, nicht wahr Senna? Wir sollten alle gemeinsam gehen.«
Die junge Dämonin umklammerte Harukan fester: »Ja, ich muss verhindern, dass Lilith die Diamanten zerstört, nur so kann Harukan weiterleben. Ich muss sie treffen und mit ihr reden.«
Sie hatte den Satz mit einer solchen Entschlossenheit gesagt, dass kein Zweifel daran bestand, dass sie jeden und alles niederstrecken würde, der sich zwischen sie und Harukan stellen würde.
Dorn blieb nichts anderes übrig, als seine Tochter gewähren zu lassen. Sie gegen ihren Willen von Iben und dem Ort der Prophezeiung fernzuhalten, war schier unmöglich und das wusste er.
Fangarenlied - Das Herz von Elowia weint
Fanjolia stand neben dem Spiegel, den sie hintergangen und vergiftet hatte, und empfand tiefe Scham. Sie strich mit ihren Fingerkuppen über die einst so glatte Oberfläche des Spiegels. Jetzt war sie rau, spröde und matt. Ihre Finger blieben an einem großen Sprung hängen, der sich von der Mitte des Spiegels bis hin zum äußeren Rand fraß. Sorgenvoll runzelte Fanjolia ihre Stirn und legte ihr schwarzen Flügel fester an ihren Körper.
»Du hast mich gezeichnet«, raunte der Spiegel, als Fanjolia sich über den Sprung beugte und ihre Fingernägel an den scharfen Kanten hängen blieben. Seine klirrende Stimme traf Fanjolia mitten ins Herz und Millionen von kleinen imaginären Scherben fraßen sich in ihre Seele. Schuldbewusst trat sie einen Schritt zurück und warf ihr langes Haar in den Nacken. Der Spiegel surrte sanftmütig: »Sei nicht so betroffen, mein Kind. Ich lebe nun schon so viele Jahrtausende, und wenn jetzt mein Abschied gekommen sein sollte, empfinde ich keinen Gram.«
Die Fangarin wischte sich verlegen die Tränen aus ihren Augen. Der Spiegel summte und sein Summen glich einer ruhigen Melodie, die sonst nur die silbernen Schwäne zustande brachten.
»Komm her mein Kind. Ich möchte dir nun jenen Tag zeigen, an dem das Ende seinen Anfang nahm. Ich will dir deine Mutter zeigen, die mächtigste Fangarin, die je auf Elowia gelebt hat.«
Fanjolia hob erstaunt die Augenlider und blinzelte den Spiegel fragend an. Ihr unterdrücktes Schluchzen verstumme und machte erwartungsvoller Neugierde Platz.
»Meiner Mutter?«, hakte sie unsicher nach und runzelte ihre makellose Stirn. Sie senkte ihre Stimme bis ihre Worte nur noch ein leises Flüstern waren: »Vater hat sie verstoßen, nicht wahr?«
Die Spiegeloberfläche kräuselte sich. »Nein, sie war eine große Fangarin. Niemand hat sie verstoßen, denn sie war eine Frau, die jeder mochte und ehrte.«
»Aber warum spricht niemand mehr über meine Mutter? Jeder Fangare meidet es, ihren Namen auszusprechen. Selbst in den Liedern der Ahnen wird sie nicht besungen. Es ist, als hätte sie nie existiert. Warum tun sie das meiner Mutter an, wenn sie eine so großartige Frau war?«
Der Spiegel seufzte tief auf. »Je heller ihre Seele nach außen strahlte, desto dunkler wurden ihre Gedanken. Sie war mit einer Gabe gesegnet, die sie Dinge sehen ließ, die niemand sehen konnte. Selbst ich konnte nicht sehen, was sie sah. Sie entglitt in eine fremde Welt, aus der sie niemand zurückholen konnte.«
Der Spiegel schwieg und Fanjolia fühlte die Schwermut, die von ihm ausging. »Möchtest du den Tag sehen, als die Diamanten geboren wurden? Es war der Tag, an dem deine Mutter starb und das Herz von Elowia viele bunten Tränen weinte.«
Fanjolia schluckte schwer und ihre Flügel zitterten. Doch dann nickte sie entschlossen. Sie blinzelte die Tränen aus ihren Augen und ließ sich auf die kleine, weiße Steinmauer nieder, die den Spiegel umgab.
»Ja, zeig es mir«, sagte sie in einem festen Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, dass sie wissen wollte, was damals passiert war. Sie wollte endlich wissen, warum der Name ihrer Mutter in Ungnade gefallen war.
Der Spiegel glühte auf und zog Fanjolia in einen Strudel aus Bildern. Und als sich die bunten Blitze vor ihren Augen gelegt hatten, befand sich Fanjolia in der Vergangenheit wieder. Sie sah ihre Mutter am Rand des Sees sitzen. Die Schwäne hatten
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