Das Herz Von Elowia
fühlte sich seit Langem endlich wieder geborgen.
»Was für ein kraftvoller Stein. Was für eine wunderschöne und tödliche Waffe«, flüsterte er.
Lilith entging nicht, wie Jolan sie beinahe eifersüchtig betrachtete.
Peinlich berührt und von einem Gefühl der Scham überwältigt, kämpfte sie sich aus Titans Armen frei und schenkte Jolan ein verlegenes Lächeln.
Dieser lächelte tapfer zurück, doch Lilith konnte sehen, wie schwer es ihm fiel, die Contenance zu bewahren.
Lilith rettete sich mit einem beherzten Schritt aus der Reichweite des älteren Kriegers.
Jolan starrte seinen Vater eine Weile schweigend an, dann nahm er Lilith bei der unversehrten Hand und raunte: »Ich bringe sie in unser Quartier, wenn du nichts dagegen hast.«
Titan nickte ihm flüchtig zu und widmete sich wieder seinem Essen. Sein Interesse an ihr schien schnell wieder erlahmt.
Jolan stürmte geradezu aus der Halle. Lilith hatte Mühe ihm zu folgen und rief keuchend: »Warte. Wohin willst du so schnell? Ich kann nicht mehr.«
Jolan sah sie unfreundlich an. »Hast du's vergessen? Zu meiner Hochzeit.«
Lilith errötete und versuchte hastig, die passenden Worte zu finden, aber als sie in sein wütendes Gesicht sah, zog sie es vor zu schweigen. Jolan verlangsamte seinen Schritt und sie gingen den dunklen Flur entlang. Plötzlich blieb er stehen und drehte sich zu ihr um. »Du denkst, dass ich herzlos gegenüber Antara bin, nicht wahr?«
»Wie kommst du auf eine so absurde Idee?«, verteidigte sich Lilith heftig, die sich insgeheim ertappt fühlte.
Ein schmerzlicher Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Der Krieg verändert jeden. Die Frau, die ich heute heirate, wird es morgen nicht mehr geben. Es ist besser nicht zu sehr zu lieben, denn ich werde sie nicht beschützen können, wenn die große Schlacht kommt. Ich möchte nicht, dass einer von uns trauern muss, wenn der andere stirbt. Distanz ist in der heutigen Zeit die beste Form der Liebe, um unnötigen Schmerz zu vermeiden.«
Lilith knabberte betroffen auf ihrer Unterlippe herum.
Er seufzte aus tiefer Brust und seine Maske, die er mit solcher Sorgfalt trug, legte sich wieder über sein knabenhaftes Antlitz. Er grinste kraftlos. »Ich rede wieder einen Unsinn zusammen, nicht wahr?«
»Nein, überhaupt nicht.«
Jolan flüsterte: »Danke«, bevor sein Gesicht vollkommen unter der Maske verschwand. Im veränderten Tonfall fuhr er fort: »Ich bring dich zu Antara. Ich glaube du hast ihr versprochen, ihr Schleppenmädchen zu sein.«
Lilith nickte. Sie wusste der Krieger in Jolan würde dafür sorgen, dass sie nicht noch einmal den hilflosen Jungen sehen würde.
Antara empfing sie mit ihrer stürmischen und beschwingten Art, wie immer sehr herzlich. Sie drückte Jolan einen flüchtigen Kuss auf den Mund, bevor sie sich mit einem neckischen Funkeln zu Lilith umwandte »Lilith, wer hätte gedacht, dass unter dem ganzen Schmutz ein so hübsches Mädchen steckt?«
Sie knuffte ihr versöhnlich in die Rippen, als sie bemerkte, wie Lilith eine Schnute zog, dann schob sie Jolan aus dem Zimmer. »Bis heute Abend hast du hier nichts zu suchen.«
Als sie Jolan mehr oder wenig sanft aus dem Zimmer befördert hatte, wandte sie sich Lilith zu. Sie warf ihr einen prüfenden Blick zu und beugte sich über eine Truhe und zerrte ein helles Kleid hervor. »Hier, das habe ich gekauft. Das schimmert, wie dein Diamant, wie gefällt es dir?«
Lilith nahm sprachlos das filigrane Kleid entgegen. Zarte Silberfäden in dem weißen Stoff gaben ihm ein mystisches Funkeln.
»Es ist wunderschön«, hauchte sie nur ehrfurchtsvoll. Antara grinste von einem Ohr zum anderen. Sie kramte aus der Truhe ihr eigenes Kleid hervor und wedelte damit erwartungsvoll vor Liliths Nase herum. »Und was sagst du hierzu?«, wollte sie aufgeregt wissen.
Lilith musste schmunzeln, denn Antaras Wangen glühten vor Aufregung.
Gerade als Antara es ihr reichen wollte, damit sie es besser betrachten konnte, wurde die Tür aufgerissen und Jolan stand keuchend vor der Tür.
Antara verzog missmutig ihr Gesicht. »Jolan«, maulte sie. »Das bringt doch Unglück, wenn du das Kleid vorher siehst.«
Der Krieger starrte sie irritiert an, doch dann seufzte er und raunte: »Das Unglück ist schon eingetreten. Es wurden Sucher gesichtet und wir müssen los. Kommt schon.«
Pure Fassungslosigkeit und unendliche Enttäuschungen zeichneten sich auf Antaras Gesicht, ab. Aber ganz wie es von einer Kriegerin erwartet wurde, ließ sie ihr Kleid achtlos sinken und griff
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