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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Chancen, fast die Hälfte unserer Streitmacht auf dem Rückzug zu vernichten. Warum haben sie's nicht getan?«
    Als Dolomit und Schlegel Jaspis schließlich erschienen, humpelnd und blutverschmiert, aber im Großen und Ganzen heil, bestätigten sie, was die anderen berichtet hatten. Sie beugten sich mit Vansen und den Übrigen über die Karten, die Chert gezeichnet hatte, und gemeinsam versuchte man, die Absicht der Südländer zu ergründen.
    »Hier, sie sind vom Festland unter der Bucht durchgekommen, auf Sturmsteins Großer Unterwasserstraße«, sagte Malachit Kupfer und warf mit einem Stück Holzkohle ein paar Markierungen auf die Karte. »Aber wenn sie nach Funderlingsstadt und dann weiter hinauf in die Burg wollen, warum sollten sie dann hier den Weg durch den Eisengrund nehmen? Der führt doch nirgends hin außer in die Tiefe.«
    Zinnober runzelte die Stirn. »Nicht mal umgehen können sie uns ohne enorme Mühe und großen technischen Aufwand. Sie müssten sich meilenweit durch extrem enge Gänge quälen, um auf irgendeinem anderen Weg zum Tempel zu gelangen!«
    Vansens Augen weiteten sich. »Bei Perins Hammer!«, fluchte er. »Dann stimmt es also — der Autarch will in die Mysterien!«
    »Was uns wenig Zeit lässt, eine schreckliche Entscheidung zu fällen«, sagte Zinnober.
»Mir
wenig Zeit lässt, um genau zu sein, da ich hier den Astion trage.« Er verzog gepeinigt das Gesicht. »Noch ein paar Stunden, und die Xixier sind am Ockerschlauch und an uns vorbei. Danach können wir gar nichts mehr tun, außer ihnen noch ein wenig in den Rücken zu fallen.« Er ließ den Kopf hängen und starrte verzweifelt auf die Karte. »Was bleibt uns noch? Hauptmann, wo stecken diese Zwielichtler, die doch angeblich unsere Verbündeten sind?«
    Vansen kannte Zinnober inzwischen gut genug, um zu wissen, wie furchtbar diese Verantwortung auf ihm lastete. Und er wusste auch, wie wenige Männer gleich welcher Größe es gab, denen er dieses Urteil lieber überlassen hätte. »Die Qar haben noch nicht verlauten lassen, was sie vorhaben, aber ich werde noch einen Boten zu ihnen schicken. Dann bleibt uns nur noch Warten«, erklärte Vansen. »Doch in der Zwischenzeit, Magister, müsst Ihr entscheiden, was Eure Leute jetzt tun sollen. Die Xixier passieren lassen und die Mysterien aufgeben, damit wir uns zurückziehen und Funderlingsstadt verteidigen können?« Er hob die Hand, als Zinnober und Jaspis laut aufstöhnten. »Ich weiß, das schneidet Euch ins Herz.«
    »Es ist der Berg Xandos der Funderlinge«, sagte Chaven abrupt und laut. »Ihre heiligste Stätte.«
    »Ich weiß«, sagte Vansen. »Lasst mich ausreden, Chaven Makaros. Wir können sie durchlassen und unsere kleine Streitmacht zur Verteidigung von Funderlingsstadt einsetzen, oder wir können unterhalb der Fünf Bögen Stellung beziehen und versuchen, die Xixier aus den Mysterien fernzuhalten. Wir hätten zumindest den Vorteil, das Terrain zu kennen.«
    »Aber bei ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit und ihren Waffen werden sie uns irgendwann überwältigen«, sagte Malachit Kupfer. »Auch wenn wir noch so erbittert kämpfen, sie werden uns irgendwann zurückdrängen — das ist unausbleiblich.«
    »Ja, und dann werden wir weichen«, sagte Vansen, » — aber nur langsam, und wir werden so viele von ihnen töten wie möglich. Wenn wir nicht siegen können«, — plötzlich dachte er an seine Familie, die es praktisch nicht mehr gab, und an die Prinzessin, die für ihn schon vom Moment seiner niederen Geburt an verloren war —, »dann sterbe ich ebenso gern hier mit euch wie mit irgendjemand anderem.«
    »Ihr erweist uns eine große Ehre, Hauptmann Vansen«, sagte Zinnober mit einem traurigen Lächeln, »aber ist das wirklich unsere ganze Wahl? Unsere heiligsten Stätten aufzugeben oder Widerstand zu leisten und abgeschlachtet zu werden? Das ist grausam.« Er griff in die Tasche, zog ein glänzendes Rund von schwarzem Stein heraus und führte es ehrerbietig an seine Brust, ehe er es auf den Tisch legte. »Wie Ihr seht, habe ich den Astion hervorgeholt — für dieses Gespräch ist die Autorität der Zunft bei uns allen. Lasst uns beide Möglichkeiten genauer erörtern ... und haltet nicht mit Eurer Meinung hinterm Berg? Ich werde nicht ruhig schlafen, ganz gleich, wofür ich mich entscheide, aber wie bei allem Schmerzlichen, das unvermeidbar ist, gilt auch in diesem Fall, je länger, je ärger. Bei den Alten der Erde! Ich wollte, Chert Blauquarz wäre hier, da wir ja auch

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