Das Herz Von Elowia
soll den Nachthimmel mit all seinen Sternen darstellen.«
Lilith wurde zum ersten Mal bewusst, dass dieses Mädchen eine sanfte, romantische Frau war. Und plötzlich hasste sie Jolan, die Rev, nein diesen ganzen furchtbaren und sinnlosen Krieg, der aus jenem Mädchen einen weiteren gesichtslosen Krieger auf dem Schlachtfeld machen würde.
»Möchtest du nicht mein Schleppenmädchen sein?«, fragte Antara vergnügt.
Lilith wurde von der Frage total überrumpelt. »Ich?«
Antara nickte freudig.
Lilith schüttelte den Kopf und mit einem eisigen Unterton fragte sie: »Hast du vergessen, dass ich ein Mischblut bin?«
Das Mädchen straffte sich und antwortete schon fast mit Stolz: »Du bist eine Rev, das ist alles, was zählt.«
Lilith hätte nur zu gern an ihre Worte geglaubt, aber sie wusste, dass es für sie nie ein wir geben würde. Sie war zwischen zwei Welten gefangen, in keiner würde man sie willkommen heißen, man würde sie höchstens weiterhin dulden.
Am späten Nachmittag erreichten sie das heilige Iben. Und obwohl es zu dem Herrschaftsgebiet von Persuar gehörte, war es das einzige neutrale Territorium, was es noch gab. Lilith vermutete dahinter das strategische Kalkül des Herrschers, der die Macht des Orakels für sich nutzen wollte.
In Iben lebten schließlich mächtige Priester und Priesterinnen. Sogar Fangaren sollten unter ihnen sein, doch niemand hatte sie je zu Gesicht bekommen.
Lilith sah mit gemischten Gefühlen zu Iben hin. Iben war eine kleine Stadt mit einem großen, wuchtigen Turm in der Mitte - dem Sitz des Propheten.
Ibens Mauer waren dagegen lächerlich klein und in einem zarten weiß getüncht. Die Wege, die zur Stadt führten, waren mit drahtigen, bunten Wüstenblumen gesäumt, die ihre Blüten der Sonne entgegen reckten.
Ungehindert, da es keine Wachen am Tor gab, ritten sie in die Stadt und durch die Gassen hindurch. Die schmalen Häuser standen dicht nebeneinander gedrängt und jedes Haus war mit farbenprächtigen Girlanden geschmückt. Dazwischen machte Lilith immer wieder kleine Tempel mit hölzernen Statuen und grünen Glasfenstern aus.
Diamantaner in blauen Hosen und smaragdgrünen Hemden und kleine Kinder mit hellen Kleidchen und farbigen Schleifen im Haar liefen durch die Straßen. Es mutete an, als würde die ganze Stadt in einem absurden Wettstreit stehen, wer die buntesten Kleider trug und das farbenfreudigste Haus bewohnte.
Diese Menschen schienen sich in einer trügerischen Sicherheit zu wiegen. Niemand machte sich Sorgen um Krieg, Gewalt und Hass.
Nur ein grauer Gebäudekomplex mit vergitterten Fenstern stach aus dem bunten Häuserflur geradezu monströs heraus.
Antara schnalzte verächtlich mit ihrer Zunge. »Persuars Einfluss reicht also schon bis Iben.«
»Was ist das?«, wollte Lilith wissen, obwohl sie sich die Antwort schon denken konnte.
»Das ist ein Gefängnis.«
»Oh. Sind dann hier auch Sucher in der Nähe?« Lilith drehte sich hektisch um, doch die Kriegerin winkte gelassen ab. »Nein, nur ein paar gewöhnliche Wachen. Hierher werden selten Gefangene gebracht und die Wächter, die hier arbeiten, verbringen ihre Zeit lieber mit dem Saufen und dem Karten spielen, als sich um Persuars Angelegenheiten zu kümmern.«
Lilith mustere die falsche Idylle, und obwohl sie wusste, wie fragil der Frieden in Iben war, erfüllte sie der Gedanke, hier leben zu können mit einer tiefen Sehnsucht.
Gerade als sie die letzte Biegung erreicht hatten, und Lilith schon das Ende der Stadt sehen konnte, trat ein schlanker Mann auf sie zu. Sein Umhang bestand aus schillernden Paletten, der das Sonnenlicht in allen Farben reflektierte. Sein schwarzer Bart wirkte gepflegt und seine dunklen Augen glänzten wie glühende Kohle. Seine übrige Kleidung bestand aus weißer Seide, die seinen drahtigen Körper im Wind umschmeichelte.
Er trat vor und seine Augen brannten sich in Liliths Herz, als er in einem melodischen Tonfall sprach: »Ich bin untröstlich, aber das schwarze Orakel heißt euch in Iben nicht willkommen. Bevor ihr jedoch weiter reitet, bat mich das Orakel euch seine Vision zu überbringen: Wenn sich der Nachthimmel in Iben spiegelt und die Drei, die das Gefüge der Welt erschüttern, sich gegenüberstehen, wird der Untergang gekommen sein.
Jolan löste sich aus der Gruppe und ritt auf den Mann zu. »Was sind das für Manieren, Mann?«, fauchte er den Propheten an und lenkte sein Reittier dich neben ihn. »Das nennt ihr Gastfreundschaft?«
Mit einem abfälligen Lächeln wandte er sein
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