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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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raufzulocken, in die Falle.«
    »Oh, sie hatte die Finger dabei im Spiel. Klar. Aber es haben andere Kräfte eingegriffen. Zum einen der Engel in der Gestalt des Sommermädchens. Und die Pistole – die hat mir jemand entweder als Warnung oder als Drohung geschickt.«
    »Glaubst du, es war die echte Pistole? Die von der Pracht des Tages ?«
    »Ich wüsste nicht, weshalb das eine Rolle spielen sollte. Jemand wollte mir mitteilen, dass er weiß, was dort oben in jener Nacht geschehen ist – dass er weiß, was ich mit Marcus gemacht habe. Erzählt habe ich es niemandem.«
    »Du hast es mir erzählt«, gab sie zu bedenken.
    »Ist es so gelaufen, Em? Hast du mir ein geheimes Päckchen geschickt und mir dann deinen Engelsschergen auf den Hals gehetzt, um mich zu töten, bevor ich es herausfinden könnte?« Ich grinste leicht.
    Sie lachte und lehnte sich zurück, stützte sich auf die Ellbogen und schlenkerte die Stiefel über dem Wasser. Dann drückte sie den Rücken durch und lächelte.
    »Ja, mein Schatz, du hast mich erwischt. Ich bin die Mörderin mit dem geheimen Engelsschergen. Schon seit ich ein kleines Kind war, habe ich mich damit befasst, meine Freunde mit geheimen Engelsschergen umzubringen. Weißt du, mein Vater hat sich mit dem Verkauf und der Wartung von geheimen Engelsschergen den Lebensunterhalt verdient.«
    Ich lächelte und verrenkte mich, um sie anzusehen. Dabei streifte mein Arm ihren warmen, straffen Bauch. Ihre Augen blitzten.
    »Du bist eine komische Frau«, sagte ich.
    »Vielleicht.«
    Eine Weile saßen wir schweigend da. Das Wasser unter uns präsentierte sich reglos, der Stein kalt.
    »Also«, meinte Emily schließlich. »Was jetzt?«
    »Ich werde mich mit Matthew unterhalten. Mal sehen, ob ich herausfinden kann, von wo das Päckchen kam. Und was mit diesem Mädchen passiert ist.«
    Der Blick ihrer dunklen Augen wanderte zu meinen Händen, zum Halfter an meinem Gürtel, dann zu meinem Gesicht.
    »Und ich?«
    »Du? Ich finde, du solltest hierbleiben. Und darauf aufpassen.« Ich legte das Mechagen auf den Pier zwischen uns. »Wilson wird zurückkommen.«
    »Früher oder später.« Sie löste ihren Zopf und ließ ihr Haar wie Sonnenschein über ihr Gesicht und ihren Hals fallen. Die straffen Muskeln ihres ausgestreckten Körpers zeichneten sich unter dem weichen Stoff ihres Kleids ab. Sie lächelte über meinen versonnenen Blick.
    »Ich denke, ich nehme ein Bad«, verkündete sie leise. »Das habe ich bitter nötig.«
    Ich stand verlegen auf und machte mir an meinem Gürtel zu schaffen, indem ich das Halfter bequemer zurechtrückte.
    »Ich … äh … komme wieder«, sagte ich. Sie lachte, ein freudiger Laut, der mein Rückgrat hinabglitt und sich in meinen Knochen einnistete. »Pass auf das Mechagen auf.«
    »Mit Adleraugen«, rief sie meinem entschwindenden Rücken nach.
    Hinter mir hörte ich das Rascheln fallender Kleider, gefolgt vom platschenden Geräusch eines ins Wasser tauchenden Körpers. Ich schloss die Augen und hastete davon.
    Unterwegs gelang es mir, Emilys Gelächter aus dem Kopf zu bekommen. Ich arbeitete mich durch die Stadt vor, überquerte Brücken, fuhr mit Droschken, erklomm die sanften Alleen, die zu höher gelegenen Terrassen führten oder zu den tiefer gelegenen Bezirken der Stadt in der Nähe des Flusses abfielen, lief willkürlich umher, um das Bild abzuschütteln, wie sie ins Wasser stieg, wie ihr Kleid zu Boden schwebte, wie das Wasser ihre Beine emporkroch, erhellt nur vom Licht der Reibungslampe auf ihrer Haut.
    Seufzend bedeutete ich dem Fahrer, anzuhalten. Ich war, wo ich sein musste, wo ich den Mann, mit dem ich reden wollte, am wahrscheinlichsten antreffen würde. Ich stieg aus der Droschke aus, bezahlte und tauchte in der Menge unter. Hier im Dreiglockenviertel trieben sich selbst um diese nachtschlafende Zeit reichlich Leute herum. In anderen Gegenden der Stadt deutete man so viele Menschen auf den Straßen für gewöhnlich als Vorzeichen für einen Aufstand. Im Dreiglockenviertel hingegen war es nachts einfach so. Trinkgelage, ausschweifendes Zechen, Kunst. Früher hatte ich mich in dieser Menschenmenge wohl gefühlt.
    Um das Theater namens SchwarzEisen verlangsamte sich der Fußgängerverkehr. Die Vorstellung würde demnächst beginnen, und die Leute versuchten, noch hineinzugelangen, bevor sich die Tore schlossen. Ich umging den Menschenauflauf, bis ich vor dem Tor für Reservierungen stand. Besitzer reservierter Eintrittskarten trafen ein, wann immer sie

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